
schrieb man sie dem Gebrauch des Quecksilbers zu, obgleich
sich diess Symptom auch schon bey denen fand, welche keines
genommen hatten. Bis zum Anfänge des 17ten Jahrhunder-
tes war sie sehr häufig, von da an wurde sie allmählig wieder
seltener, und hat gegenwärtig so abgenommen, dass Cul le-
r i e r , welcher seit 20 Jahren jährlich 2000 — 3000 Syphilitische
behandelte, dennoch unter dieser ungeheuren Anzahl nur
3 — 4 Älopec ias u n iv e rsa le s , und 50 — ÖO lo ca le s s, p a rtia le s fand.
Die Ursache davon mag darin liegen, dass einerseits die
Kranken in unsern Zeiten früher Hülfe suchen, und andererseits
die Aerzte die Krankheit besser, und mit weniger Nachtheil
für die körperlichen Kräfte des Kranken zu behandeln
verstehen. — Indessen soll sie häufiger in den wärmern Ländern,
z. B. Aegypten, Unter-Italien, Süd-Spanien u. s. w.
Vorkommen. Doch erzählt Prof. P e l l e t a n in neuerer Zeit
den Fall eines Menschen von 25 Jahren, welcher drey Monate
nach einem Tripper, den man durch verdünnende Mittel und
eine Anzahl von Quecksilbereinreibungen behandelt hatte, alle
Haare am Kopfe und an den Augen verlor.
Auch in der syphilitischen Alopecie ist nebst dem zweckmässigen
Gebrauch der Mercurial- und sch weisstreibenden
Mittel das öftere Abrasieren der wenigen, noch übrig gebliebenen
Haare sehr gut. Diess gilt vorzüglich bey jenen Individuen,
die das männliche Alter noch nicht überschritten haben,
denn bey Greisen wäre es unnütz. — Al p h o n s i u s F e r r i
räth an, den Theil mit einem Absud von Sennesblättern, R osm
a rin und Foenugraecum zu waschen, und ihn sodann mit Schlangen
- oder Maulwurfsfett, Myrthen-Sesamöl etc. zu waschen.
Ga b r i e l F a l l o p p i a gebraucht dagegen 1. S ia la g o g a :
P y re th rum , S la p h y s a g r ia , Pfeffer und Nelken. 2. Waschungen
mit Absüden von aromatischen und adstringirenden Pflanzen.
3- Einreibungen von weisser Seife, süssem Mandelöle, in welchem
man durch lange. Zeit und zu wiederholten Malen E up
h o r b iu m Raute, Nelken u. d. gl. sieden liess. Von diesem letzteren
Mittel will er die Haare innerhalb 24 Stunden hervor-
kommien gesehen haben.
A n m e r k u n g . 1. Ich weiss n ich t, was ich von dem durch Dr /Be r g-
m a n n *) für den F all anempfohlenen Mittel halten so ll, wenn
die Haare auf einzelnen Stellen ausgehen, und also kahle Flecken
*) ö le Krankheiten der Haut, Haare und Nägel elc* Leipzig 1824, p.99*
bilden. Es besteht aus einer Mischung von J Gran kalkerdiger
Schwefelleber und U Gran Z u ck e r, welches Abends vor dem Schlafengehen
nüchtern (?) auf einmal zu nehmen i s t , u n d auf dessen
einmaligen Gebrauch sich schon nach einer Woche junge Haare
zeigen sollen !!
A n m e r k u n g 2. Ich habe den erst neuerlich von Dr. R a d e m a c h e r
zu Gooch am Rhe in, in H u f e l a n d ’s Jo u rn a l May 1826, ange •
rühmten, in französischem Branntwein aufgelösten, u n d durch die
Destillation von seinem künstlichen Färbestoff gereinigten Kupferv
itrio l in zwey F ä llen von noch n ich t lange dauernder K a h lh e it,
aber leider vergebens angewandt. Nicht das kleinste Härchen kam
auf die mehrmalige und vorschriftsgemässe Anwendung dieses Mn-
tels zum Vorschein,
§■ 159-
Von den Au g e n l i e d e r h a a r e n habe ich noch zu bemerken,
dass sie theils in Folge mancher Augenentzündungen,
namentlich der scrophulösen und anderer Augenliederdrüsenentzündungen
nach Beer , bey T y lo s is u. dgl.; theils auch im
höchsten Alter nicht selten ausfallen, sich jedoch im ersten
Fall meistens wieder erzeugen, wenn sie gleich oft eine verkehrte
, nachtheilige Richtung nehmen.
S a u t e r spricht auch von einer T i n e a c i l i o r u m , als
einem in der Schweitz endemischen Uebel, in welchem die
Wurzeln dieser Haare eine eigene Verderbniss annehmen, und
Jucken und Brennen erzeugen. Später quillt ein scharfer Eiter
aus den Augenliedrändern hervor, und erhärtet zu Schuppen.
Die Spitzen der Cilien sterben endlich ab, dadurch werden die
Haare kürzer, reitzen und entzünden die Augen u. s. w.
Selten werden die Au g e n b r a u n e n allein von dem
Verluste der Haare befallen; doch fallen sie auch nebst den
bereits angeführten Umständen im Milchschorf, den Flechten
und ähnlichen fressenden Hautausschlägen dieser Gesichtsgegend
aus.
A n m e r k u n g . 1. Im fünften Bande des J o u r n a l d e m e d i c i n c e rzählt
N e y r o n 1 s folgende Beobachtung: E in Mann von 73 Ja h ren
bekam ein adynamisches F ieb e r, 6 Monäte nach der Genesung erschien
am Fussgelenk eine F le c h te , die n ich t heilte. Nachdem er
n u n mit dieser abermals 6 Monate behaftet war, bemerkte er eines
Morgens beym Erwachen, dass er alle Haare am ganzenKör-
() Museum der Heilkunde ffter Bd, p. 56,