
wenn der Strich nach entgegengesetzter Richtung geschieht. _
Uebrigens stelle man sich unter den genannten Schuppen nicht
immer abgerundete Blättchen vor; denn einmal abgestossen,
scheinen sie sich zusammen zu ziehen, und gleichsam aufzurollen
— fadenförmig zu werden ; daher ihr Name: A e s t e
d e s Haares . —
Nebst diesen sind die Haare an ihrer äussern Oberfläche
mehr oder weniger fettig, und desshalb schlüpfrig und glänzend,
so dass wässerige Feuchtigkeiten sich nicht immer so
leicht an sie anhängen. Diess mag zum Theil von dem unter
der Haut liegenden Fett, welches, wie schon gesagt wurde,
an den Stellen, wo Haare hervorkommen, mit durchdringt,
theils von der Hautschmiere herrühren, die in den Zwischenräumen
der Haare von den Fettbälgen abgesondert wird. Denn
ich wage nicht, mit Mayer anzunehmen, dass aus feinen
Oeffnungen der Haare seitwärts eine fette Feuchtigkeit ausdünste,
welche sodann dem Haar nebstbey seinen Glanz gebe,
der bey schwarzen Haaren immer am stärksten ist. Man hat
diese fettartige Materie auch Ha a r s a l b e genannt. —
A nm e r k u n g . Bloss in Bezug auf die Rindensubstanz sind also die
Haare dem Horngewebe einzuverleiben, in allen übrigen Theilen
n ic h t; — und somit könnte man sie, in ih re r Tota lität betrachte
t, da sie mit keinen andern Organen ganz Übereinkommen, u nter
dem Titel des H a a r g e b i l d e s , als eigenthümliche Theile des
Organismus hinstellen.
§• 112
2) D ie i n n e r e S u b s t a n z , Ma r k s u b s t a n z , das Mar k
des Haars. (Substantia interna, medullaris, s. Medulla pili.)
Wenn schon über die Textur der Rindensubstanz so heterogene
Meinungen obwalten, so darf es uns gar nicht wundern,
dass diess noch mehr beym Mark statt haben werde, dessen
nähere Natur uns nach B ic h a t’s Ausspruch gänzlich unbekannt
ist, — Die meisten Anatomen sind der Meinung, dass
die innere Substanz des Haars aus etwa 5 — 10 Fäden, welche
die Haarwurzel abschickt, entstehe, eine längs des Haars verlaufende
Röhre bilde, deren Wände wahrscheinlich selbst
Röhren sind, und eine öhlige, theils in der Höhle dieses Rohrs,
theils in seinen Wandungen selbst befindliche Flüssigkeit enthalte
, welche mit der innern Substanz zusammen das Mark
des Haars ausmacht. Bichat aber glaubt höchstens mit Wahrscheinlichkeit
vermuthen zu können, dass sie aus äusserst zarten,
in die gemeinschaftliche Umhüllung der Haare eingeschlossenen
Gefässen bestehe, welche die färbende Substanz enthalten
, die in diesen Gefässen stockt, oder wenigstens einer äusserst
langsamen Ernährungsbewegung unterworfen ist. — Nach
Wi t h o f sind die Haare hohl. Denn die Medulla ist theils
feucht oder flüssig, theils fest. Erstere ist zäh, lässt sich in
Fäden ziehen, und es sind ihr auch viele feine Kügelchen oder
Bläschen beygemischt. Sie gibt dem Haar die Farbe. Die andere
feste besteht aus den feinsten und glänzenden Fibern, die
aus dem Innersten der Zwiebel entstehen, sich netzartig durchkreuzen,
und nicht allein das Mark zum Theil bilden, sondern
auch die einzelnen Röhren des Haars durch Fäden verbinden.
— Nach Chi ra c besteht das Mark bey den Thierhaaren
aus einer Reihe von kleinen Blasen, die eine Art von Strohhalm
(Fetu) bilden, ähnlich dem der Federn. Er sah diesen
Halm bis auf einen Zoll von der Haut ausgedehnt. Ga u l t i e r
hält den dünnen Streifen, der sich in der Mitte der Haare zeigt,
und bey grossen Barthaaren der Vierfüsser oft'aus kleinen, neben
und aufeinander gelagerten Körpern besteht, für die Reste
des röthlichen conischen Körpers. Vi l l e rme * ) hat das
Mark in den Barthaaren eines Ochsen nur in der Mitte des
Haars, nahe an der Wurzel gesehen, auch war die Farbe des
Marks viel dunkler, als jene der äussern Substanz. Bey den
Menschenhaaren sah er sie gar nicht. — Einige Naturforscher
betrachten die innere Substanz als ein schwammiges Gewebe,
analog dem, welches die Stengeln der Federn anfüllt; andere
halten sie für Fäden, die von einer färbenden Substanz befeuchtet
sind, und Mascagni sieht in ihnen nur absorbirende
Gefässe, die flüssige Substanzen einsaugen können sollen, dagegen
die der Rinde nur luftförmige einzusaugen vermögen (!) —
Ol ivier**) glaubt, dass die innere gefärbte Substanz von
dem Schleimkörper (Corps muqueux), der Haut gebildet sey,
und führt zur Bekräftigung dieser Meinung die genaue Beziehung
an , in welcher die Haut mit den Haaren in Bezug
auf die Farbe steht. In gleicher Beziehung haben Andere die
Natur dieser innern Substanz ganz der des Mal p ig h ’schen
*) Dictionnaire des sciençcs mcd. Article Poils.
**) Diction, de Medicine Ajrt# Poils.