
andern nicht. Ferner zeigte sich in jedem Wasser Seife, und
nur in dem, auf dessen Oberfläche schon vor der Eintröpfelung
der Weinsteinsäure Oel erschienen war, auch ungebundenes
Oel. Bey dem zweyten Sude ergab sich bey keinem
Haare eine Spur von Oel oder Seife mehr. Erst durch das
vierte Kochen wurde aus den blonden Haaren von 1 5_40
Jahren etwas abgesondert, das keinen Schaum bildete, sondern
bloss durch die Reagentien gefällt wurde. Diess dauerte bis
zum 8*en Kochen fort. Die dunkeln Haare gleichen Alters
die blonden und dunkeln von alten Köpfen, und die grauen
Haare erforderten ebenfalls das 5, ^ bis lOmal wiederhohlte
Kochen, bis sich etwas gallertartiges niederschlug. Bloss die
Flüssigkeit von den dunkeln Haaren von Menschen über 40
Jahren gab, als sie sehr weit verdunstet und dann erkaltet war,
eine Sülze, die sich dann zur hornartigen Gallerte vertrocknen
liess. — Durch dieses obgleich oft wiederhohlte Kochen waren
die Haare zwar sehr erweicht, aber weder aufgelöst noch auch
nur ihrer Elasticität beraubt worden. Sie wurden nun in den Pa-
pinianischen T o p f gebracht, und dieser mässig erhitzt. Die
blonden Kinderbaare waren schon nach einer Stunde ganz zersetzt.
Aus den dunkeln Kinderhaaren setzte sich eine bräunliche,
harzartige Substanz ab , die ein verdichtetes Oel zu seyn
schien. Sowohl die blonden als dunkeln Haare von 1 5_40
Jahren zeigten nach l 1/ , ständigem Verweilen im Topfe dasselbe,
nur setzten die dunkeln eine schwarze, harzartige Substanz,
die blonden aber eine röthliche ab. Bey noch ältern
Haaren nahm die Menge der harzartigen Substanz ab, diese
wurde aber zäher. Am allergeringsten war sie in den grauen
Haaren, aber dafür war die Substanz nicht zähe, sondern hart.
Alcohol und ätherisches Oel lösten von diesem Harze nur sehr
wenig auf, doch gerade von den härtesten aus den grauen Haaren
am meisten. Salpeter und Schwefelsäure lösten das Harz
sehr leicht auf, und die Auflösungen bewiesen sich als Gärbe-
stoff. Auch reines und kohlensaures Kali bewirkten eine Auflösung,
und verbanden sich dabey mit dem Harze zu einer seifenartigen
Mischung, welche im Wasser und Weingeist auflöslich
war.
Durch diese Versuche wird also bewiesen, dass Vau-
tpuelin mit Grund widersprochen habe, wenn Achard und
Ha t s c h e t t behaupteten, dass durch das Kochen der Haare
mit Wasser unter Zutritt' der Luft nichts aus ihnen geschieden
werden könne; ferner dass die Bestandteile, welche
Va uq u e l i n in den Haaren gefunden, allerdings in manchen
zhgegen, dass aber auch durch jenes Kochen noch mehr aus
den Haaren geschieden werden könne, als er angegeben hat,
endlich, dass die Bestandtheile, die er bey seinen Untersuchungen
gefunden, nicht in allen Haaren, dagegen aber manche
andere zu finden waren, die ihm entgingen.
J a h n zieht aus seinen Untersuchungen in Bezug auf
den Bau der Haare folgende Schlüsse: Es wird ihm wahrscheinlich
1) Dass die ihm erschienene Seife durch eine Auflösung der
Haarsalbe entstanden sey.
2) D ass der reine Schleim, welchen er in allen Haaren fand,
in den meisten bloss durch Auflösung des Oberhäutchens
hervorgekommen ■
3) Dass die weitere Haut der Haare und die Fasern in denselben,
so wie es auch die Fasern und Häute der Muskeln
thun, nach dem Alter sich bald mehr dem Eyweiss-
stoff, bald mehr der Gallerte, bald mehr dem Schleime
nähern.
4) Dass das ungefärbte Oel, welches der Alcohol auszieht,
aus der farbelosen Jflüssigkeit komme, welche zwischen
der Haut und der innern Röhre der Haare gefunden wird.
5) Dass das gefärbte Oel, welches der Alcohol aufnimmt,
das gefärbte Oel sey, welches in der Röhre der Haare
sich befindet, obschon es, wenn es vom Alcohol ausgezogen
worden, viel blässer erscheint, als in den Haaren
selbst.
6) Dass wenigstens der grösste Theil des Eisens, des Schwefels
und der Talkerde, welche in den Haaren gefunden
werden, mit dem gefärbten Oel in Verbindung seyen.
7) Dass das bey dem Kochen im Papinianischen Topfe sich
entwickelnde Harz wohl nicht allein aus den Oelen der
Haare, sondern auch zum Theil aus andern festem Thei-
len derselben gebildet werde.
Die bisher angegebenen chemischen Untersuchungen der
Haare bestanden meist in dem Kochen derselben in Wasser
bey und ohne Zutritt der atmosphärischen Luft, und in der
Anwendung verschiedener Reagentien auf die dadurch erhaltene
Auflösung; ferner in der Analyse der durch das Ver