
wie hier abgerundet, also nicht ganz, sondern offenbar zerrissen
sind, und auf einer Seite ihre Rinde verloren zu haben scheinen,
indem sich daselbst ihre Oberfläche rauh , mit abgerissenen
Fortsätzen besetzt zeigt.
Man beobachtet diese Spaltung der Menschenhaare in der
Gicht, Rhachitis, bey langwierigen und heftigen Kopfschmerzen
, manchmal auch nach starken Erkältungen des Kopfes,
und in hektischen Fiebern. Die alten Aerzte leiteten das Uebel
von zu grosser Trockenheit des Körpers, andere von einem
scharfen Safte her.
Die Vo r h e r s a g e richtet sich hauptsächlich nach den
ursächlichen Verhältnissen. Waren diese bloss heftige Kopfschmerzen
oder eine starke Erkältung, dann ist noch einige Hoffnung
zur Hebung des Uebels gegeben. In den andern Fällen
aber ist meist keine Heilung möglich. — Gewöhnlich wachsen
die gespaltenen Haare nicht mehr, und fallen bald aus.
Ihrer Lehre getreu handelten die Alten dem Uebel mit
anfeuchtenden, öligen Mitteln entgegen. Ave n z o a r will es
mit Leinöl geheilt haben. A vi cenn a empfiehlt ebenfalls milde
Oele und Schleime von der Althaea, Psyllium> Fol. salicis u. dgl.
Se n n e r t räth, jenen Theil, der zurückbleibt, an den Spitzen
mit Galle einzureiben, und dann wieder mit einem Decocto ca-
pillarium: abrotani, arundinis u. dgl. abzuwaschen.
Mir scheint es am zweckmässigsten, die gespaltenen Haare
an ihrer Spitze abzuschneiden, und dem Ursächlichen entgegenzuwirken.
In jedem Falle werden nährende, kräftige Po-
maten nothwendig und nützlich, aber vielleicht meist auch
ohne Erfolg seyn, wenn nicht auf den Total-Habitus des Kranken
vortheilhaft und zweckgemäss eingewirkt wird.
§• 194-
B. Von der Mi lbenkrankhei t ( Tinea pi~
lorumJ.
Diese Krankheit gehört allerdings unter die äussern Verletzungen
der Haare, und besteht darin, dass die von den sogenannten
Ha a rmi l b e n zum Theil angenagten, zum Theil
auch abgefressenen Haare stückweise abfallen.
Man beobachtet diese Krankheit vorzüglich bey Kindern
und jugendlichen Individuen, besonders des weiblichen Geschlechts;
jedoch auch, obgleich viel seltener, bey erwachsenen
Menschen. Phlegmatische, überhaupt mehr Schleim bereitende,
auch sehr fette Personen haben, so wie zur Erzeugung
der Würmer im Allgemeinen, so auch zu jener der Haarmilben,
eine vorzügliche Anlage. Ueberhaupt nähert sich das
Uebel sehr der Läusesucht.
Die Ke n n z e i c h e n dieser Krankheit entgehen dem aufmerksamen
Auge nicht; denn man bemerkt sogleich die kleinen
Würmchen, welche an den Spitzen der angegriffenen Haare
hängen, und sie von Tag zu Tag kürzer machen. Haben sie
schon eine Zeit lang so gehauset, dann gleicht der Haarboden
einem versengten Acker. — Selbst die F a r b e der Haarescheint
sich dabey zu ändern, indem ihnen die daran hängenden Thier-
chen einen aschgrauen Anstrich geben. Wichtiger ist, dass, sobald
einmal das Nagen der Würmer begonnen hat, die Haare
zu wachsen aufhören, bis nicht alles Benagte durch Abschnei-
den entfernt worden ist.
Abgesehen von der sonstigen Schädlichkeit dieses Uebels,
beeinträchtiget es auch die Schönheit ganz gewaltig, besonders
wenn Kopf- und Barthaare zugleich davon ergriffen werden,
wo es sodann durch die Ungleichheit der Haare einen höchst
widrigen Anbliek gewährt.
Die Alten richteten ihre Sorge dahin, jene Würmchen zu
entfernen, und die Materie, aus welcher sie erzeugt wurden,
zu zertheilen. Daher gebrauchten sie theils örtliche, theils allgemeine
Mittel. Unter die erstem gehörten Waschwasser aus
Genista, Myrrha und Essig, oder aus pulverisirtem Brennesselsamen
ebenfalls in Essig geweicht; ferner ein Decoct aus Foenu.
graecum und Scabiosa mit Lauge bereitet $ auch die Meerzwiebel
mit Myrthenblätter und Salbey in Oel gekocht, oder Knoblauch
in Essig gekocht mit Ochsengalle, Wermuth, Aloeu.dgl.
Innerlich Hessen sie Purgantia nehmen.
In unsern Tagen verfährt man gegen diese Krankheit bey-
nahe nach gleichen Rücksichten, nur durch zum Theil verschiedene
Mittel. Oertlich werden dieselben Salben angewandt,
die man auch in der Tinea capitis zur Vertreibung der Läuse
braucht, nämlich aus Läusesamen, Quecksilber - Präparaten
u. dgl. J ahn schlägt aber dagegen eine leichte Einreibung der
aus Schweineschmalz bereiteten Pomate, nachdem derselben
Anisöl oder Kampfer und Petersiliensamen zugesetzt worden.
Auch eine Abkochung welscher Nussblätler soll hinreichend