
aber da, wo die Haare die Haut durchbohren, schwitzt eine
zähe, klebrige, äusserst übel, manchmal fad und sauer, wie
faulender Essig, oder wie Mäuse, Knoblauch, in dem Falle
von N i s zkowski bey einer jungen Dame sogar wie Ambra
riechende Flüssigkeit aus, welche die einzelnen Haare zuerst
an ihrer Austrittsstelle, später aber auch an ihrer ganzen Länge
mit einander verklebt, und so jene unüberwindliche Neigung
der angeschwollenen Haare zur Verwirrung herbeyführt. Diese
Materie scheint jedoch auch von der ganzen Oberfläche der
KojÄ’haut selbst, also nicht allein von den Haaren auszuschwitzen,
und ist manchmal jauchig, ja selbst blutig. Ihre
obere Schichte gerinnt durch den Zutritt der atmosphärischen
Luft, und verhärtet zu Borken.
Wenn aber, was freylich selten geschieht, diese Flüssigkeit
fehlt, so nennt man diess den t r o c k e n e n Weichselzopf,
bey welchem sich die Haare in umgekehrter Richtung,
von der Spitze abwärts verwirren sollen (?).
Durch die angegebene Verwirrung der Haare und dadurch,
dass sie theilweise zu einer dichten Masse zusammenwachsen,
entstehen nun alle jene verschiedenartigen Formen
von Zöpfen und Wülsten, auf deren besondere Eintheilung,
Benennung und Abbildung Al i b e r t * ) so viel Zeit, Mühe
und Kosten, und wie mir dünkt, ohne erheblichen Nutzen für
das Ganze, verwendet hat. Bilden sich keilförmige, sichelför-
mige, gespaltene, spiralförmig gewundene Zöpfe von verschiedener
Dicke und Länge, so nennt man diess den mä n n l i c
h e n We i c h s e l z o p f ; entstehen aber dicke, monströse
Wülste in Mützen-, Nester-, Turban-, Kuchen- u. dgl. Formen,
so heisst man ihn den weib l i e h e n Weichselzopf .
— Alle diese verschiedenen Formen entstehen rein zufällig,
und haben daher auch keinen, oder wenigstens nur einen sehr
untergeordneten pathologischen Werth.
Oft entstehen eine Menge Läus e , selbst bey Personen,
welche sonst ganz davon befreyt, und überhaupt höchst reinlich
waren; in andern Fällen bleiben sie jedoch ganz aus; ja
P l emp spricht sogar von einem mit dem Weichselzopf behafteten
Pohlen, dem man die Läuse auf seinen Kopf pflanzen
wollte, ohne dass jedoch eine einzige geblieben wäre.
Man ist übrigens noch immer nicht einig, ob die oben
0 A l i b e r t description des maladies de la peau I. c, Tab. 6 — 9.
für blutig angegebene Materie wirklich Blut sey, oder nicht.
Gewöhnlich hat diese Flüssigkeit eine braune, ja selbst röth-
liche Farbe, und daher kam es auch, dass man sie so gerne
für Blut hielt. S t a r n i g e l i o , We r n e r , Ro l f i n k , Ge-
hema , Br e r a , Du f o u r und Andere führen Beyspiele für
diese Meinung an, welche sogar auf die Physiologie der Haare
in so fern Einfluss gehabt hat, als Bi c h a t , Ga u l t i e r und
Andere sich dadurch zur Annahme berechtigt glaubten: dass
zwar im gesunden Zustande, gleichwie bey manchen andern
Organen nur ungefärbte Flüssigkeiten in die Haarzwiebeln kämen
, die aber im kranken und namentlich bey einem entzündlichen
Verhältniss wahrhaft blutig werden können. — L a f on t
a i n e , F r a n k und mehrere andere Neuere sind jedoch jener
Annahme entgegen, und letzterer erklärt die ganze Erscheinung
eines blutenden Weichselzopfes geradezu für eine Fabel.
Es verdient hier wohl bemerkt zu werden, dass man an den
beyden Whichselzöpfen, welche das Meckelsche Cabinet
zu Halle besitzt, die Einspritzung der Kopfbedeckungen mit
der grössten Sorgfalt vorgenommen h a t, und dass demunge-
achtet nicht das kleinste Theilchen der Injectionsmasse in den
Weichselzopf eingedrungen ist. Es scheint also, dass sich
jene Schriftsteller durch die blosse Farbe dieser Flüssigkeit
irre führen Hessen, sie für Blut zu halten. Gase sagt, dass
sie bey rothhaarigen Individuen röthlich , und bey dunkelhaarigen
ebenfalls dunkel gefärbt sey. — S c h l e g e l vergleicht
sie mit Oel, Al i b e r t mit ranzigem Fett. — L a f o n t a i n e
untersuchte desshalb die Haarzwiebel nach dem Tode solcher
Kranken, und fand selbe beträchtlich dicker, und als er sie
drückte, sah er einen zähen, blassgelblichen Schleim heraustreten.
— Gi l i b e r t sah die Zwiebel ebenfalls von einer
schwarzen, stinkenden Flüssigkeit angeschwollen. Nichts
destoweniger will in der neuesten Zeit Gase gar nichts besonderes,
weder in den Haarzwiebeln noch in dem behaaiten
Theil der Haut gefunden haben, was man als eine sogenannte
specifische Haarkrankheit nicht auch von den, den Weichselzopf
begleitenden, oder auf ihn folgenden Krankheiten herleiten
könnte. Eine stärkere Entwicklung und etwas mehr seröse
Flüssigkeit ist Alles, was er in den Zwiebeln der am Weichselzopf
Verstorbenen fand.
Bey diesen auffallenden Veränderungen in der Organisation
der Haare, die man wohl einer Art von Entzündung ih