
sigkeit auf diese Art selbst bey ganz frischen Haaren zu erhalten.
Sehr merkwürdig ist es übrigens, dass diese dunklen Flecken
und Streifen stets nur in der Mitte des ganzen Haars an-
getroft’en werden; ich wenigstens fand sie nie an den Seiten des
Markcanals. — Ich bin also mit B i c b a t über die Natur der
innern Substanz ebenfalls nicht im Reinen, und kann durchaus
nicht mit jenen Schriftstellern (und hierher gehören doch
wohl fast alle, die diese Materie behandelt haben) übereinstimmen,
die da behaupten, dass im Innern des Haars eine ö h l a rt
i ge F l ü s s i gk e i t cirkulire, oder auch nur enthalten sey;
denn ich war nie so glücklich, etwas der Art sinnlich darstellen
zu können. Doch muss ich bekennen, dass mich die angeführten
dunkeln Streifen in dem Mittelpunkt der innern Substanz
der Zwiebel sehr geneigt machen, sie mit Gaul t ier für
dem Haarkern analoge Verlängerungen zu halten. Denn wenn
man ein Haar von der Zwiebel aus der Länge nach zu spalten
das Glück hat, so sieht man, wie der pulpöse Körper, der
die Höhle der Zwiebel ausfüllt, in dem innersten Mittelpunkt
aufwärts steigt, und sich auf diese Art offenbar in diejenige
Substanz des Haarschafts verlängert, welche man die innere
oder Marksubstanz nennt. — Für ganz irrig halte ich übrigens
jene Ansicht, nach welcher das ganze Haar aus lauter Röhren
besteht, und ein einziger Blick auf die Abbildungen der Igelstacheln
(Fig. 108 Tab. X.), die doch schon von aussen das
Ansehen haben, als seyen sie aus lauter Röhren zusammengesetzt
, überzeugt uns zur Genüge, dass das Innere des ganzen
Stachels aus lauter aufeinandergeschichteten Zellen bestehe.
So ungefähr denke ich mir auch das Menschenhaar Construirt,
und finde selbst in den beyden Zwiebeln dieser doch sonst so
verschiedenen Gebilden eine sehr grosse Analogie, die sich
selbst in das kleinste Detail verfolgen lässt. Nur darin weicht
die Textur des Schaftes in beyden ab, dass die innere Substanz
des Igelstachels zweyerley ganz verschiedene Zellen, das
menschliche Haar aber nur Zellen von einer Art besitzt. Uebri-
gens scheint jene Ansicht über den röhrenartigen Bau der
Menschenhaare von einer übelangebrachten Uebertragung aus
der vergleichenden Anatomie herzurühren, wo wir ihn nämlich
in den Haaren der meisten Pachydermen, namentlich aber
der Schweine wirklich nachgewiesen finden. — Diess ist nun,
was mich eine oft wiederholte Beobachtung und Vergleichung
in Bezug auf die Textur der innern oder Marksuhstanz gielehrt
haben, und wovon ich jeden unparteyischen Beobachter auf der
Stelle überzeugen kann. — Von einer öhlartigen Flüssigkeit,
oder was immer für einem Safte, so wie von Gefässen verschiedener
Art, habe ich nie eine Spur im Innern des Haars
wahrgenommen; wenn ich anders das ausnehme, was ich oben
bey der Zwiebel zugegeben habe. — Dass der sonst so verlässliche
Heus i nger seine Menschenhaare fast ohne allen Markcanal,
in so fern er nämlich deutlich in der Mitte abgegränzt
ist, und nur mit feinen in die Quere liegenden Schüppchen
(Zellen) abgebildet hat, scheint von einer Täuschung herzurühren.
Denn ich glaube ganz gewiss, dass er die Haare von
oben, oder wenigstens von unten und oben zugleich beleuchtet
h a t, als er sie untersuchte, und da hielt er dann die allerdings
an der Oberfläche der Rindensubstanz vorfindigen feinen
Schüppchen für die innern Zellen, oder was noch wahrscheinlicher
ist, er vermischte beyde mit einander. Anders kann ich
mir eine solche auffallende Abweichung nicht erklären. —
A n m e r k u n g 1. Nach allen diesen, durch vielfältige und ebenfalls langst
nach der doppelten Methode E .N . W e b e r ’s angestellle U n te rsuchungen
gesammelten Beobachtungen muss es mich daher sehr
wundern, dass Herr Prof. We b e r den menschlichen Haaren
das zellige Gefüge ganz u n d gar abspricht, un d die Angabe R u-
d o l p h ’s b e stä tig t, dass dieselben aus einer sehr gleichförmigen
Haarmasse gebildet sind , an der man keine Zellen unterscheiden
kann. Denn abgesehen, dass die Analogie fast aller Thie rhaare
für das Daseyn einer doppelten Substanz s p r ic h t, überzeugt uns
gerade der quere , noch mehr aber der schiefe Durch sch n itt u n srer
Haare auf’s Augenscheinlichste davon. Wer daran noch zweifeln,
und die Unterscheidung der Rind- und Marksubstanz überh
au p t für eine blosse optische T äuschung halten sollte, den verweise
ich auf die aufmerksame Zergliederung der Rehhaare , Schweinsborsten,
besonders aber der Stachelhaare , ja selbst auf jene der
H o rn h a a re , denen wohl u nter allen das innere blätterige und
zellige Gefüge am wenigsten zukommt • wie ich diess im 1 . Bande
weitläufig e rk lä rt, und durch naturgetreue Abbildungen erläute
rt habe.
A rm e r k u n g 2. Nur an den Haaren aus der Brust eines Mannes
fand ich die Querzellen des C a n a l s (so nennt man auch die in nere
Substanz, weil sie meist heller und theilweise leer erscheint)
so zu sagen eckig und abgerundet.
A nm e r k u n g 3. An der S te lle , wo das Haar aus der Haut hervor-
) Siehe M e c k e l ’s Archiv. Jahrgang 1827. p. 210 — 226.