
einen Theil des Geistes legte: „Supercilia maxime fastum. indi-
cant, et in iis animi pars. Negamus, annuimus. Superbia aliubi
conceptaculum, sed hic sedem habet. In corde nascelur, huc subit,
hic pendet. *).
Zur Zeit Gale n s wurde ebenfalls die Temperatur des
Gehirns von den Haaren abgeleitet.
Hören wir nun, was La v a t e r über die Physiognomie
der Haare sagt. J a h n führt folgende Worte von ihm **) an:
„Weisse, zarte, reine, flache Haare zeigen immer eine schwache,
feine, reitzhare, oder vielmehr schreckbare, druckbare Organisation
an. Schwarze krause Haare werden sich nie an einem
sehr feinen, zarthäutigen, markigen Kopfe finden. — Wie die
Haare so das Fleisch; wie das Fleisch so die Muskeln; wie diese
so die Nerven, und wie diese so die Knochen. Wie eins,
wie Alles von diesen, so die Kraft des Geistes zu wirken und
zu leiden, zu empfangen und zu geben. — Die wenigste Reizbarkeit
ist immer beym kurzen, harten, krausen und schwarzen
Haare; die meiste beym flachsweissen, zarten Haare, nämlich
ohne Federkraft. Schwerdrückend ohne Federkraft ist jenes;
schwergedrückt ohne Widerstand dieses. — Wo viele
Haare, viele Fettigkeit; daher keine Gegenden am menschlichen
Körper mit mehrern und längern Haaren bedeckt sind,
als der Kopf, die Höhle unter den Achseln u. s. f.“ — An diesen
Orten liegen, wie W i t h of bemerkt, sehr viele kleine Fettschläuche;
wo keine solche, keine Haare.“
„Aus der Elasticität der Haare lässt sich gewiss auf die
Elasticität des Charakters schliessen. — Die Haare sind natürliche
Feuchtigkeitszeiger. — Die in kalten Gegenden wohnen,
haben weisseres, und hingegen die in heisseren Gegenden wohnen,
schwärzeres Haar, — Lionel Was e r hat beobachtet,
dass die Einwohner der amerikanischen Meerenge milchfarbiges
Haar haben. — Grünes Haar haben wenige, ausser denen, 1
die mit Kupfer umgehen. — In den Signalementen der Spitzbuben
wird man wenig weisse Haare finden, wohl aber viel
dunkelbraune, auch wohl schwarze Haupthaare und weisse
Augbraunen beysammen. — Längere Haare haben die Weiber,
als die Männer. — Männer mit langen Haaren (und diese län*)
De rnorbis vulgaribus lib. secund sect. 5- p. 1040.
) J ob. C a s p a r L a v a t e r ’s physiognomische Fragmente. 4ter Ver
such p. 112.
gen sind mehrentheils weiss — schwarze habe ich wenigstens
noch keine von sonderbarer Länge gesehen) haben immer mehr
weibisches, als männliches an sich. Darum ist’s auch einem
Manne keine Ehre, wenn er lange Kopfhaare hat. — Die
schwarzen Haare sind härter, als die hellen; so wie die Haare
der Erwachsenen härter, als die der Jungen. — Die Alten geben
die, welche hartes Haar haben, für keck und wild aus:
Ilispida membra quidem , et durae pro brachia setae
Promiltunt alrocem animum,
. J u v e n a 1.
Ein zartes, volles, wuchsreiches Haar, ohne Verwirrung
und schwerlästige Gedrängtheit — nicht glatt und nicht hartkraus
— jst wahrer Ausdruck der höchsten Lichthelle des Verstandes,
ohne Poesie und Schwäche. — Ob das zarte, schwarze
Haar überhaupt Ausdruck von kälterer Complexion sey, ist
mir noch nicht vollkommen entschieden. — „Stille, feste
Stärke zeigt sich in proportionirter Gestalt, die jedoch eher etwas
zu kurz, als zu lang seyn darf. Sie zeigt sich auch in kurzem,
dichtem Haupt - und Barthaar.“ — So Lavater .
Ich füge noch H u a rt’s Urtheil über die Physiognomie
der Haare bey: „Will man wissen, ob die Beschaffenheit
des Gehirns mit der Beschaffenheit des Fleisches übereinkomme,
so muss man die Haupthaare betrachten. Sind diese
schwarz, stark, spröde und dicht; so zeigen sie von einer guten
Einbildungskraft und einem guten Verstände. Ach nein
doch! nicht so allgemein gesprochen, mir fällt sogleich ein
erzschwacher Mensch mit so einem Haare ein. Sprödigkeit ist
ein fatales Wort, das nie etwas Gutes bedeutet, man mag es
anwenden auf was man will. — Sind aber die Haare zart und
weiss, so zeugen sie von nichts, als von einem guten Gedächtnisse.
— Auch wieder zu wenig. Sie zeugen von einer feinen
Organisation, die Eindrücke von Bildern wenigstens so gut
aufnimmt, als von Zeichen der Bilder.“
Was mir die Erfahrung in dieser Beziehung als mehr
oder wenig gültig hingestellt hat, beläuft sich ungefähr auf
Folgendes:
1) Ein an Menge und Qualität den individuellen Verhältnissen
des Menschen entsprechendes s chön es Haar istnebst-
dem, dass es die äussere Form des Körpers bedeutend
hebt, auch ein beständiges Zeichen einer vollkommenen