
A n m e r k u n g . 2. Aus schwarzen Haaren soll man auch einen Tusch
verfertigen k ö n n en , der dem chinesischen v o ran steh t, und in
Italien dienen lichte Haare dazu, Tuschfarben einen leichten,
schwimmenden Körper zu geben *),
§■ 143.
Schlussbemerkungen.
Aus der anatomisch - physiologischen Untersuchung über
die Menschenhaare ergeben sich jetzt folgende Resultate:
1) Auch die Menschenhaare entwickeln sich nach dem gemeinschaftlichen
Typus der Haare überhaupt — nämlich
nach der Kegelform.
2) Das menschliche Haar zeichnet sich durchaus durch eine
feinere und zugleich höhere und doch einfache Organisation
von den Pflanzen - und Thierhaaren aus. Wir finden
hier namentlich weder Borsten noch Stacheln, noch Federn,
wie bey den Thieren und Pflanzen.
o) Die Verbreitung des Haargebildes ist beym Menschen weit
mehr beschränkt, als im Thiere und der Pflanze; daher
erscheint es nur an gewissen Stellen besonders entwickelt.
Da aher der Mensch rücksichtlich seiner aufrechten Stellung
mehr der Pflanze als dem Thiere ähnelt, und sich
daher die Licht - und Erdseite in beyden erstem weniger
deutlich als beym Thiere zeigt; so kann man auch geradezu
nicht behaupten, dass beym Menschen die Lichtseite
in dem Grade haariger sey, wie diess bey den Thieren
statt findet. Nichts desto weniger ist sein Haupt als die
höchste Stelle des Körpers einerseits der dem Lichte vorzugsweise
zugekehrte Theil, andrerseits hegt offenbar seine
Vorder- oder Antlitzseite eine grössere Verwandtschaft
zum Lichte, als seine hintere Fläche; und in dem Masse
finden wir erstere auch mehr behaart. In andrer Beziehung1
findet sich wieder, wie beym Thiere, an den hintern und
äussern Seiten der Extremitäten eine stärkere Haarentwick-
lung, als in den vordem und innern Flächen. Endlich zeigt
*) J ahn. p. 126. 2. Th],
sich die Augen-, Mund-, Achsel- After-, Brustwarzen- und
Geschlechtsgegend beym Menschen der Haarbildung ganz
vorzüglich günstig, also lauter Stellen, welche Eingänge
zu dem Innern des Körpers bilden, und die wir beym Thiere
meist Aveniger behaart finden, wenn wir auch die haarigen
Tastglieder um den Mund herum, wie billig, davon
ausnehmen sollten.
4) Das innige Wechselverhältniss zwischen demLicht,eundden
Haaren bezeugt schon die Ablagerung und Ausscheidung
des Pigments in denselben, d.h. ihreFärbung. Weiter weiset
die brennstoffige, kohlenstoffige Natur aller Pigmente, also
auch des Pigments der Haut und Haare wieder deutlich auf
den Wechsel verkehr hin, den die Erzeugung der letztem mit
dem Athmungsprocess eingeht, und so kommen wir wieder
auf eine ihrer physiologischen Hauptbedeutungen,
vermög welcher ich sie zu Athmun g so r gane n , zu
menschlichen Ha u t k i eme n , gemacht habe. Dass aber
die Haare noch mehr zur Dephlogistisirung des Körpers
durch Absetzung ihres Pigmentes beyzutragen scheinen,
als die Haut selbst, beweist ihre stets dunklere Färbung,
z. B. beym Caucasier , dessen Haut weiss ist u. s. w.
5) Die oben angegebenen vorzüglich behaarten Stellen des
Körpers lassen sich nach P i e r er s Angabe in einer doppelten
Hinsicht betrachten. Denn entweder sind sie sich
selbst polarisch entgegengesetzt, wie die Kopf- und Schamgegend,
Mund- und After-, Bauch - und Rückengegend;
oder sie entsprechen andern Gegenden polarisch, die ganz
ohne Haare sind, z. B. die Streck- und Beugseite der Extremitäten,
die Dorsal- und Volarfläche der Hände und
Füsse, Achselgrube und Achselhöhe etc.
6) ))Adeps vera pilorum sedes est«. sagt Hal ler , und der Alten
Spruch war: »Ubi glandula ibi pilus.«. Allein schon Die-
me r b r o e k widerlegte den R i o la n , dem übrigens Bor-
r ich, Bauhin, Ga rma n n u. m. a. folgten. Lynceus,
Ruys c h e n ’s Prosector zu Amsterdam, entkräftete diese
Meinung noch besser, indem er zeigte, dass am Hodensacke,
Augenliederrande, am Eingang der Nase und des
Ohrs wohl Haare, aber fast gar kein Fett, und umgekehrt,
an den Hinterbacken, Waden und andern Orten
bey vielem Fett keine Haare vorhanden seyen. Ueberle