
kommt, desto mehr fallen von den über den Körper verbreiteten
Haaren aus, kommen ins Fruchtwasser, und werden von
der Frucht verschluckt.“
Was die e i n z e l n e n T h e i l e des Haars in dieser Periode
betrifft, so ist es gewiss, dass die äussere Hülle der
Haarzwiebel zuerst gebildet wird, und dass das aus dieser
hervorwachsende Haar dann diese Hülle, wie ein hervortretender
Zahn sein Säckchen durchbricht.
Der oben angegebene Umstand, dass nämlich die Neu-
gebornen nicht alle Haare mit auf die Welt bringen, hatte
schon in frühen Zeiten die Abtheilung der Haare im Allgemeinen
m u r s p r ü n g l i c h e oder a n g e b o r n e (Pili congeniti,
und s p ä t e r e r z e u g t e (Pili poslgenili v\ e-
eoyeveli**) zur Folge. Unter die erstem zählt man die Kopfhaare,
die Augenbraunen, Augenwimpern, und die weichen
Körperhaare5 zu den letztem, die erst nach der Geburt erscheinen,
gehören alle übrigen Haare des Körpers. _ Nach
Ar i s tot e l es hat nur der Mensch Pilos postgenitos, was ich
aber früher schon widerlegt habe.
Nach der Geburt wachsen die Kopfhaare viel schneller,
als zuvor; die die Stelle der Milchhaare einnehmenden Haare
des Körpers werden erst zur Zeit der Mannbarkeit recht deutlich.
Während der ganzen J u g e n d z e i t ist das Haar seidenartig,
die Farbe (noch manchmal dreymal) heller, als sie in der
Folge seyn wird. Doch sollen die Neger ihre schwarzen Haare
mit auf die Welt bringen, und letztere sollen sogar noch
schwärzer als ihre Haut seyn. Oft hat das Haar, welches später
blond seyn soll, eine weiss- oder goldgelbe Farbe, welches
nach Bi c h a t bloss von der besondern Natur der innern Substanz
, und nicht von ihrer Abwesenheit, wie beym Greise her*)
crvvysvaui, qui in utero materno existentibus nascuntur (quibus
generatio est non qualis b e rb is , sed qualis stirpibus prima ra-
tione a n a tu ra co n d itis, non temperamentum ex necessitate se-
quentibus).
*J V(7T£f>07EV£!{, qu i, postquam summa cutis ra ra evasit, nascu n tu rj ta ils
autem evadit simul ac genitale semen o ritu r in puero, et men-
sibis un virgine via patet, pubis primum , mox alarum , postremo
menti. A r i s t o t e l e s 3. hist. an. II. — H i p p o c r a t e s de natura
pueri. Ga l en . 2. temp. 5.
rührt. In der Regel erhalten Kinder, welche mit weissen Haaren
geboren werden, in der Folge gelbliche; die aber, welche
solche schon zur Welt bringen, hellbraune Haare, und diese
werden dann grösstentheils dunkelbraun, rothe Haare manchmal
schwarz. Eine solche Veränderung geschieht besonders
leicht in den Jahren der Mannbarkeit. — Nach L or ry*) sieht
man bey ganz jungen, besonders weisshaarigen Kindern nach
einem guten Schlaf auf ihrem glänzenden Angesicht die Haut
anschwellen, und gleichsam eine sehr schwache, sammtartige
(tnllosam), und kaum über die Haut erhobene Haarblüthe,
welche einen lichten Thau enthält, ähnlich dem Thau frisch
vom Baum gepflückter Früchte. (Eff'lorescentiam pilorum, quae
vaporem tenuem, rori J'ructus recentes ab arbore decoranli aemu-
lurn).
Zur Zeit der Ma n n b a r k e i t tritt eine sehr merkwürdige
Veränderung, ja man kann wohl mit B i c h a t sagen, eine
wahre Revolution in dem ganzen Haarsystem ein, wodurch es
beynahe um das Doppelte zunimmt. — Das Milchaar wurde
schon früher durch das sogenannte Wollhaar (Federhaar,
Staubbaar, Gauchhaar) Lanugo puberum ersetzt. Die Haare
der Geschlechtstheile, der Achselhöhle und des Bartes entwickeln
sich jetzt, und zwar entstehen beym Jünglinge zuerst
Baumartige Haare über den Mundwinkeln, dann an der Oberlippe,
hierauf an Kinn und Wange, und endlich unter dem
Kinne • daher He lmo n t s Spruch: a testibus barba nascilur.
Einige Zeit vor dem Abbruch dieser Haare bemerkt man ^uf
der Haut eine Menge Knötchen, welche letzterer das Ansehen
einer Gänsehaut geben. Unter diesen sieht man die Zwiebeln
und das hervorbrechende Haar, das bald darauf an jedem
Knötchen heraustritt, worauf sich diese wieder ebnen, flacher
werden, und endlich ganz verschwinden. Vor dem Ausbruch
des Barts beobachtet man ebenfalls schon unter der Haut den
Sack, welcher den Ursprung des Haars enthält. Er ist deutlich
gebildet, und lässt den Anfang des Organes sehen, welches
er enthalten soll. Zu gleicher Zeit wachsen auch die Haare
der Achselgrube und der Brust; die des Rumpfes und der
Gliedmassen werden deutlicher und zahlreicher, und erhalten
eine bestimmte Farbe. Alles diess erfordert jedoch einige
Zeit, bis es seine Vollendung erreicht; so braucht namentlich
1) De rnorbis cutaneu Iractat p. 13.