
seines Armes gemacht hatte, zwey festwuchsen, zwey durch
Eiterung ausgestossen wurden und zwey austrockneten; eben
so wuchsen einige von seinen eigenen Kopfhaaren, als er sie
auf den Arm verpflanzte, fest, und die Wurzeln zeigten sich
später dick und frisch. Selbst von drey weissen Haaren eines
Greises wuchs eines fest und behielt seine Farbe. Von zwölf
Barthaaren einer Katze wuchsen, auch wenn sie ohne Zwiebel
auf den Rücken eines Kaninchens verpflanzt wurden, fünf
fest; dasselbe geschah sogar bey vier Barthaaren von Katzen
und Kaninchen, deren Haare er in die Nähe der Steissdrüse
einer Taube verpflanzte. Auf dem Rücken der Tauben gelang
diess nur, wenn er Federn dicht über der Haut abschnitt, mittelst
einer langen Nadel die kleine Narbe der Feder anstach,
und das Haar mit der Zwiebel in die Stichwunde der Feder
einbrachte. — Die Federn liessen sich von ihm auf ähnliche
Art, wie die Haare, jedoch nie auf die Haut der Säugethiere
versetzen.
Ich habe nun noch einer Streitfrage zu erinnern, die bis
auf den heutigen Tag nicht zur Zufriedenheit Aller gelöst
ist, nämlich: ob die Haare a uc h nac h dem To d e noch
wachsen, oder ni cht ?
Unter den Gewährsmännern, die für das Wachsen der
Haare nach dem Tode sprechen, muss ich zuerst des Demo-
cr i tus und Te r t u l l i a n u s erwähnen. Sehr wahr ist, was
Ar i st ot e l es*) sagt: »Eiiam in Senectuie et defunclispiliaugen-
tur, sed non nascuntur.«. Dass die Haare nach dem Tode noch
wachsen, glauben ferner Pl inius, Plot inus , Laur e n t i u s ,
J o u b e r t , F ranc . Val lesius, Hor a t i u s Augen, Campa-
n e l l a , He lmont , P a r a ce l s u s , Hi g hmo r , Carda nu s ,
Ko r nma n n , E r a smu s Ba r t h o l i n , Ga u d e n t i u s , Ne-
ande r , De l r io und Gl i sson. — Mat h . Got t f r i e d P u r mann
**) sah die Schädel der von den Krainern getödteten
Türken öfters auf dem Pfahl noch mit Bart- und Haupthaaren
bewachsen. Dasselbe beobachtete er zu Strassburg, als
er sich ein Scelett machen wollte, wo das Haar täglich einen
Finger breit (?) hervorwuchs.
Garm a n n ***) sagt, dass die Haare nach dem Tode
*) Hist, an, lib, III, c, 11. und de Generat. lib. II. c. 6, 1.
**) p. 1. Chirurgischer L orb e rlran z . 1. 26. p. 109.
***) De miraculis mortuorum lib. 1. Tit, 1. Dresdae et Lips. 1709. §.26.
nicht in allen Cadavern, sondern nur in jüngern, plötzlich
oder gewaltsam, oder an einer sehr wichtigen und heftigen
Krankheit Verstorbenen wachsen, und zwar aus dem
Grunde, weil in solchen Fällen noch das Nutrimentum ca-
pillorum in Uebermass vorhanden sey. An einem andern Orte
gibt er sogar zu, dass die Haare an einem Leichname mehrmals
abgeschnitten worden seyen. — Pa r e u s versichert,
24 Jahre lang einen einbalsamirten Leichnam zu Hause gehabt
zu haben, dem Haare und Nägel so oft wieder gewachsen
wären, als er selbe abgeschnitten hätte. Wü l f e r und
Ar n o l d erzählen in den philosophischen Transactionen folgende
Fälle. Man sah zu Nürnberg aus dem Sarg einer begrabenen
Frau 40 Jahre nach ihrem Tode zwischen den Brettern
und Spalten ihres Sarges eine solche Menge Haare hervorkommen,
dass es schien, als wenn man den Sarg damit
angefüllt hätte, und als wäre der ganze Körper dieser Frau
mit einem langen, dicken und gerollten Haarwuchse überzogen.
Als einer der Todtengräber seine Hand auf den Kopf
des Leichnams gebracht hatte, fiel dieser in Staub zusammen,
und der Todtengräber hatte seine Hand nur mit Haaren angefüllt
*). Ar n o l d hingegen sah, wie sich die Haare bey
einem am Galgen hängenden Verbrecher beträchtlich verlängerten,
und wie sich sein Körper mit neuen Haaren bedeckte,
während er noch am Galgen hing. Ki r k p a t r i c k **) und
Keusch***) stimmen ebenfalls für das Wachsen nach dem
Tode._ Par i set , nach dessen Aussage es auf anatomischen
Theatern häufig Gelegenheit zu solchen Beobachtungen geben
soll, erzählt folgende Thatsache: Ein Vater behielt die
Reste seines vielgeliebten Sohnes mehrere Tage bey sich im
Hause, um ihn dann zu beerdigen. Unterdessen war dem
Leichnam der Bart so gewachsen, dass der Vater diess für
ein Zeichen des wiedergekehrten Lebens ansah ****). P a r i set
ist der Meinung, dass sich das Wachsen der Haare nach
dem Tode besser am Barte bemerken lasse als sonst wo, weil
man diesen oft abzuschneiden gewohnt war. Bi c h a t ■{•) ver-
*) Auch im Journal des Savants vom Ja h re 1682.
**) Reflexions on putrefaction. London 1751. 8. p. 26.
***) ln G r ü n e r’s Almanach für 1787. p. 20.
*»*«) Article Barbe im Dictionn. des Sciences medicales.
f ) A. a. O.