
Dagegen nehme ich gar keinen Anstand, dasjenige Verhält-
niss der Haare, von welchem hier die Rede ist, für ein krankhaftes
zu erklären, insofern sich nämlich deutliche Zeichen
einer gleichzeitig, auf welche Art immer abnormen Beschaffenheit
des Organismus kund gibt. Die Belege für diese Angabe
finden sich in der Erfahrung von den ältesten bis auf unsere
Zeiten.
So zeigte Tamponet t a dem Arzte Bor r i c h iu s ein
Kind, d as ganz behaart aus der Mutter Leib gezogen, und in
Spiritus auf bewahrt war. T h oma s Fi c i n u s * ) erwähnt eines
Mädchens, das ganz behaart und mit Borsten besetzt auf
die Welt kam, weil die Mutter zurZeit der Empfängniss das
Bild des heil. Johannes des Täufers, der ein kamehlharnes
Kleid hatte, und über dem Bette hing, zu aufmerksam betrachtet
hatte. Auch soll die Muhme des Papstes Nicolaus III. ein
ähnliches Kind geboren haben, weil sie einen Bären in dem
Familienwappen sehr häufig anzuschauen pflegte **). C a s p e r
P e u c e r u s sagt in seinem Commentario de divinalione ***) er
habe mehrere derley behaarte Monstra gesehen. Zacut us
Lusi t anus ****) beschreibt die Geschichte eines dreyjährigen
Mädchens von schöner Form , das aber am ganzen Körper behaart,
und selbst mit einem Barte versehen war. In meinem
Vaterlande gebar einst eine Bäuerinn nach dem Zeugniss eines
glaubwürdigen Freundes ein Kind, das einen weissen Flaumenbart
hatte, weil die Frau während ihrer Schwangerschaft ein?-
mal beym Einseifen ihres Mannes heftig erschreckt wurde,
Scal iger -j -) sah einen spanischen Knaben, der ganz mit
weissen Haaren bedeckt war, und daher von den Franzosen
B a r b e t genannt wurde. Bi c h a t und Vi l l e rme sahen zu
Poitiers im Jahr 1808 ein Kind von 6— 8 Jahren, welches eine
grosse Menge brauner, über die Haut hervorragender Flecken
von ungleicher Grösse hatte, die alle mit dünnen und kurzen,
den Schweinsborsten ähnlichen Haaren bedeckt waren, und
De viribus iraaginalionis p. 224.
**) Camerarius horarura successiy. Gentur 1. cap, 54.
***) Pag. 29.
* Praxeos mcd. ailnur, lib , 111. observ. 91.
*}-) Exerciiat. 114, S. 2< p. 427*
2 3 t
ungefähr ‘/3 der ganzen Hautoberfläche einnahmen. — Aehn-
liche, zugleich verhältnissmässig schwere, sechs Linien lange,
feine und leicht gekrauste Haare sah R ay er auf den Achseln
eines 26jährigen Mannes. Daselbst war die Haut voller Knötchen,
aus welchen diese Haare ihren Ursprung nahmen. — In
der Salzburger med. - chirurgischen Zeitung 1815 *) ist ebenfalls
ein Beyspiel eines sehr starken Haarwuchses auf dem Rücken
zu finden. Auch Gr u n e r ’s Menschenfresser Goldschmidt
war besonders auf dem Rücken voll borstiger Haare. — In
Hufei an d’s Journal**) ist ein l 4jähriges Mädchen angeführt,
bey welchem die Entwicklung des Uterus, und überhaupt die
Geschlechtsfunctionen ungemein vorausgeeilt, und dessen Rücken
ganz mit blonden krausen Haaren bewachsen war, so
zwar, dass er das Ansehen eines Kalbfelles hatte. — Einen
der allermerkwürdigsten Fälle dieser Art erzählt aber Deg-
n e r ***) von einem Mädchen, die vom dritten Jahre an am
Rücken, Bauch, und an den Armen und Beinen mit Haaren bewachsen
war. Es heisst dort: „Militi praesidiario Vesaliensi anno
1722 nata est in pago Boenen sana, formosaque filia, quae ad
tertium usque aetatis annum colorem in-facie pallidum, habitum-
que corporis gracilem monstrabat, ac parum insuper cibi et potu-
leniorum capiebat. Ast transacto tertio isto anno fames sitisque
sensim redierunt, et eodem tempore striam, in dorso adparentern,
pilosamque tractu temporis evadenlem observarunt agnati, quae
successive magis magisque sese expandebat, ut tandem lotum etiam
dorsum una cum abdomine, omnibusque extremitatibus ad digilos
usque pilis plenarie tecta et obsita adparuerint. Hirsulum illud
integumentum successive decrescendo, pullique equini cutem jam
quasi repraesentando, plures etiam solito in pedum manuumque di-
gitis monstravit crines, hique omnes forma et colore simiae comis
quoad maximam partem adsimilabantur; pudenda autem plane
nigris, et subaxillaria loca rufis tegebantur pilis ad instar virginis
18. vel 20- annorum. Frons desuper adeo densis loneisque superci-
liis, sicuti in homine 20 annorum superbiebat; capilli denique ad
pedes fere usque extensi, longiludine ulnam unam cum tribus ejus
quadrantibus aequabant. In mento proinde ac genis, maxime versus
*) Zweyter Bd. p. 151.
**) 14. Bd. 3. Sik. 1802 p. 141.
■***) Acta Acad. nal. curios, T, VI, obs. 71.