
lass, wie wir diess in Lungensuchten und andern chronischen
Krankheiten beobachten können.
8) Nach Vog e l hat man es sicher für eins der ominösesten
Zeichen in Fiebern aller Art, besonders aber in typhösen
Fiebern zu halten, Wenn die Haare ihre Elasticität, ihren
Turgor vitalis verlieren, und glanzlos, schmutzig,, welk
und schlaff in Unordnung um den Kopf herumhängen, und
gleichsam schon wie abgestorben sind. J. F r a n k will
diess auch in Lungensuchten und Wassersüchten beobachtet
haben *).
Q) Wenn die Haare dürre werden, und sich sträuben, so hält
diess Al exand er P. Wil s on Ph i l i p p **) für ein Zeichen
von Verdauungsschwäche.
10) Wenn hie und da behauptet wird, dass bey b r a u n e n
Haaren die Hysterie hartnäckiger^ sey, als bey g e l b e n 5
ferner dass Personen mit b r a u n e n Haaren weniger den
K rämpfen unterworfen seyen, als die mit g e l b e n ; und
dass Kinder mit gelben Haaren weit öfter mit Würmern
behaftet seyen, endlich dass unter 175 Epileptischen ±34
gelbe Haare gehabt hätten, und dass die mit braunen und
schwarzen weit leichter zu heilen seyen; so bedarf diess
wohl noch einer gediegenem Erfahrung zur vollkommenen
Bekräftigung.
1 1 ) Auch das Verh a l t e n des B ar t e s beym Manne hat einen
diagnostischen Werth. Es ist bereits aus demVoraus-
gegangenen hinlänglich bekannt, dass der Bart mit den
Zeugungstheilen in der nächsten Beziehung stehe. Es scheint
also, dass die Menstruation und die Erzeugung des männlichen
Samens einige analoge Wirkungen hervorbringen,
insofern sie beyde auf die Haarproduction am Kinne den
unbezweifeltsten Einfluss äussern. Vorerst muss wieder erinnert
werden, dass erst zur Zeit der Pubertät, also mit der
Erzeugung des Samens der Bart des Mannes hervorbricht;
in pathologischer Beziehung ist es eine wichtige Thatsache,
dass Ca s t r a t e n , wenn ihnen die Hoden vor der Pubertät
weggenommen wurden, keinen Bart, und nur wenig
Schamhaare bekommen; dass dagegen ihre Kopfhaare um
*) Gesundheitslaschenbuch 1801. p. 92.
**) Abhandlung über Verdauungsschwache. Aus dem Englischen von
El i as Wolf. Frankf. a, M, 1823.
so dicker werden, und sie selbe nie verlieren. Wird aber
die Castration nach der Pubertät gemacht, so bleibt der
Bart, obgleich weniger dicht, bis ins hohe Alter, dann
fällt er ab , nach ihm folgen die Achselhaare, und unter
solchen Umständen stellt sich bey Castraten das Alter der
Decrepidität ein. Doch sind mehrere Fälle aufgezeichnet,
wo nach dem Verlust der Hoden demungeachtet ein ziemlich
starker Bart wuchs *).
In diagnostischer Hinsicht des Bartes haben folgende
Sätze mehr oder weniger Gültigkeit:
a) Ein schwacher Bart, noch mehr aber der gänzliche
Mangel eines eigentlichen Bartes ist, celeris paribus, ein
Zeichen von einer schwachen Constitution.
b) Ein frühe hervorkeimender Bart zeigt auf frühe Entwicklung
des Geschlechtstriebes, sey diese nun durch
dieNatur allein, oder aber auch durch die Kunst erzeugt.
In letzterer Beziehung gilt oft der Schluss auf starke Samenverschwendung
und Onanie. Es ist wohl einer Beachtung
werth, dass diese frühe Bartentwicklung auch
durch häufiges, und namentlich durch frühzeitiges Rasieren
und sonstige künstliche Manipulationen sehr begünstiget
werden könne, woher auch das Sprichwort,
welches Ho s p i n i a n u s anführt, „qui non potest indul-
gere Veneri, radaluru entstand.
c) Vogel gibt an, dass Wollüstige Empfindungen den
Hals trocken machen, oder ein öfteres Spucken erregen.
Ueberhaupt ist es eine merkwürdige Thatsache,
dass Krankheiten, die am Halse, unter dem Kinne, ja
selbst im Halse entstehen, und andere, die an den Genitalien
ausbrechen, den bestimmtesten Einfluss auf einander
haben. Man sieht diess an den venerischen Geschwüren
im Halse, welche auf ähnliche am Penis entstandene
erscheinen; umgekehrt wechselt die eigene
Entzündung der Halsdrüsen, die man Mumps nennt,
mit Hodengeschwulst ab. In der Hunds wuth finden häufige
Erectionen Statt etc. — Ovid rechnete die Trockenheit
des Halses unter die Kennzeichen der sich nähernden
Begierde nach dem Liebesgenuss; und wirklich
■f) Diction. des Sciences ined. T. 1. p. 415.