
thümliche Stellung einnimmt, bald stätig und in gerader Linie
fortlauft, bald, und zwar sehr häufig auf die eine oder andere
Seite geneigt ist, mitunter selbst einen stumpfen Winkel mit
der Zwiebel bildet. — Indem sich also das Haar aus seiner
Zwiehel erhebt, geht es in dem angegebenen länglichten
Canal, der von dem Balge gebildet wird, ohne mit ihm verwachsen
zu seyn, durch die schief gerichtete Oeffnung der
Haut, verlässt ihn bey der Oberhaut, und begibt sich dann
nach Aussen, indem es sich, je weiter es hervordringt, all-
mählig mehr verschmälert, und in eine Spitze endigt. In der
Gegend, wo sich der Balg auf der Oberhaut öffnet, befinden
sich gewöhnlich dicht um diese Oeffnung einige runde Zellen,
dem Anschein nach mit Fett gefüllt; vielleicht sind diess
auch Talgdrüsen. — Häufig wurde über das Verhalten der
Oberhaut zum Haar gestritten. Viele Schriftsteller, worunter
Ruys ch *), Kaauw **), Haller***) undWi thof ) behaupten,
dass die Haare, da, wo sie durch die Oberhaut
durchgehen, dieselbe eigentlich nicht durchbohren, sondern
bloss in die Höhe heben, und sich eine Scheide davon bilden,
die sie dann bis an ihr Ende begleitet. Kaauw gesteht zwar,
dass diese Fortsetzung der Oberhaut so fein sey, dass man sie
nicht sehen könne, und dass die Haare, wenn man die behaarte
Oberhaut von der Lederhaut trennt, ganz locker mit ihren Cy-
lindern in denOeffnungen der Oberhaut liegen, und meint, dass
dieses von dem festem Zusammenhang des Haars mit dem
Balge herrühre. Bichat gibt vier Gründe gegen die oben aufgestellte
Behauptung an, indem er sagt, dass 1 . das Haar in
seinem Ursprungscanale eben so dick als aussen ist; 2- man,
wenn dieser Canal an seinem von der Haut ahgewandten Ende
geöffnet wird, das ganze Haar mit der grössten Leichtigkeit,
und ohne den geringsten Widerstand zu erfahren, herausziehen
könne, der doch erfolgen müsste, wenn die Falte der Oberhaut
zerrissen würde; 3. das Haar, wenn sich die Oherhaut
erhöbe, um es einzuhüllen, eine auffallend grössere Dicke,
als im Hautcanal erhalten müsste, wenn anders nicht die Ober*)
Thesaur» anat. V. N. II.
**) Perspiratio etc. p . 148.
***) Elementa physiologiae Yol, Y. p. 35.
****') A. a, O. Er bestimmt aber die Länge dieser Scheide nur auf zyrej
Linien.
haut sich ausserordentlich über demselben verdünnte; endlich
4. man beym Herausziehen des Haars nichts von dieser vorgeblichen
Erhebung sehe, sondern dass im Gegentheil eine Em-
drückung an der Stelle sey, wo das Haar seinen Ausgang
nimmt. — Nach meiner Einsicht wird die obige Behauptung
am besten dadurch widerlegt, dass sich die Oberhaut, wenn
sie sich in Folge einer Abbrühung mit heissem Wasser von dem
Corion gelöst hat, ganz leicht, und ohne irgend eine Verletzung
über die in und unter der Lederhaut steckenden Haare
geradezu wegziehen, und also für jedes Haar ein eigenes Loch
zum Durchgang übrig lasse.
Wer dennoch der erst neuerdings in der Versammlung
der Naturforscher zu Heidelberg von D r. La u t h aus Strassburg
ausgesprochenen Behauptung: „Dass die Oberhaut deutlich
in die Zwiebel trete, und sich in den Grund des Haares
fortsetze, und die Haare demnach wirklich ein unversehr-
licher, aber stark entwickelter Theil der Oberhaut seyen“
Beyfall schenken möchte, der nehme sich nur die kleine
Mühe, und präparire sich den Balg eines Tasthaars aus der
Schnauze des Ochsen, schneide dann den Balg behutsam der
Länge nach auf, ziehe das Haar an seinem ohern Ende etwas
sanft gegen sich, und er wird da, wo dasselbe die Oherhaut
durchbohrt, ja selbst noch in einem Theil der Lederhaut eine
ganz glatte, die Schichten der Haut genau nachweisende, abgerundete
Vertiefung finden, in welcher der Haarschaft ganz lose
liegt. Denn die eigentliche Befestigung des letztem geschieht
erst innerhalb des Balges, (in diesem gegebenen Fall ungefähr
'/j Linie unter der Stelle, wo die Oberhaut ein Loch übrig
lasst).
Wenn man nun das Haar mit einer Lupe untersucht, so
sieht man nach aussen, so zu sagen an den beyden Seitenrändern
eine Art durchsichtiger Rinde, und im Mittelpunkte der
ganzen Länge nach eine mehr oder weniger gefärbte Linie, die
offenbar von einer andern Substanz gebildet ist. So kommen
wir jetzt auf die zwey verschiedenen Theile, aus denen der
Haarschaft besteht. Der äussere bildet so zu sagen eine Röhre,
die sich von der Zwiebel bis zur äussersten Spitze erstreckt,
der andere mittlere ist das in dieser Röhre enthaltene
Mark.