
ist, jenen ursächlichen Zusammenhang höchstens ahnen,
und, wo möglich, im Stillen bey sich behalten soll.
6) Nach Vogel stehen die Haare mit der Gi c h t in einer
besondern Beziehung. So sah man eine merkwürdige
Entstellung derselben in einer Gicht, wo sie grau und
sehr kraus waren, und ein eigenes trockenes und abgestorbenes
Ansehen hatten. Seit dem ganzen Verlauf der
12jährigen Krankheit waren sie wenig oder gar nicht gewachsen.
Spröde und rauh verbreiteten sie bey dem geringsten
Anziehen eine unangenehme Empfindung über
den ganzen Hinterkopf, die sich den Rücken hinab zu
ziehen schien*). — Ein an der Kopfgicht leidender fünfzigjähriger
Mann erfuhr davon an seinen Haaren die Erscheinung
, dass sie sich kräuselten, und so verwirrten,
dass kein Kamm sie entwickeln konnte. Nach dem Anfall
verlor sich diess jedesmal wieder. — In einem andern
Falle entstand nach dem Schlage eines Pferdes auf das
Hinterhaupt eines Menschen eine grosse Empfindlichkeit
der Kopfhaare , auch selbst bey der geringsten Berührung
derselben. Das Abschneiden erregte die heftigsten
Schmerzen**).— R i t t e r in Mannheim beobachtete bey
einigen Kindern eine durch Erkältung so schmerzhaft gewordene,
gegen die natürliche Lage aufwärts gedrehte
Haarlocke, dass auch nur gelinde Berührung der Haarspitzen
die unangenehmsten Empfindungen erregte, und
weinend abgewehrt wurde. Die Veränderung des Wetters
hatte den bestimmtesten Einfluss auf diese Empfindlichkeit,
so dass man es darnach schon zum Voraus andeuten
konnte. — In einem andern Falle ward das
Kopfhaar nach einer starken Hirnreitzung durch einen
Schlag auf den Kopf so empfindlich, dass die leiseste Berührung
ein unangenehmes Gefühl erzeugte. Das Abschneiden
machte gleichfalls heftige Schmerzen ***). — Vog e l
kannte einen Mann, der des Nachts oft an einem heftigen
periodischen Kopfschmerze litt. Diess erkannte sein Diener
jedesmal am andern Morgen beym Frisieren der
Haare daraus, dass diese viel starrer als gewöhnlich, und
*) H u f e l a n d s Jo u rn a l XVI. 2. p. 185, 216.
**) Edinb. med. and surg. Jo u rn , Nr. LXXXI.
***) R u s t’s Magazin IX. 1. St. p, 134.
schwerer auszukämmen waren. Merkwürdig ist es, dass
sich bey seinem Sohne, einem Knaben von 13 Jahren,
ebenfalls in einem Nervenkopfweh dieselbe Erscheinung
zeigte. In H u fe ia n d ’s Journal *) ist ein Fall aufgezeichnet,
wo sich die Haare während des Gichtanfalls krausten
und verwickelten, nach Beendigung desselben wieder
schlicht wurden, und sich ohne Mühe wieder kämmen
liessen. — Bey einem andern Manne fing das Haar, sobald
er einen Anfall von heftiger Kopfgicht hatte, an, sich zu
kräuseln und aufzurollen, da es sonst gerade herunterhing.
Oft verwickelte es sich in einer Nacht so, dass es durch
Kämmen nicht in Ordnung zu bringen war. Nach dem Anfalle
ging diess wieder von Statten **). — Endlich machte
erst neulich unser Herr Prof. Bisch o f f an einem Gichtkranken
die Erfahrung, dass dessen Haare während des
Anfalles beym Kämmen bedeutend knisterten.
7) Aus dem Anhänge über die Pathologie der Thierhaare
ist zu ersehen, dass sich bey diesen beynahe eine jede
wichtige Krankheit der Thiere kund gibt. Etwas Aehnli-
ches findet selbst während der Begattungszeit, in der Periode
der Mauser, beym Abwerfen der Haare, im Zorn
u. s. w. Statt. Nicht so deutlich lässt sich diess bey dem
Menschen nachweisen, obgleich ich überzeugt bin, dass
man bey strengerer Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand
auf manche Veränderungen der Haare in verschiedenen
Krankheiten kommen würde, die man bisher übersehen
hat. Hieher gehört nun vor allen das Verwirrtseyn der
Haare, von welchem späterhin noch ausführlicher die
Rede seyn wird. Oft werden sie auch schlaff, verlieren
die Krause, ihren lebendigen Glanz; zuweilen richten sie
sich starr in die Höhe, wie bey heftigen Krämpfen, und in
Affecten, z. B. Zorn, Bosheit und Schrecken, letzteres namentlich
bey den Menschen, ersteres mehr bey den Thie-
ren. Manchmal werden sie ungewöhnlich trocken, wie ich
schon oben von einem Mädchen während des Anfalls der
Nymphomanie angeführt habe; seltener nehmen sie auch
einen üblen Geruch an, oder dünsten viel stärker aus,
und geben zur zahlreichen Erzeugung von Ungeziefer An-
*) Bd. IV. l. S. P.
Americ. med. Recorder, und in Horns Archiv 1823- Sept. p. 277*
Eble’s Lehre von d. Haaren II. Bd. 15