
schwarze Haare nach einem Laxiermittel ausfielen, und dann
wieder, aber blond nachwuchsen. In einem andern Falle wurden
graue Haare nach einem Wochenbette blond. — Nach geheilter
Tinea sieht man öfters weisse Haare erscheinen, die sich
in der Folge bloss an o ihrer Wurzel färben.
Dr. Fa u t r a l , Arzt bey den mit Kopf - Grind Behafteten,
behauptet, dass, wenn die Haare, welche bey jungen
Individuen ihrer ganzen Länge nach weiss werden, gefärbt
nachwachsen sollen, man sie nur ausfallen lassen darf.
Al i b e r t beobachtete, dass eine Dame nach einem heftigen
Fieber und beschwerlicher Geburt ihr schönes blondes
Haar verlor. Dahey ergoss sich eine zähe schmierige Flüssigkeit
über den ganzen behaarten Theil des Kopfes, und nach
der gänzlichen Herstellung kamen schwarze Haare hervor. Auch
sah er hochrothe Haare erscheinen bey einem Menschen, der
früher braune hatte, und nun krank wurde. — Ein ßßjähriger
Schneider hatte unter seinen schwarzen Haaren nur noch wenige
graue. Eine Stunde nach seinem Tode wurden die schwarzen
Kopf- und Barthaare schneeweiss *).
Alle diese Beobachtungen beweisen augenscheinlich, in
welch’ wichtiger, aber leider von uns noch immer nicht gehörig
gekannter Verbindung die Absonderung des Pigments in den
Haaren mit der Oekonomie des ganzen thierischen Körpers stehe,
und geben uns eine wohl zu beachtende Lehre, sorgfältig
alles zu sammeln, was dereinst über diesen Punct Aufschluss
geben könnte. Bis dahin sind sie ein weiterer Beweis, wie thö-
richt es sey, die Haare für so unbedeutende Theile des Körpers
zu halten, als man lange, und selbst noch in den neuern Zeiten,
zu thun gewohnt war.
§• 171-
2. Von der zu starken und zu schwachen
Aussonderung der Haar schmiere fL ip a ro -
trich ia e t XerotrichiaJWie
in allen Ab- und Aussonderungen, so muss auch bey
jener der sogenannten H a a r sa l be ein gewisses Mass beobachtet
werden. Nun aber ereignet es sich hie und da, dass die*)
J. B. G r ü n d e l in E p h em e rid . N. C. Dec. I I . Ann. V III. Obs. 103.
ses Normalmass überschritten wird, und dass demnach die
Haare an ihrer ganzen Oberfläche eine zu grosse Menge jener
schmierigen Materie absetzen. Die Folge davon ist, dass sie
geschmeidiger, glänzender, schlichter (eigentlich immer gerade
herabhängend), und überhaupt weicher werden, auch wohl in
der Regel leichter ausfallen. Es ist leicht einzusehen, dass unter
solchen Umständen der Schmutz am Kopfe und seinen Bedeckungen
auf eine unangenehme Art unterhalten wird. — Das
Uebel ist häufig mit grosser Geneigtheit z u Schweissen, nach
meinen Beobachtungen aber nicht selten mit allgemeiner Fettleibigkeit
vergesellschaftet.
Ueber die A e t i o 1 o g i e desselben ist wenig bekannt.
Die Anlage dazu findet man bey allen jenen Menschen, deren
Hautausdünstung überhaupt besonders reichlich von Statten
geht, und deren ganze Körperoberfläche stets wie mit einer
öligen Flüssigkeit überzogen zu seyn scheint.
Unter den G e l e g e n h e i t s u r s a c h e n mag wohl das
zu häufige Einschmieren der Haare mit fetten, öligen Substanzen
, ferner der Genuss solcher Nahrungsmittel, welche überhaupt
die Erzeugung des Fettes im Organismus befördern; in
manchen Fällen auch Unsauberkeit zu zählen seyn.
Nach der Verschiedenheit dieser Verhältnisse ist dann
auch das Uebel leichter oder schwerer heilbar. In der Mehrzahl
der Fälle ist man nicht im Stande, es gründlich zu heben,
und Alles, was man dagegen thun kann, beschränkt sich einerseits
auf die Entfernung oder.Schwächung der angeführten Ursachen,
andererseits aber auf die Hemmung der übermässigen
Fetterzeugung in der behaarten Haut selbst.
In letzterer Beziehung dürfte wohl dasselbe Heilverfahren
eingeschlagen werden, welches ich oben gegen die Alopecie
aus Ueberfluss an Fett in der Haut anempfohlen habe.
Anme r kung. Al i b e r t spricht von einer E r a u , deren Haare sich
vor der Heirath stark kräuselten, aber nach der ersten Schwangerschaft
beständig feucht hlieben , so dass es unmöglich war, sie
in Locken zu bringen. Zugleich wurden auch die Achselhaare
viel öliger an ihrer Oberfläche.
Das Gegentheil davon ist jener Zustand der Haare, in
welchem sie nicht die hinreichende Menge jener Salbe absondern,
und daher an ihrer Oberfläche trocken, und auch sonst
steifer, welk, grau und zugleich gespalten erscheinen (Xero-
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