
Haaren, zwey Eckzähnen und dem Nabelstrang, nur eine formlose
Masse. .
Fragt man nun nach den U r s a c h e n dieser Erscheinungen,
so zeigt sich, dass einerseits diese Deformität angeboren,
und somit grösstentheils von der Zeugung selbst, oder von während
der Schwangerschaft der Mutter zugestossenen Einflüssen
(z. B. dem sogenannten Versehen); andrerseits aber von einem
erst nach der Geburt unter mehr oder weniger günstigen Verhältnissen
erwachten übermässigen Bildungstriebe herzuleiten
sey. — Dass übrigens dieser Zustand von denAeltern auf die
Kinder übergehen könne, dafür führt F e l i x Pl a t e r * ) folgende
Beobachtung an: „Es war zu Paris ein wegen seines
reichen Haarwuchses berühmter, und von Hei n r i c h II. sehr
geliebter Mann. Eine kleine Stelle unter den Augen ausgenommen,
war er ganz behaart, und seine Augenbraunen
und Stirnhaare waren so lang, dass sie ihm das Sehen hinderten.
Er heirathete eine schöne Frau, und zeugte mit ihr auch
behaarte Kinder, die dem Herzog von Parma nach Flandern-
und von da nach Italien geschickt wurden, wo sie P l a t e r 1583
zu Basel abzeichnen liess. Der Knabe war doch etwas mehr
behaart, als das Mädchen, dessen ganze Spina dorsi voll rauher
Haare war. Auch der oben §. 114. angeführte Fall eines
Bi rma n e n sammt seinen zwey Töchtern spricht für die Erblichkeit
dieser monströsen Bildung. — Es ist jedoch, wie ich
schon oben erinnert habe, nicht zu übersehen, dass auch der
Mensch, sobald er dem feindseligen Einfluss eines rauhen Himmels
in seiner zarten Jugend ohne gehörige Kleidung ausgesetzt
wäre, ganz behaart würde, und dass ein solcher haariger Vater
auch haarige Kinder zeugen würde. Wenigstens scheinen diese
Annahmen jene Beobachtungen zu befestigen, nach welchen
Kinder, die nach Art der wilden Thiere in V^äldern eine geraume
Zeit, etwa bis i$s männliche Alter lebten, auch wie
jene haarig wurden, wie uns D i gba eus **) von seinem
Knaben J o h a n n e s de L e i g e berichtet.
Was übrigens die weitern Bedingungen und die begleitenden
Nebenumstände betrifft, unter welchen sich die übermässig
gesteigerte Bildungsthätigkeit auf die angeführte Art
*) Lib. 3. obs, med. p. 554,
**) Tractat. de corpore. Cap 27.
in den Haaren ausspricht, so verweise ich auf den Paragraph
203, wo von der abnormen Erzeugung der Haare an Thei-
len, in welche früher und nach der Regel keine waren, die
Rede seyn wird. —
Hieher gehört auch noch die zu f r ü h e Entwicklung
der Haare an gewissen Gegenden des Körpers, in denen selbe
erst später erscheinen sollten. — Wir kommen hier zuerst auf
die sogenannten b är t igen Ki n d er oder Knaben Citiberbes,
Pueri barbati, von denen in verschiedenen Schriften Meldung
geschieht. So war zu den Zeiten des Kaisers C o n s t a n t i n
Anno 308 zu Antiochia ein monströser Knabe mit einer Hasenscharte,
zwey Zähnen, vier Augen und zwey sehr kurzen
Ohren, und einem Barte*). J ac ob Dobr oz e ns k y von Ne-
gr opont e erzählt die Geschichte eines Knaben, der in seinem
dritten Jahre schon einen Bart hatte. Dieser Knabe war
im Jahr 1Ö73 in Böhmen geboren, ziemlich stark von Natur,
so dass er in seinem dritten Jahr schon zu dreschen anfing 5
damals fing ihm auch der Bart zu wrachsen an, der bis zum
zwölften Jahr schon sehr stark war. Seine Brust war ebenfalls
ganz rauh; auch soll er ein grosses Zeugungsglied gehabt,
und schon starke Lust zum andern Geschlecht gezeigt haben
**). Eben so finden wir in Zod. med. ***) eines Knaben
erwähnt, der einen Bart, und eine männliche Gestalt hatte.
Hal i Rh o d o am führt ebenfalls einige Beyspiele von
bärtigen Kindern an. Der Abt von St a bu l , Namens Gie-
b al d sah auch einen Knaben von sechs Jahren, der schon einen
starken Bart hatte. — Der junge Le du e war mit sechs
Jahren un petit komme, denn er hatte zahlreiche und starke
Haare in der Schamgegend, auf der Brust, und am Kinn ****). —
Auch Du h ame i sah im J u r a g e b i r g einen Knaben, der
im ersten Jahr schon überalll herumgehen konnte, und im
siebenten bereits barbatulus war •{•). — Eine ähnliche Beobachtung
machte Alexand er ab Insula. — In der neu*)
Ulys ses A ldr ova ndi sah und beschrieb ihn in seiner H i s t o r.
inonst r . p. 446.
**) l63te Wahrnehmung der Leopold, Altad. der Naturforscher im 14.
Thl. p. 275.
***) Ann 2. mens. Qctob. Qbs. 9.
****) piction. des Sciences medical. Art. Gas. rares, tom, 4, p. 202.
-[-) L, 4. Keg. scient. Acad. hist. S< 6 c. 6. Nr. 10, p, 377.