
§• 196.
B. Von den krankhaften Auswüchsen, Knoten
u. dgl.
In Bezug auf Knoten, Auswüchse und Erweiterung der
Zellen an den menschlichen Haaren kann ich bloss bemerken
, dass ich diese Abnormitäten einigemal zu Gesichte bekam,
ohne jedoch im Stande zu seyn, über ihre Veranlassung
etwas Näheres anzugeben.
§* 497-
C. Von der zu starken Krause und Schlaffheit
der Haare.
Weil es Menschen gibt, die nie mit dem zufrieden sind,
was ihnen die Natur bescheerte, so kam es, dass man auch
auf Mittel sann, welche die krausen Haare schlicht, und die
schlaffen kraus machen sollten. Unter die erstem finde ich
bey Rh az e s überhaupt, und wohl auch zweckmässig die Olea
lenia aequalia, et Mucilagines viscosae, mollificantes gezählt 5 dagegen
die kraus machenden folgende sind: Farina foenugrae-
c i, et Oleum ejus, Myrrha, Gallae, Calx, Lythargyrium, Hyos-
cyamus albus. Auch die Spuma salis soll stark krausen.
Av i c e n n a empfiehlt nach Rhazes folgendes Incr ispa-
t i vu m:
Rp. Gallarum
Fruclus tamarisci
Limaturae acuum
Foliorum cupressi
Granorum ejus
— cydoniorum
Lythargyrii
Dragaganthi
Boli
Endiviae silvestris aa. part. unam
Calcis non exünclae part. dimidiani
Conficialur cum aqua siclae (belac)
et administretur.
In der neuern Zeit habe ich folgende Mittel angerühmt
gefunden, um das Haar locki g zu machen: Man nimmt das
Weisse von einem E y , ein Quentchen fein gestossenen weis-
sen Zucker, einen Esslöffel voll weissenWein, und macht eine
Salbe davon. Hiemit wird das Haar Abends überstrichen,
wenn man es aufrollt. Oder: Man nimmt 1 Loth armenische
Seife und ‘/2 Loth Rosenwasser, und lässt beydes zusammenkochen.
Oder: Man wascht die Haare mit einem weinigen
Aufguss der Attichwurzel oder des Hanfsamens, und reibt dieselben
oft mit einer fetten Pomate.
§. 198-
D. Von der fehlerhaften Richtung der
Haare.
Auch die Ri c h t un g der Haare, oder eigentlich des
Haarschaftes kann fehlerhaft seyn. Da jedoch die Richtung
vorzüglich von dem Orte des Ursprungs, oder mit andern
Worten von dem Sitze des Haarbalges abhängt, und sich
demnach nur selten eine fehlerhafte Richtung der Haare ohne
fehlerhaften Sitz des Balges denken lässt, so ist leicht einzusehen,
dass es sich hier hauptsächlich um die Bestimmung
dieses letztem handle. In dieser Beziehung wissen wir, dass
das Wesen der Trichiasis nicht allein, wie man wohl hie und
da noch glauben mag, in der Einwärtskehrung des Augenliedes,
sondern vielmehr darin liege, dass die Cilien, welche bekanntlich
ausserhalb des scharfen Randes des Augenlieds entspringen
sollen, theils an diesem selbst, theils jenseits nach
Innen hervorkommen, und so durch ihre zweckwidrige Richtung
dem Auge schaden.,— Ol i v i e r sah auch an den Gliedern
kleine Haare sich unmittelbar nach ihrem Austritt aus
dem Balge umkrümmen, und spiralförmig unter der Haut
fortrollen, ohne diese zu durchbohren. Darauf entstand eine
leichte Reilzung, und auf sie bildete sich eine kleine Blase,
die sich öffnete, und aus welcher sodann ein seidenartiges
Haar trat, das um sich selbst gewunden war. Andere Autoren
haben Fälle beobachtet, in welchen die Haare eine, der
gewöhnlichen ganz entgegengesetzte, Richtung nahmen, und
sich mit ihrer Spitze neben der Austrittsstelle in die Haut
einbohrten.