
ren dicker, als in den blassen. In so fern nämlich die blonden
oder überhaupt lichten Haare in der Regel feiner organisirt
sind, als die dunkelgefärbten, ist die Sache wohl richtig;
nichts desto weniger gibt es sehr feine dunkle Haare, die gleichwohl
die Marksubstanz nicht durchscheinen lassen, weil sie zu
stark gefärbt sind, nicht aber weil ihre Rinde zu dick ist. —
A n m e r k u n g 1 . Icli habe oben gesagt, dass die Rindensubstanz
stets weiss sey ; u n d so fand ich sie auch wirklich bey allen
Menschenhaaren. Anders verhalt es sich aber bey den Haaren
mancher T hie re. So fand ich sie in den Tasthaaren des Ochse
n , in den schwarzen Rosshaaren, in den Haaren des Puters,
un d in den Stacheln des Igels und Stachelschweins theils ganz ,
th e ü stellenweise stark, oft ganz schwarz gefärbt. —
A n m e r k u n g 2. Mit der Dicke der Rindensubstanz steht die Ela-
stic itä t, u n d die Fähigkeit, gekräuselt zu seyn, im geraden Ver-
hälmiss. Desshalb sind die Bart- und Schamhaare elastischer und
zum Kräuseln geschickter. Nach B i c h a t soll die eigenthümli-
che Beschaffenheit der Rinde den Negerhaaren ihren unterscheidenden
Charakter geben.
Eine andere Streitfrage ist die über die Ve r l ä n g e r u n gen
und Ungleichheiten der Menschenhaare, also eigentlich der
äussern Substanz. — Die schon genannten Naturforscher, Leu-
wenhoe k , Rowland, L e d e rmü l l e r u. v. a. bilden
ihre Haare mit solchen Aesten ab. Ma y e r behauptet, die
ganze äussere Oberfläche des Haars sey hier und da mit kleinen
Fasern oder zarter Wolle bedeckt, und hält diese für
Dunstrohren, wodurch das Haar zur Seite ausdünstet. Bichat
läugnet die Wahrnehmbarkeit solcher kleiner ästartiger Verlängerungen,
hält aber für wahrscheinlich, dass dergleichen
unmerkliche Verlängerungen von den Seiten des Haars abgehen
, die zu der Adhaerenz der Haare an einander viel beytra-
gen können, welche bekanntlich in Krankheiten, wo man die
Haare lange nicht gekämmt hat, oft einen hohen Grad erreicht.
— Nach Andern soll die äussere Oberfläche des Haars
Schuppen besitzen, welche beym Streichen des Haars von der
Wurzel zur Spitze nicht merklich, in umgekehrter Richtung
aber deutlich bemerkbar sind. M o n g e * ) glaubt sogar,
dass hierauf der Mechanismus des Hutfilzens beruhe. — Dem
ist aber nicht so, denn die vor dem Walken bestehenden SchupAnnal.
de Chymre T, YI, p. 300.
pen sind als schon längst abgelöste Theile spröde und mürbe,
und können wegen ihrer leichten Zerreiblichkeit nicht zum
Binden oder Verschlingen dienen. Ausserdem lösen sie sich,
wenn sie in kaltes Wasser gebracht werden, zu einem grossen
Theile, und wenn sie in heisses kommen, gänzlich von der
Oberhaut ab, und sie könnten also, wenn sie auch Haltbarkeit
und Biegsamkeit besässen, doch nicht im Wasser zum Filzen
benützt werden. Dennoch dienen sie einigermassen zum Filzen
; denn, wenn die alten Schuppen weggespült sind, so werden
im heissen Wasser bloss durch dieses, und im kalten durch
das Kneten und Stampfen, neue Trennungen von der Oberhaut
bewirkt, und diese an ihr hängen bleibenden zähen und elastischen
Fäden verschlingen sich nun bey dem fortdauernden
Kneten und Stampfen zu einem festen Filz *).
Wahr ist es, dass sich die Oberfläche des Haars rauh anfühlt,
wenn es von der Spitze gegen die Zwiebel zu gestrichen
wird. Ich bin geneigt, diese Thatsache bey den Menschenhaaren
den hier wirklich vorhandenen, aber äusserst feinen Schüppchen
zuzuschreiben, die ich auch an der Oberfläche aller jener
Thierhaare gefunden habe, welche mit den unsrigen die
meiste Aehnlichkeit haben. Diese Schüppchen scheinen sich
von Zeit zu Zeit an der Oberfläche der Rindensubstanz abzulösen,
und wie Dr. J a h n richtig bemerkt, gleich dem erstarrten
Schleim der Oberhaut eben so fortdauernd weggeschaftt
zu werden, wie sie sich fortwährend, namentlich bey manchen
Menschen erzeugen, die denn auch der Reinlichkeit halber ge-
nöthiget sind , ihre Haare durch ein lauwarmes Bad von diesem
Unrath zu reinigen, und sie wieder glatt zu machen. Würde
das Bad sehr heiss genommen, so soll schon in demselben wieder
eine neue Rauhheit der Haare dadurch entstehen, dass sich
durch die Einwirkung des heissen Wassers sogleich wieder
frische Schuppen bilden, weil das heisse Wasser eine Trennung
der Oberhaut in Fäden und Blättchen veranlasst. In siedend
heissem Wasser soll sogar eine Ablösung des ganzen
Oberhäutchens erfolgen. — Weil ferner die Abstossung der
Schuppen von der Oberhaut immer von oben gegen unten beginnt
, so kann man sich den Umstand leicht erklären, dass
die Haare zwischen den Fingern rauher erscheinen, wenn sie
von der Spitze gegen die Zwiebel zu gestrichen werden, als
*) H a a ra ru v. Dr. J a h n p. 29. I. Thcil.