
kahlköpfigen Kaisern an, die durch liederliches Leben ihre
Haare verloren haben: T i b e r i u s , C l a u d i u s , Ga Iba,
Domi t i a n , Otho, Op i l i u s , Mac r i n u s , Th e o p h i l u s ,
C a l i g u l a , Commo d u s , He i n r i c h III. von Frankreich
u. s. w. Commodus hatte 300 Beyschläferinnen. — Ar i st oteles*)
sagt: der fleissige Besuch der Weiber beschleunigt
den Abfall derjenigen Haare, die mit uns auf die Welt kommen
, und befördert die Production der andern Haare.
Und ein neuerer Autor drückte die Wahrheit des Gesagten
also aus:
Sam son em r ig id is sp o lia v it crinibus u x o r,
Hoc n o stro m u lta e tem p o re su nt JDelilae.
Einer unsrer trefflichsten medicinischen Volksschriftstel-
ler, der Leibarzt Dr. May äussert sich hierüber in seinen medicinischen
Fastenpredigten**) auf folgende Art:
„Die heftige Anstrengung der Seelenkräfte scheint den
Haarwurzeln alle Nahrung auf einmal entzogen zu haben. —
Fern sey es von unserer lieben studierenden Jugend, sich so
anzustrengen, dass sie darüber, wie der Chevalier d’Ep e r n a y
den Bart verlöre, und eine Allongeperücke tragen müsste.
Solche Anstrengungen des Geistes fordert weder der Beruf,
noch der Staat. Aber auch fern sey es von ihr, dass sie wie
ein weibischer Simson in dem Schosse einer buhlerischen D e-
l i la die schönen blonden Haare verliere, oder gar wie ein entmannter
H e r k u l e s am Spinnrocken sitze, und Fillets knüpfe.
Nic h t s sauget den a u c h g e s u n d e s t e n J ü n g l i n g
mehr aus , als wenn er bey Tag eifrig und a nh al t
end s t udi e r t , und Na ch t s ein Wo l l ü s t l i n g ist.« —
Gr o s s e S o r g e n , Kumme r , Ae r g e r , F u r c h t und
S c h r e c k e n , U e b e r m a s s an Läus en (P hthiria sis) , Missb
r a u c h der Ha a r n a d e l n , (wenigstens leitet J. F r a n k
die Häufigkeit dieses Uebels bey den insubrischen Bäuerinnen
von da her), und das zu heisse F r i s i e r e i s e n , das Pulvis
c yp rin u s mit Kalk, die Douc he, schw e r e Kop f b e d
e c k u ng e n , der So n n e n s t i c h , l a n g e r Hunger , vieles
Na c h twa c h e n , S c h l a f e n mi t b l o s s e m Kopfe,
endlich d e rMi s s b r a u c h d e sKaf f e e s gehören ferner hie-
*) Hist. lib. JIJ, cap, 11.
*¥) E rste r Theii p. 275♦
ber.— Dass nicht selten im Frühjahr die Haare mit der Oberhaut
am Kopfe abgehen, hat schon Frank*) , und noch früher der
berühmteLeuwenhoek bemerkt**), welcher von sich selbst
erzählt, dass er sich im Frühjahr mausere. Er beobachtete zugleich,
dass jene Haare, die abfielen, eine sehr kleine, spitzige
Wurzel hatten, während die der bleibenden sehr dick war.
Ein ähnliches Hären habe ich auch bey mir selbst beobachtet.
Gl isson gibt fünf Hauptursachen dieser Krankheit an:
1 . das Entwurzeln, oder vollkommne Ausreissen der Haare
mit der Wurzel; 2* die Zeit, wenn die Haare den Gipfel ihrer
Vegetation oder Ausbildung erreicht haben; 3. wenn ihnen
die nöthige Nahrung entzogen wird; 4- wenn ihre Zellen
erschlafft, und 5- wenn ihre Wurzeln beschädigt, oder
durch schadhafte Stoffe ihrer Vitalität beraubt werden. Rücksichtlich
des zweyten Punktes sagt er, dass hierin die Haare
ganz den Pflanzen gleichen, deren Wurzeln ebenfalls austrocknen
und ausfälle'n, sobald die Pflanze ihre höchste Entwicklungsstufe
erreicht hat. In (Bezug auf den Mangel an Nahrung
sagt er, dass die Haare zuerst trocken werden, dann die Wurzeln
erweichen, und kurz darauf, sobald ein neuer Haarkeim
gebildet ist, nach aussen getrieben werden. Doch fallen z. B.
beym Menschen, der in Hungersnoth lebt, während dieser
Periode die Haare nicht aus, weil die Haut ausgetrofknet ist,
und zu fest mit dem Haar zusammenhängt. Das vierte Moment
wird herbeygeführt durch zu warme Bedeckung, warme und
feuchte Witterung, und durch häufigen Schweiss. Desshalb
sollen die Haare mehr im Sommer als im Winter ausfallen.
Das fünfte Moment bemerkt man vorzüglich in der Reconva-
lescenz von grossen Krankheiten. Doch ist hier zu bemerken,
dass die Haare wieder nicht während der Krankheit, sondern
erst dann ausfallen, wenn der Körper wieder neu gestärkt, und
den Haaren wieder viel Nahrung zugeführt wird, die sie nicht
aufzunehmen vermögen, und so gleichsam Hungers sterben (?).
Dasselbe geschieht jedoch auch, wenn die Säfte nach andern
Gegenden und zu andern Zwecken verwendet werden. Man
bemerkt diess im blühenden sowohl, als im Greisenalter; so
fallen die Kopfhaare manchmal aus, während der Bart und
*) Epitome tom. If. p. 14.
**) Collection philos. 1681. Lettres sur les nouvelles decouvertes faites
avec le raicroscop.