
telzopf befallen waren, der dennoch eine Länge von mehreren
Ellen hatte.
§. 181-
Es wurde schon oben angeführt, dass auch die Näg e l
auf eine ganz eigenthilmliche Weise von dieser Krankheit verändert
werden. Von dieser Metamorphose der Nägel ist nun
zuvörderst zu bemerken, dass sie entweder in Verbindung
mit der trichomatösen Entartung der Haare, oder ohne diese,
ferner entweder mit oder ohne Vorboten erscheint. Gewöhnlich
fängt dieser krankhafte Process damit an, dass .sich die
Wurzel der Nägel oberflächlich mit einer weissen, fettigen, einige
Linien (?) dicken Materie überzieht, gleichsam als wäre Talg
von einer Kerze darauf gestrichen worden. Diese Materie soll
sich oft sehr rasch bilden, abwischen lassen, aber alsbald
von Neuem erzeugt werden. Nunmehr werden die Nägel an
ihrer Oberfläche rauh und uneben, höckerig, und arten
in unförmliche, gelbliche oder blasse, braune, oder selbst
schwarze Hornmassen aus, die manchmal so gebogen sind,
wie die Klauen der fleischfressenden Vierfüsser. In andern Fällen
ähneln sie wieder mehr den Bockshörnern. Alles dieses
spricht sich gewöhnlich an den Nägeln der Füsse deutlicher,
und am deutlichsten an der grossen Zehe aus. Immer geht
dieser Entartung eine mässige Entzündung der ergriffenen
Finger - und Zehenspitzen voran, welche stets dann die angegebene
Veränderung der Farbe, und eine sehr schmerzhafte
Empfindlichkeit bey der Berührung nach sich zieht.
Uebrigens haben die beschriebenen Massen ebenfalls einen
lamellösen Bau, ähnlich dem des gesunden Nagels, und
besitzen eine so starke Reproductionskraft, dass sie abgeschnitten
in kurzer Zeit, und zwar noch unförmlicher, als vorher,
wieder nachwachsen.
Nach unbestimmter, oft Jahre langer Zeit fallen sie endlich
ab, und es bilden sich statt ihrer neue, aber immer noch
etwas weichere und rauhere Nägel nach.
Doch ist diese beschriebene Metamorphose der Nägel
nicht allein kein beständiges Symptom des Weichselzopfs,
sondern wird sogar von vielen Autoren als gar nicht dazu gehörig
angesehen. Auf jeden Fall gehört sie unter die seltneren
Erscheinungen desselben.
§. 182.
Die beschriebenen Phänomene bilden, in ihrer Totalität
betrachtet, d a s e r s t e S t a d i um der Kr a n k h e i t , welches
erst dann in d a s zwe y t e ü b e r g e h t , wenn nach einer
unbestimmten, meist Jahre betragenden, Zeitperiode das
Wachsthum des Weichselzopfs sein Ende erreicht hat, und
derselbe abzutrocknen beginnt. Mit der verminderten Ab- und
Aussonderung jener schmierigen Materie tritt nothwendig Trockenheit
der ganzen Haarmassen ein, die Empfindlichkeit der
Haarzwiebel und der behaarten Haut vermindert sich, mit einem
Worte der krankhaft gesteigerte, mit übermässiger Se-
und Excretion verbundene Lebensprocess der eben genannten
Theile tritt nach und nach wieder in die Schranken der Normalität
zurück, und die unmittelbare Folge davon ist das Hervorwachsen
frischer gesunder Haare, welche im Verhältniss ihrer
zunehmenden Länge die dem Organismus fremd geworde-
jjgd ^ gleichsam als Caput movtiiuTTi jenes Processes abgestosse—
nen, Haarmassen allmählig mehr und mehr emporheben, und
von den Kopfbedeckungen entfernen. Doch können erstere,
werden sie, was in dieser Periode schon geschehen kann, nicht
abgeschnitten, noch Jahre lang, ja selbst bis ans Ende des Lebens,
an den neu hervorwachsenden Haaren hängen bleiben.
§. 183-
Werfen wir noch einen Blick auf die unter dem Namen
der Vorboten aufgeführten Erscheinungen zurück, und untersuchen
wir den Zusammenhang dieser mit dem Auftreten und
der Fortbildung des Weichselzopfes selbst genauer; so wird
sich finden, dass beyde in der nächsten, und daher höchst
beachtenswerthen Beziehung zu einander stehen. Denn der
Umstand, dass jene Vorboten durch den Ausbruch des Weichselzopfes
theils gemindert, theils ganz gehoben werden, spricht
sehr zu Gunsten der Meinung, dass letzterer eigentlich die
Cri s e einer allgemeinen, unter der Form jener mannigfaltig verschiedenen
Symptome mehr oder weniger deutlich in die Erscheinung
tretenden, Krankheit sey; daher die selbst unter dem
gemeinen Volke verbreitete Meinung, dass jene Zufälle einer
allmähligen Ausbildung der trichomatösen Materie in der ganzen
Säftemasse zuzuschreiben seyen, die durch die Kopfbedeckung
und die Haare sich zu entleeren strebe.
Eble’s Lehre von d. Haaren, II. Bd. 2 3