
abweichende chemische Resultate g eben, hat uns L. S a c h s •)
von sich selbst bestätigt, wie ich weiter unten in der Pathologie
anfiihren werde.
§. 120.
Verschiedenhei t der Haare nach dem Alter
und der Entwickelung.
In den ersten Monaten des Fötus, sagt Bi c h a t , finden
steh auf der noch gallertartigen Haut keine Haare. Erst zu
Ende des fünften Monats brechen mit der Bildung der Frucht-
schnnere die Wo l l h a a r e (Lanugo) an der ganzen Oberfläche
des Körpers hervor. Diese weichen, seidenartigen, weissgelblichen
Härchen scheinen jedoch noch keine sichtbare Zwiebeln
zu haben, und fallen auch schon zu Ende des zehnten Monats
meist wieder aus. Ebenso fängt in dem Zeiträume, wo
sich die Fasern der Lederhaut bilden (nach meinen Untersuchungen
erst im sechsten Monate) ein leichter Flaum sich
auf dem Kopfe zu zeigen an. Er ist von weisslichter Farbe,
und von jener fetten schmierigen Substanz bedeckt, welche
sich dazumal auf der Haut des Fötus absetzt. — Bald fängt
dieser Flaum an sich schwarz oder blond zu färben, doch bleibt
die Farbe bis nach der Geburt blass. Zu gleicher Zeit zeigen
sich auch die übrigen bleibenden Haare der Augbraunen und
Cilien an ihren bestimmten schon früher durch kleine Erhöhungen
mit Löchern bezeichneten Stellen, und auf dem übrigen
Körper ist, wenigstens stellenweise, bloss ein noch zarterer
Flaum als Vorbothe der später erscheinenden Haare zu
bemerken, und zwar besonders im Gesichte. Die L ä n g e dieser
Haare ist sehr verschieden; ich fand an einem sechsmonatlichen
Fötus die Kopfhaare von ungefähr 3 Linien, die der Augbraunen
von 2 Linien, und die der Wimpern von i ‘/2 Linien Länge.
Unter dem Microscope sah ich die Textur des Haars ganz
deutlich , denn die ausserordentliche Zartheit machte die Gegenstände
ganz durchsichtig. Die Zwiebel war von dem anfangenden
Haarschaft fast gar nicht zu unterscheiden, und mit ihm
in eine Hülle, die ziemlich fest anlag, gekleidet. Runder und
*) Historia duorum L e u c a e t h i o p u m , auctoris ipsius et sororis
ejus. Sulzbach. 1812. *
deutlicher stellte sich die Wurzel des Augenbraunenhaars und
der Wimper dar. Der Haarschaft selbst aber liess die bejden
Substanzen, die Rinde und das sogenannte Ma r k wohl erkennen
, und es zeigte sich letzteres auf das allerfeinste geblättert,
d. h. mit ungleich von einander entfernten Querlamellen
getheilt. Diese Quertreppen scheinen dagegen in den
Cilien fast in ganz gleichen Entfernungen von einander zu
stehen. Dadurch ist also Bi c h a t ’s Ausspruch widerlegt,
welcher die Lanugo überhaupt aus blosser Rinden s u b s t a n z
bestehen lässt, und es erhellt zur Genüge, dass Bi c h a t auch
ganz Unrecht hatte, diesen Flaum für die blosse äussere Hülle
der Haare zu halten. Nach V i l l e r m ö scheint derselbe in
den ersten Tagen nach der Geburt übermässig zu wachsen;
dass man aber die Zwiebel, gegen seine ausdrückliche Meinung,
nicht allein sehen, sondern wirklich darstellen könne,
habe ich durch die Figuren 156 — ±65 Taf. XIV. so viel möglich
zu versinnlichen gesucht. —
Man pflegt wohl auch diesen Flaum das W o 11 h a a r
d e r Ki n d e r (Lanugo infantum) zu nennen; andere geben
ihm auch den Namen Mi l c h h a a r , und noch andere unterscheiden
zwischen dem Flaum der bleibenden Haare, und
dem der Körperhaare, indem sie nur diese letztem Wo 11-
h a a r e heissen. Diese sind es nun auch, welche bald nach,
manchmal schon vor der Geburt mit dem sich abschuppenden
Oberhäutchen an den meisten Stellen der Haut ausfal-
len, so dass selten in der sechsten Woche nach der Geburt
noch eine Spur davon zu sehen ist. Sie sollen um so leichter
vergehen, je öfter die Kinder mit kaltem Wasser gewaschen
Averden
Nach Ol i v i e r *) sind diese Haare im Fötus so zu sagen
fast überall gleich lang, jedoch im Gesichte länger als
die bleibenden Haare, welche man hier später sieht. Bey der
Geburt sind aber immer die Haupthaare am längsten; auch
sollen sie in den ersten Tagen nach der Geburt etwas in die
Länge wachsen. Eben weil diese seidenartigen Haare zum
Theil schon vor der Geburt ausfallen, findet man sie auch
im Liquor kmnii und im Meconium. Daher sagt Osian-
d e r **) ganz richtig: „Je näher die Frucht der Zeitigung
*) Dictionnair de mcdicine art. Poi l s .
* 4 A. a. O.