
mit dem käsigen Ueberzug bedeckt, übrigens aber vollkommen
gesund waren.
Ungleich weniger selten ist d e r Mangel des Bartes. So
sagt Dr. Samu e l L ed e l* ), dass in dem Herzogthum Sag an
ein Pfarrer lebte, der in seinem ganzen Leben nie einen Bart
hatte. In Grünberg soll ein Tuchmacher gewesen seyn von gesetztem
Alter, gesunder Natur, aber ohne Bart. — Ebendaselbst
**) findet sich auch die Geschichte eines bartlosen Mannes,
der mehr Weib als Mann war, jedoch alle männlichen
Geschlechtstheile hatte, ohne übrigens Neigung zum Beyschlaf
zu fühlen.
Bey einer 23jährigen Frau fehlten die Haare bloss an der
Stelle der grossen Fontanelle ***).
Wenn Kinder ohne alle Spur von Haaren geboren werden,
so sind sie gewöhnlich stark und gut gebildet, und ihre
Kopfhaut ebenfalls sonst durchaus gesund. Gewöhnlich kommen
in solchen Fällen die Haare erst in einem halben oder
ganzen Jahre nach der Geburt, ja selbst erst im zweyten Jahre
zum Vorschein.
Eine sehr merkwürdige Hemmung der körperlichen Entwicklung
im Verlaufe des kindlichen Alters wurde ganz vor
Kurzen vom Medicinal - Rath Dr. H e y m a n in Koblenz bey
mehreren Mitgliedern einer Familie beobachtet. Am unvollkommensten
waren die Genitalien derselben äusgebildet, und
von den S c h amh a a r e n fand sich keine Spur, so wenig als
vom Barte und den Achselhaaren. Dagegen war der Haarwuchs
auf dem Kopfe bey allen stark ****).
Der gänzliche Mangel an Haaren ohne vorangegangene
Krankheit ist gewiss eine eben so wichtige, als in Bezug auf
ihre Aet i ol ogi e beynahe unerklärliche Erscheinung. Sie gibt
abermals einen deutlichen Beweis ab , dass wir in die wahre
Bedeutung der Haare noch nicht eingedrungen sind. Doch ist
zu befürchten, dass solche Fälle nicht mit der hier besonders
nöthigen Sorgfalt und Genauigkeit erhoben und behandelt wor*)
48ste Wahrnehmung der Acten der fc. k. Leopold. Akademie. 15ler
Theil.
**) 4ter Theil der Acten der Akademie» p, 378*
***) Mise. N. C. Dec. I. An. VI. Obs. 74.
*#**) F r o r I e p’s Notizen aus dem Gebiete der N a tu r- und Heilkunde.
XXIX, Bdes« Nro. 1. Novemb. 1830'
den sind, obgleich es ausdrücklich heisst, dass die damit behafteten
Personen übrigens vollkommen gesund gewesen seyen.
Bey solchen Umständen lässt sich denn auch über das dagegen
einzuschlagende He i l v e r f a h r e n wenig oder gar nichts
sagen, und selbe muss der individuellen Einsicht des Arztes in
die Genesis dieses Fehlers überlassen, sonst aber wohl durch
solche Mittel gehandhabt werden, welche etwa im Stande sind,
die Thätigkeit des Lebens in der Haut so zu bestellen, dass
sie sich auf die Erzeugung der Haare hinrichtet, wovon übrigens
späterhin beym Ausfallen der Haare gehandelt werden
Die u r s p r ü n g l i c h e B a r t l o s i g k e i t , welche niemals
als eine Nationaleigenheit, sondern stets als ein abnor-
mer Zustand des Mannes angesehen werden muss, ist ebenfalls
wieder entweder ererbt, oder durch einen eigenthümlichen fehlerhaften
Bildungstrieb , der sich erst im Verlauf des Lebens
entwickelte, bedingt. Im ersten Falle ist wohl me an eine
Heilung zu denken, im zweyten wäre vielleicht durch eine genaue
und richtige Zusammenstellung der darauf Bezug habenden
individuellen Umstände ein gründlicher therapeutischer
Weg einzuschlagen. Es versteht sich übrigens von selbst, dass
man in solchen Fällen stets auf die Beschaffenheit der übrigen
Zeichen der Mannbarkeit, und namentlich der Geschlechtstheile,
Rücksicht nehmen müsse, indem es schon seit Ar i s tot
e l es bekannt ist, dass die Entmannung vor der Pubertät
ursprüngliche Bartlosigkeit zur Folge habe, aber nach derselben
unternommen, nur allmähliges Ausfallen der Bart- und
Achselhaare bedinge. Indessen gebe man sich nie der eiteln
Hoffnung hin, da einen Bart schaffen zu können, wo schon ursprünglich
keiner war; denn die Kunst kann wohl die Natur
unterstützen, aber nie ersetzen, und eben daher einen dürftigen
Bart stärker machen, aber den gänzlich mangelnden nie e r-
schaf fen. — Auf welche Art aber ersteres geschehen könne,
davon soll ebenfalls später gesprochen werden.
A nme r k u n g . Die zu s p ä t e E n t w i c k l u n g d e r H a a r e .n manchen
Parth ien des Körpers bezieht sich grösstentheils wieder aut jene
Haare, die als Zeichen der Pube rtä t angesehen werden, näraheh Achsel,
Scham- undBa rthaare. Natürlich hängt dann dieser Umstand
aufs’ genaueste mit der entweder allgemein verzögerten Evolution des
ganzen Körpers , oder aber nu r der Geschlechtsorgane zusammen.
Daraus ergibt sich der nothwendige Schluss , dass auch nu r dann