
Die Weiber wickeln dieselben in eine Schlangenhaut in Gestalt
der Zöpfe, die ihnen dann bis auf den Gürtel hinabhängen. —
Die Gr ö n l ä n d e r tragen ihre Haare kurz, und wohl bis an
den Scheitel abgeschoren, damit sie ihnen bey der Arbeit nicht
hinderlich fallen. Die Weiber schneiden ihre Haare in der
Trauer ab. Sonst binden sie selbe zweymal über dem Kopfe
zusammen , so dass über dem Scheitel ein langer breiter Zopf,
und darüber noch ein kleiner steht. — Die canadi schen
I n d i an e r sind sehr eitel auf ihre langen Haare, welche sie
vorne scheiteln, hinten aber in die Höhe schlagen. Der Streif
zwischen den Haaren, also der eigentliche Scheitel, wird roth
bemahlt. — Die O s a g e n lassen bloss ihren Scheitel behaart,
und umgeben ihn ebenfalls mit aufgerichteten und roth angestrichenen
Haaren ■ der ganze übrige Kopf ist sorgfältig abrasiert
.E
ndlich verdient wieder die Kultur des Bar t es bey den
verschiedenen Völkern einer besondernErwähnung. — Die a lte
n Hebr ä e r trugen bloss einen Bart am Kinn, und diesen
durften sie nach einem Verbot von Moses *) durchaus nicht
abschneiden. Die Ae gy p t e r Hessen dagegen nur ein Büschel
Haare an der äussersten Spitze des Kinnes stehen, wie man
diess noch jetzt an den Mumien, und den auf uns gekommenen
Formen ihrer Gottheiten sieht. — Die Assyr ier und Bab
y l o n i e r trugen lange Bärte, die sie nur bey tiefer Betrüb-
niss ausreissen durften. — Unter den Gri e c h e n , die sich
ebenfalls lange Bärte wachsen Hessen, rasierten nur die Lace-
dämonier die Oberlippe. Al e x a n d e r der Gros se führte
die Sitte ein, sich den Bart zu beschneiden. Bey den spätem
Griechen rasierten sich jüngere Männer bis zum 30ten Jahr den
Bart, und unterhielten bloss einen Knebelbart. Wir sehen aus
P 1 i n i u s **), dass auch die ältesten Röme r lange Bärte trugen.
Erst im Jahre 454 n. E. v. R. kam durch Ticinius
Me na die Sitte aus Sicilien nach Rom, sich das ganze Gesicht
bis ans Kinn rasieren zu lassen. Früher trug jedermann ungeschorenes
Haar, und nach dem 40ten Jahre durften sich überhaupt
die Römer nicht mehr rasieren***). Als Sc i p i o , der
*) Levit. c. 19- v. 27.
+ *) Hist, niund. I. 7, c. 59.
***) AtiIus Gellius noct, alt. lib. 3. *. H.
Afrikaner, l^bte, kam die Sitte auf, sich alle Tage zu rasieren.
Seinem Beyspiele folgte auch J ul i u s Cäsar und Ot to.
Darauf war Hadr ian wieder der erste Kaiser, der sich den
Bart wachsen Hess. Ihm ahmten diejenigen nach, die sich nicht
der allgemein einreissenden Weichlichkeit der Sitten Hingaben.
Die Go t h e n , L o n g o b a r d e n und andere sogenannte
Bar ba ren hatten durchaus grosse Bärte, doch nahmen sie auch
in dieser Hinsicht bald die Sitten derjenigen Völker an, die sie
bekriegten, und so kamen auch unter ihnen die kurzen und
Knebe l b ä r t e auf. Im Mittelalter waren es vorzüglich die
Fr a nk e n , welche ihren Erfindungsgeist an immer neuern
Formen des Bartes übten, und sogar frisirte und gelockte
Spitz - Knebel - und Schnurrbärte trugen. In De u t s c h l a n d
fing man erst vor 100 — 200 Jahren an, den Bart ganz weg
zu nehmen. Nach dem herrschenden Ton der Mode kam es
etwas später selbst eine Zeit lang so weit, dass man alle
Haare im Gesichte abrasieren Hess; bis gegen Ende des 18ten
Jahrhunderts durch den kriegerischen Sinn der Schnurrbart
wieder in Aufnahme kam. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass
die Verbreitung der venerischen Seuche im lßten Jahrhundert,
welche häufig mit dem Verlust der Haare begleitet war, insofern
unter den cultivirten Nationen Europa’s zur Verbannung
der starken und langen Bärte beigetragen habe, als sich die
jungen Modeherren ausser Stand gesetzt sahen, mit andern
noch nicht Angesteckten rücksichtlich des Bartes vortheilhaft in
die Schranken zu treten.
Unter den jetzt noch lebenden Völkern sind es vorzüglich die
Or ientalen, und unter diesen vor Allen wieder die P e r s e r
und Araber, welche sich durch besondere Sorgfalt für ihrenBart
auszeichnen. Erstere lassen den Bart viel länger als die Türken,
und stärker gegen die Schläfen- und Ohrgegend hinwachsen.
Auch herrscht bey ihnen durchaus die Sitte, den Bart schwarz zu
färben ; eine übrigens sehr unangenehme Operation , die in einem
warmen Bade verrichtet wird. Sie bedecken nämlich zu
diesem Ende den Bart mit einen dicken Teig von Khenna durch
eine Stunde lang, und waschen ihn dann vollkommen ab; dadurch
bekommt er eine Farbe, wie das Ziegelpulver. Hierauf
wird ein dicker Teig von vorher klein geriebenen Indigoblättern
auf den Bart gelegt, und so durch zwey Stunden gelassen.
Während diess alles geschieht, bleibt der Operirte auf dem
Rücken liegen. Dieses Färben, besonders der Indigo, wirkt zu