
Kügelchen nehmen nun an Grösse zu, und platten sich zugleich
etwas ab ; dann erhebt sich auf der nach aussen gewandten
Fläche ein Höckerchen, welches sich schnell zu einem
hohlen Kegel verlängert, der den Schaft des Haares darstelll,
während das ebenfalls fast hohle abgeplattete Kügelchen die
Zwiebel desselben darstellt. Um die Zeit des ersten Ausbruches
des Haars aus dem Pigmentkügelchen, ist dieses als nunmehrige
Zwiebel nicht allein im Yerhältniss zum Haar, sondern auch
absolut sehr viel grösser als nach der völligen Ausbildung des
Haars. Jetzt liegen die Haare in der Lederhaut von der ganz
glatten und durchsichtigen Oberhaut bedeckt. Endlich treten
sie in sehr schiefer Richtung über die Oberhaut hervor. Heus
i n g e r glaubt nun, dass die Oberhaut über dem durchbrechenden
Haar resorbirt würde, und so das Haar durchlasse. —
Er fand an den ausgebildeten Haaren der Pferde und Kühe
keine wahren Bälge, wie an den Barthaaren und Augenbraunen
der Thiere5 und glaubt zwar, dass diese Bälge zuerst entstünden,
und die Haare sich innerhalb derselben entwickelten;
doch ist er noch nicht ganz hierüber einig. Unter dem Klauenkranz
bildet sich die Pigmentabsonderung sehr bald; oberhalb
desselben bilden sich die Pigmentkügelchen in Haare um, indem
die eigentliche färbende Substanz von einer hornartigen
Rinde liegen zu bleiben scheint, die hornartige aber zur Bildung
der Fasern des Klauenkranzes verwendet wird.
Dass die Rinde der Haare früher als ihr Mark gebildet
werde, schliesst Heu si ng er aus folgenden Puncten:
1) Bi c h a t sah, dass die Haupthaare des Fötus zuerst weiss
sind, und sich erst nach und nach färben : es wird also
Pigment im Haare abgesondert.
2) Manche Thiere bekommen nach dem Hären im Herbste
weisse Haare, die sich erst im Frühjahre färben.
3) Manche Haare färben fortwährend ab beym Berühren.
Daher klagen die Damen in südlichen Gegenden über
ihre schwarzen Haare, dass sie allen Kopfputz färben.
He u s i n g e r zieht nun aus seinen Untersuchungen und
den dabey gemachten Erfahrungen folgende Resultate:
1) Auch die Pigmentkügelchen, aus dem Haare entstehend, bestehen
gleich dem Pigment des Auges, aus Kohlenstoff.
2) Sind die Haare ursprünglich Pigment, so sind die brennenden
Farbenstoffe vieler Pflanzenthiere, die Farbenschuppen
der Schmetterlingsflügel u. s. w. nichts, als in
der Ausbildung gehemmte Haare und Federn. Bestehen
sie aber aus Kohlenstoff, so erklärt sich das Leuchten des
Hautorgans vieler jener niedern Thiere, und die electrische
Spannung der Haare und Federn ganz leicht.
3) Die weisse Farbe ist nach Gö t he die edelste Race. Diese
wirft das Pigment im Mutterleibe ab, als Lanugo, und erzeugt
fortwährend Pigment, wenn sich auch das Haar
nicht daraus ausbildet (es ist eine Durchgangsbildung).
4) Die nackte Haut der sogenannten türkischen Hunde ist
nichts anders, als eine Hemmungsbildung. Sie haben gerade
da Haare, wo sie der Fötus zuerst hat. In den Amphibien
und Fischen ist das ganze Hautorgan sammt den
Pigmenten unter der Oberhaut liegen geblieben. In den
Fischen findet sich das Pigment ausserhalb der Hornsubstanz
(den Schuppen), und das verschieden gefärbte Pigment
der innern und äussern Fläche der Schuppen entspricht
genau dem verschiedenen Pigment der äussern und
innern Fläche der Aderhaut.
Schliesslich findet He u s i n g e r die Entstehung der Haare
ganz dem gewöhnlichen Gang organischer Bildungen entsprechend.
Sie entstehen aus Kugeln, Pigmentkugeln, und
bleiben als solche stehen in den niedern Thieren, und als Hemmungsbildung
in den hohem; sie wandeln sich dagegen in
Blasen um, wie sie zu Haaren werden, wie die Blutstropfen im
bebrüteten Ey zu Bläschen werden, wenn Gefässe aus ihnen
entstehen sollen. Auch scheint die gegliederte Wolle als niederes
Haargebilde Reihen solcher Bläschen darzustellen, und
diese Bildung wiederholt sich in kranken menschlichen Haaren.
Ausgebildete, höhere Haargebilde, z. B. Me n s c h e n h a a r e ,
S t a c h e l n etc. sind ungegliedert, so wie die Arterien, dagegen
die Lymphgefässe gegliederte Reihen von Bläschen sind.
Dass endlich die Bildung der Haare mit der F e t t b i l dung
im Zusammenhang stehe, glaubt He u s i n g e r durch
Thatsachen zu erweisen: die Zwiebeln der Körperhaare vieler
Thiere sind mit Fettkügelchen umgeben; in den Bälgen der
Tasthaare mancher Thiere findet sich Fett; die Fettabsonderung
beginnt nur kurze Zeit vor der Haarbildung, und in
Frankreich hat man in der neuesten Zeit beobachtet, dass ca