
bald dasselbe eine Länge von drey Quer-Fingerbreit erlangt
hatte.
Bev Wahns inni g en empfahl schon Ar e t a e u s von
Cap a d o c i e n das Ausreissen der Haare rç/%ww als
ein sehr gutes Mittel. Aber auch das Abschneiden derselben
leistet in solchen Fällen oft sehr gute Dienste, wie unter andern
Mo r e a u *) beobachtet hat: Es verfiel nämlich ein
l 2jähriges Mädchen nach überstandenem Nervenfieber in eine
Art Wahnsinn, in welchem sie unaufhörlich verlangte, dass
man ihr den Kopf abschneide. Weil aber ihre dicken und
langen Haare während der langen Krankheit nie gekemmt
wurden, so entschloss man sich, ihr diese abzurasieren. Sobald
die Kranke von ihre Bürde befreyt war, kam sie zur
Vernunft, und behielt diese bis an ihr Lebensende.
Einen ähnlichen Fall findet man in den Zusätzen zu
Lanoi x Beobachtungen etc. **) wo ein Zimmergesell ebenfalls
durch Abscheeren seiner Kopfhaare von seinem wüthen-
den Wahnsinn befreyt wurde. Eben so im vierten Band des
Journal general de Medicine ***), ferner von dadurch geheilter
Migraine, im zehnten Memoire von Dr. Grimaud,
von geheilten chronischen Ophthalmien, Gonorrhoen und
Bubonen (Abschneiden der Schamhaare) im Hanöv. Magazin,
v. H a s k e, und in H u f e 1 a n d’s Journal ****) u. s. w.
In frühem Zeiten hielt man mit Recht viel mehr auf die
Verhütung des Haarabschneidens bey Rec o n vale sc ent en und
solchen, die sich von schweren Uebeln erholen, als diess heut
zu Tag zum Nachtheil der Kranken zu geschehen pllegt. Namentlich
hat uns Lanoi x auf die bösen Folgen durch merkwürdige
Beyspiele aufmerksam gemacht ^ ), welche ich kurz
anführen will :
l) Eine Frau von 48 — 50 Jahren bekam in der Reeonva-
lescenz von einem Nervenfieber eine Menge Phlyctaenen
auf der behaarten Haut des Kopfes, welche bald platzten,
und so kleine Geschwüre bildeten, aus welchen sich fortwährend
eine eiterähnliche, seröse Feuchtigkeit absonderte.
*) Recueil périodique de la Société de Medicine à Paris XXII.
**) Auserles. Abhandlung. 20ster Bd. p. 262.
* * * ) P. 280.
* * * * ) 25sler Bd. 2 tes Stück.
1) Mémoires de la Société d’émulation medicale Tom, I, p, 2-
Nebstbey erzeugte sich eine grosse Anzahl von Läufen,
welche ein unerträgliches Jucken und Beissen veranlass-
ten. Um diesem abzuhelfen, schnitten die Wärterinnen
die Haare ab, und reinigten den Kopf mit lauem Wasser.
Aber kaum war diess geschehen, so wurde die Kranke
von einem heftigen Kopfweh befallen, worauf sie nach
Verlauf von zwey Stunden starb.
2) Eine andere Frau, von fast gleichem Alter, bekam ebenfalls
am Ende eines bösartigen Faulfiebers am ganzen
Körper, vorzüglich aber auf dem Kopfe eine ausserordentliche
Menge Läufe, welche sich durch die'Haut durchgefressen
, und gleichsam allenthalben kleine eiternde
Geschwürchen veranlasst hatten. Auch ihr wurden auf
ihre Bitte von einer Wärterinn die Haare abgeschnitten,
die kleinen Risse und Hautgeschwüre sorgfältig gereinigt,
und der ‘Kopf und der ganze Körper behutsam mit lauem
Wasser abgewaschen. Darauf zu Bette gebracht, schlummerte
die Kranke ein. Aber in der Nacht fuhr sie plötzlich
aus dem Schlafe auf, und beklagte sich über einen
heftigen Schmerz in der Gegend des Hinterhauptes, das
Fieber kehrte mit Heftigkeit zurück, es zeigte sich ein
gelindes Delirium, und späterhin ein soporöser Schlummer.
Die gereichte krampfstillende Arzney und die Zugpflaster
bewirkten eine momentane Besserung- in der darauf
folgenden Nacht aber stellte sich das Fieber mit neuer
Heftigkeit wieder ein, es kamen Ohnmächten und Schluchzen
hinzu, und die Kranke starb.
3) Der dritte Fall betrifft eine Frau von 24 —25 Jahren,
auf deren Kopf in der Reconvalescenz von einem Faulfieber
ebenfalls Geschwürchen und eine Menge Läuse erschienen
, wovon sie auf dieselbe Art, wie die frühem,
befreyt wurde. Auch bey ihr erneuerte sich das Fieber
wieder, die Geschwüre hörten auf zu secerniren, dagegen
fing der Kopf und das Gesicht zu schwellen an, und es
entsand eine rothlaufartige Geschwulst, welche sich bis
an die Schultern herab verbreitete. — Gegen alle diese
beunruhigenden Zufälle wurden zwey Blasenpflaster und
ein Brechmittel, eine strenge Diät, und späterhin tonische
Mittel mit gutem Erfolge angewandt, so dass die Kranke
mit wiederhergestellter Gesundheit davon kam.—Lanoix
erklärt sich die bösen Folgen des Haarabschneidens in