
verzögern scheint. Mit Inniger Lust sieht der Jüngling die
ersten Barthaare hervorkeimen, und pflegt ihrer sorgfältig
in der beglückenden Meinung: er werde jetzt ein Mann__
Die Grönländer, Eskimos, Patagonen und Feuerländer
haben zwar keinen dürftigen Haarwuchs, doch will man
diess von den übrigen amerikanischen Völkerschaften, so
wie auch von mehreren Nationen mongolischer Abkunft,
und der Südseeinseln behaupten, und will die Feigheit
und Neigung dieser letztem, sich mit weiblichen Arbeiten
zu beschäftigen, und ihren Weibern die körperlichen anstrengenden
Arbeiten aufzubürden, mit dem kümmerlichen
Bartwuchs als gleichzeitige Erscheinungen in eine gewisse
ursächliche Verbindung bringen. Uebrigens hält man
auch in Europa einen ungewöhnlich lang verzögerten oder
sehr schwachen Bart für ein selten trügendes Zeichen einer
weichlichen, mehr weiblichen Körperconstitution; obwohl
man hier nie vergessen darf, dass das häufige Basieren
dem stärkern Wachsen des Bartes eben so grossen Vorschub
leistet, als frühzeitige Samenverschwendung ihn
vor der Zeit erscheinen macht. Dadurch erklärt sich darin
der Umstand, dass auch unsre schwächlichen Stutzer häufig
einen starken Bart haben. — In den Breslauer Sammlungen
ist eine Geschichte zweyer sehr starker Männer erzählt,
die zugleich mit einem ausserordentlichen Barte
versehen waren. Der eine war der schon oben erwähnte
Riese Rä u b e r , dessen sieben Fuss langer Bart beym Gehen
zu beyden Seiten wie ein Paar Fahnen wegflog; der
andere warein Jude, der ebenfalls einen, wiewohl minder
starken Bart hatte, und sich einer unerreichbaren
Stärke rühmte. Erzherzog Car l neugierig, wer von beyden
wohl der stärkste sey, überredete sie, sich mit einander
zu messen. Es war ausgemacht, dass einer dem andern
eine Ohrfeige geben sollte. Um den Anfang wurde
gespielt. Der Jude fing an, und gab dem Kriegsrath Räub
e r einen so derben Schlag, dass dieser zu Boden fiel,
und noch lange nachher krank war. Wie er sich endlich
erholt hatte, wickelte er sich den Bart des Juden zweymal
um die linke Hand, und schlug mit der rechten so stark
darauf, dass er den Bart sammt der untern Kinnlade in
der Hand behielt. — Nach dem Wunsche des Kaisers
selbst musste Rä u b e r nachher mit einem starken Spanier
auf eine besondere Art um ein Fräulein streiten, welches
sie beyde zu besitzen wünschten. Es wurden ihnen zwey
Säcke von passender Grösse gegeben. In des Kaisers Gegenwart
mussten sie sich anstrengen, einer den andern hinein
zu stecken. Nach einem langen belustigenden Kampfe
siegte Räuber , und erhielt den Preis. E r e r z e u g t e
n a c h h e r a c h t Zwi l l i n g e mi t d i e s e r Frau. —
Von jeher machte ein grosser Bart den Mann furchtbar.
Als Alexand er die Bac t r i a n e n und S c y t h e n angreifen
wollte, so rieth ihm P a rme n i o , sein Feldherr:
er möchte den Angriff des Nachts machen lassen, damit
nicht seine Soldaten durch den Anblick der ausserordentlichen
Bärte muthlos gemacht würden, und früher die
Flucht ergriffen, ehe sie noch handgemein geworden wären*).
Hans Ad am, Baron von O x e n s t i e r n a , war
bekannt wegen seiner ausserordentlichen Stärke, hatte
aber auch einen Bart von sechs Fuss zwey Zoll Länge.
Auch der Ritter T h a l b e r g , der ebenfalls sehr stark war,
hatte einen sehr ausgezeichnet reichlichen Haarwuchs. —
Sonst hat man wohl auch gewagt, aus dem Grad der Härte
und Steifigkeit des Bartes auf den Zustand des Gemüthes
selbst zu schliessen. So heisst es**): „Starrer Bart, starrer
Sinn. Wo das Messer über das Kinn fährt, wie die
Sense durch feuchtes Gras, da ist weicher Sinn und Biegsamkeit
des Willens; wo es aber rauscht, als ging’s über
Stoppeln, da kann man darauf zählen, dass der Sinn eben
so rauh und widerstrebend ist.“
5) Einer besondern Erwähnung verdienen die S c h amh a a re.
Es ist schon früher angeführt worden, dass ihr reichlicher
Wuchs mit dem Zeugungsvermögen in einem nahen
Wechselverhältniss stehe, ja dass selbst Frauen, deren
Scham haarlos war, gar nicht fruchtbar wurden, wenn
sie auch sonst Haare in Menge am Körper hatten,- und
dem Geschlechtsgenuss nichts weniger als abgeneigt waren.
Da nun aber das Vermögen zu zeugen, ein Hauptcharakter
des Mannes, oder besser gesagt, der männlichen
Stärke ist; so scheint ein üppiger Wuchs der Schamhaare
*) Curlius lib. IV. eap. 13. §. 5.
**) In der Wiener Zeitschrift für Kunst, L ite ra tu r, Theater u. Mode. August
2. 1825. Nr, 92.