
und siehe da, das Jucken hörte auf. Seit dieser Zeit befreyt
er sich auf dieselbe Art von dem obwohl etwas seltener, aber
doch wiederkehrenden, und offenbar mit der Erzeugung dieser
kranken Haare in Verbindung stehenden Jucken seiner
Nase.
Vi l l e rmé sah einige Mal Haare auf der äussern Fläche
der Nymphen, und Rh o d i u s traf in Lappland ein
schönes Mädchen, deren Scheide mit Haaren besetzt war *).
Einen ähnlichen Fall beschreibt auch T a b o r a c ci. —Ri edl
i n will im äussern Gehörgange ziemlich lange Haare beobachtet
haben.
Auf den Schleimhäuten der eigentlichen Höhlen ist ihre
Erscheinung viel häufiger bemerkt worden. So fand F o r d im
Rachen eines neugebornen Kindes eine, der Schilddrüsensubstanz
ähnliche, überall mit kurzen Haaren besetzte. Geschwulst.
Auf der Zunge sah sie Amat . Lu s i t a n u s * **), bey einem
Pferde ebendaselbst B o u r g e 1 a t ***). — Im Darmcanal, wo
sie theils festsassen, theils durch den After abgingen, - fanden
sie Bau damant , Wo o d ****), Me rme t d’H au te vi l l e f),
R i e d 1 i n •{••ƒ•), Bl a n k a a r t , Har r u p , P l a t n è r und
Mar ti n. B i c h a t sah einmal ein Dutzend solcher Haare
von l Zoll Länge, welche auf der Oberfläche der Gallenblase
eingepflanzt waren.
Einen der merkwürdigsten Fälleldieser Art führt Se-
d i 11 o t a n : Es war ein Mädchen von 24- Jahren, bey
welchem nach heftigen Coliken, die sich gegen den Mastdarm
zogen, und nach plötzlich verschwundenen alten feuchten
Flechten entstanden waren, ein Büschel Haare im After zum
Vorschein kam, dessen Anziehen hoch oben im Mastdarme
schmerzte. Dahey gingen Stuhl und Winde, aber unter
Schmerzen ab. Nach Verlauf von drey Monaten schnitt man
) Obs. 82. Act. acad. nat. cürios. pars 15.
**) Cent. cur. 65. p. 263.
***) Tom. II. P. 9. p . 322,
****) Siramons med. fact. Vol* 'VIII. p. 139,
+) S e d i l l o t de med. T. 48. oct. et Nr. 197.
f f ) Ephemerid. n. curios. Dec. III. a. 2. Obs, 169.
h f t ) Mantissa observ. select. Basil. 1680. Obs. 10.
t f t t ) Journal, général de Med, T. 46. Janv, Salzburger med. Zeilg. 1813.
III. p. 315.
den Büschel Haare 3 Zoll lang ab. Dennoch wuchs er alle
Monate wieder mehrere Zolle, die man immer abschnitt.
Jetzt musste man die Oeffnung mittelst Klystieren erzwingen.
Im 46sten Jahre ging endlich Eiter ab , und bey einem sehr
harten Stuhlgange erfolgte auch der letzte Rest des Haarbüschels.
Sie starb an der Abzehrung. Die Section zeigte weder
Eiterung noch Haare mehr, auch gar keine organische Entartung
; nur die Milz war um die Hälfte verkleinert, und Grimm-
und Mastdarm stark erweitert.
In Bezug auf den Menschen kommen wir hier auf die sogenannten
Ha a r f r e s s e r , Trichophagen , wovon uns Blan-
ca rd *) und J o h a n n v. Dü r e n ein Beyspiel anführt.
Merkwürdiger ist jenes von Ba u d ama n t zu Ve r d u n beobachtete.
Dieser fand in dem Magen und dem Anfang der
dünnen Därme eines Jünglings von 16 Jahren zwey Massen
von Haaren, welche gerade herausgenommen 2 Pfund und
1 Unze, getrocknet aber l l ‘/3 Unze wogen. Sie waren nämlich
mit einer stinkenden eiterartigen Hüssigkeit durchdrungen.
Die kleinere Masse nahm das Duodenum ö ei_ n. , un,d, erstreckte
sich bis zum Anfänge des Leerdarms, die grossere
befand sich im Magen, dessen Form sie genau annahm. Beyde
sind getreu abgezeichnet **). Dieser Jüngling fand seit seiner
Kindheit grosses Vergnügen am Haaressen, riss, um seine Begierde
zu befriedigen , seinen Brüdern und andern Personen ,
die in seine Nähe kamen, die Haare aus, und suchte überhaupt
auf alle mögliche Art Haare zu bekommen. Dieser
sonderbare Geschmack wuchs auch mit den Jahren. So kam.
es, dass die verschluckten Haare sich im Magen nach und
nach so anhäuften, dass man schon von Aussen deutlich einen
ovalen Körper fühlen konnte, der Kranke Magenschmerzen
und Fieber bekam,, und endlich nach einem heftigen
Anfall, dem die schrecklichsten Schmerzen vorangingen,
starb.
Eine ähnliche Beobachtung machte Me rme t d’H au t e-
v i l l e bey einem jungen Mädchen, welche allmählig ihre
Kopfhaare verschluckt hatte. Dadurch bildete sich in ihrem
Magen eine Masse von Haaren, welche ungefähr 6 Pfund (ge-
*) Cent. 6. Obs. 172. p- 301.
**) In denMemoires de laSocielé royale de mcdicinc. Tom. II. p. 262.