
s i c h t i g e , Leuc o t i c i nach Ru d o l p h i und Vi r e y ,
weil ihnen das Pigment der Augen, Haut und Haare fehlt-
Na c h tme n s c h e n (Homines nocturni), weil man glaubte^
ihre Augen thäten in der Nacht bessere Dienste, wie sie denn
auch wirklich nur in der Dämmerung genau sehen; Leuco-
p a t h e n nach Ma n s f e l d *), weil sich ihr Zustand durch
Macgel an Kohlenstoff und den daher entspringenden Uebeln
verräth.
Erst m neuerer Zeit ist man darauf gekommen, dass es
auch in andern ^Velttheilen, und namentlich selbst unter den
weissen E u r o p ä e r n solche Kakerlaken gebe. Bou r r i t **)
beschrieb zuerst zwey s avoys che Ka k er la ke n , deren körperliche
Bildung ganz mit jener unter dunkelfarbigen Menschen
übereinstimmte. In Bezug auf die Haare bemerkte er, dass die
Kopfhaare sowohl, als auch die Wimpern, Augenbraunen und
die Bart-Milchhaare eine ins Schmutziggelbe fallende Farbe
hatten, und dass das Kopfhaar bis auf die Schultern herab-
hing, völlig schlicht war, und den Ziegenhaaren ähnelte. —
Hierauf folgten ähnliche Beobachtungen von B lumenb a c h ,
von Se i b o l d , P i c k e l , Bü c h n e r und Budeu s , S tr a k,
Schmi d t , und endlich von Dr, Sa c h s selbst.
Wie schon gesagt, drückt sich der Hauptcharakter der
Krankheit durch den Mangel des Pigments in den Augen, Haaren
und der Haut aus. Bey der grossen Weisse sieht man über
den ganzen Körper ein schneeweisses Elaumenhaar, und wie
die Autoren sagen, gewöhnlich auch einen borkenartigen Ausschlag,
welcher verschwindet und wiederkommt. Dabey sind
die Haupthaare schmutzig, gelblichweiss, und oft sehr lang,
(eine Ausnahme machen die Schamhaare, welche etwas dunkler
sind) ; ferner sind erstere sehr fein wie Flachs, und gar nicht,
höchstens an der Spitze gekräuselt. Die Haut ist zuweilen sehr
weiss, gewöhnlich aber ins Gelbliche fallend.
Nach Sö m m e rin g ’s Untersuchung sind ihre Augenbraunen
reich, gelblichweiss, oder gleichsam bleich, geradlinig,
und wie auseinander gesprengt. Sie schienen ihm weder bey
dem Knaben, noch bey dem Mädchen, welche er untersuchte,
zur Abhaltung der Lichtstrahlen dienlich oder hinlänglich zu
*) Ueber das Wesen der L e u c o p a t h i e oder des A l b i n o i sm ns
etc. Braunschweig 1822.
) Description du Mo n t - B l a n c , Lausanne 1776- 8. p. 17.
seyn. Die Wimper fand er ausserordentlich zart, zurückgebogen,
und entweder sehr blass oder gelblichweiss, am untern
Augenliede sehr lang, dicht, gleichsam waldig, buschig, und
desshalb schien ihm diese ganze Einrichtung weniger zur Abhaltung
der Lichtstrahlen, als vielmehr zum Schutze dieses so
reizbaren Auges vor Sand, Staub und andern Körpern geschickt
zu seyn *),
Die Iris erscheint rotli, oft auch violett, die Pupille selbst
immer sehr hellroth; dabey ist Lichtscheue und eine grosse Beweglichkeit
im ganzen Auge vorhanden. Das Sonnenlicht flieht
übrigens der Albinos mehr als das Kerzenlicht, weil dieses natürlich
nicht so intensiv einwirkt.
Endlich soll sich noch die Krankheit durch einen allgemeinen
cachectischen Habitus, schwächlichen Körperbau, und
ein Uebergewicht der sensiblen Sphäre auszeichnen, welches
sich vorzüglich erst im männlichen Alter ausspricht. Insbesondere
sollen sich unter der überhaupt gesteigerten Sinnesthätig-
keit Gehör und Geruch auszeichnen.
Die Krankheit kommt beym Menschen sowohl, als auch
bey den Thieren , namentlich bey vielen Säugethieren und Vögeln
vor. R ud ol p h i glaubt, dass sie immer angeboren sey,
indem kein sicheres Beyspiel bekannt sey, wo sie späterhin entstanden
wäre. Dass sie sich bey den Thieren fortpflanzt, ist
kein Zweifel, indem man diess täglich bey Mäusen und Kaninchen
sehen kann. In Bezug auf den Menschen aber führt bloss
Schlegel**) einen Fall an, wo der Grossvater zweyer Albinos
ebenfalls weissüchtig war. Häufiger findet man dagegen,
dass einzelne Glieder einer Familie Albinos sind. So hat Rud
o l p h i selbst zwey Beyspiele erlebt, wo Bruder und Schwester,
und eins, wo zwey Brüder an diesem Uebel litten. Ein
ähnliches Beyspiel bietet Sachs und seine Schwester dar; das
auffallendste aber gibt P i c k e 1***), wo beyde Aeltern schwarze
Haare hatten, und unter dreyzehn Kindern sieben Albinos auf
die Welt setzten.
Mit Recht unterscheidet man auch eine Leucopathia imperfecta,
welche wieder entweder unioersalis oder parhalis ist,
*) Icones ocul. hum.
**) J u l . H. Go t t l . S c h l e g e l , ein Beytrag zur n ah em Kenntniss
der A l b i n o s . Meiningen 1824. 8-
***) B l u m e n b a c h ’s Medf Bibliothek, III. p. 167*
Eble’s Lehre von df Haaren, II, Bd, 2 0