
3) Li onel Wa f e r * ) erzählt, dass es unter den Wilden
auf der Landenge Dar ien auch weisse Personen gebe, jedoch
in geringerer Anzahl zu den kupferfarbigen. Ihre
Farbe ist ganz blass, und gleichsam milchweiss, oder der
Farbe eines Schimmels (Pferdes) ähnlich. Der ganze Körper
ist mit sehr weichen, milchweissen Haaren bedeckt,
die ganz kurz und wohl so dicht, sonderlich an der Stirne
und auf den Backen sind, dass man sogar die Haut nicht
gut sehen kann. Auch die Augenbraunen und das Haupthaar
sind weiss, und letzteres ganz fein, ungefähr 6_8
Zoll lang und gekräuselt.
4) Dass die Haut ihreFarbe krankhaft verändern könne, ohne
dass dieses zugleich bey den Haaren Statt findet, beweisst
unter andern auch die Beobachtung von J. Brown**),
der zu Folge ein Neger von So Jahren, nachdem er eine
chirui'gische Operation ausgehalten hatte, fast am ganzen
Körper weiss wurde, ohne dass die Haare ihre schwarze
Farbe änderten.
5) In Verona soll nach dem glaubwürdigen Zeugnisse eines
meiner Freunde ein Seidenhändler gewohnt haben, welcher
sammt seinen zwey Söhnen halbschwarze und halb-
weisse Haare auf dem Kopfe hatte.
6) Ol ivier***) führt ein merkwürdiges Beyspiel einer zufälligen
uud theilweisen Leucopathie mit Entfärbung der
Schamhaare, Entstehung einiger Haarzöpfe, Bronchitis und
Blennorrhagie an: „ Jos e ph Mut e t , 22 Jahre alt, kam
den 7. May 1827 mit einer Gastroenteritis, Bronchitis und
Blennorrhagie ins Spital. Antiphlogistica. heilten die erstere,
Copaivabalsam und Cubeben die letztere Krankheit. Jedoch
bemerkte man nebstbey eine zufällige Entfärbung
der Scham - und Kopfhaare; überdiess auf der Haut des
Bauches und Rückens matte, milchweisse Flecken, wo also
das Pigment ganz verschwunden war. Diese Leucopathie,
hatte er schon seit sechs Monaten, verschiedene weisse
Streifen liefen über die Vorderseite des Stammes, noch
*) New Yoyage and Description of the Isthmus of America. London
1699- p. 134.
**) E dinburgh, med. chirurg. Transact. Tom. I. und Archivis generale
de Medicine, May 1827. p. 95.
***) Diction, d. Medicin, Tom. 17. Observât. CCVII. p, 369.
zahlreichere aber über den Rücken; ein breiter weisser
Streifen ging herab gegen den Schamberg, er war drey-
eckig, seine Spitze verlängerte sich abwärts bis zum Ursprung
des Penis, gegen das Scrotum und das Mittelfleisch.
Die Schamhaare waren weiss, etwas krause mit schwarzen
sparsam gemischt; einige weisse Haare sah man auch an
der Stirne und am Hinterhaupt, vorzüglich aber hinter
den Ohren, und hier war auch die Haut überall entfärbt,
sowohl an der Wurzel der schwarzen, als auch der weis-
sen Haare. Reitzungen, welche man in diesen Parthien
bis zur Entzündung und Abstossung der Oberhaut steigerte,
brachten nichts desto weniger keine andere Färbung
hervor.
7) S. G. V o g e 1 *) erwähnt eines Mannes, der auf der einen
Seite weisse, und auf der andern braune Haare hatte. Ein
anderer hatte einen Büschel weisser Haare auf dem linken
Scheitel mitten unter den schwarzen Haaren. — Bey einem
8jährigen Mädchen war die eine Seite des Kopfes mit
schwarzen und langen, die andere hingegen mit hellen
und kraussen Haaren besetzt. — In einem vierten Falle
war ein jedes Haar halb weiss und halb braun.
Aehnliche Beyspiele habe ich früher §. 118 angeführt.
8) Die merkwürdigste unter allen mir bekannten Entfärbungen
der Haare und der Haut beobachtete Dr. L i eb e r* ),
pracktischer Arzt in Berlin: „Emi l ie B**, als er sie sah,
l 6 Jahr alt, von dunkeim Haare und dunkler Hautfarbe,
sonst ganz gesund, bekam zur Zeit, als die Menstruation
eintreten sollte, auf der linken Seite des Gesichtes einen
weissen Streif, der sich über die Stirne, die Augenlieder
und Wange in schräger Richtung nach aussen erstreckte,
ohne alle sonstige Beschwerde. Als die Menses sich geregelt
hatten, verschwand diess zwar, aber es blieben die
Wimpern des linken Auges zur Hälfte nach der Nase zu
weiss, virie die Haare eines Greises.- Die andere Hälfte war
braun, wie die Kopfhaare, unter denen sich jedoch, gerade
über dem rechten Auge, einige entfärbte befanden.
Vor dem jedesmaligen, übrigens regelmässigen Eintreten
der Menstruation, vermehrten sich die weissen Haare am
*) A. a. O. p. 267.
**) Siche H e c f e e r ’s literarische Annalen etc. 1828. May. p. 100 — 102.