
einem eigenen Werke *), die Damen auf 42 Arten aufzusetzen,
und 300 verschiedene Haartouren für sie machen zu können.
Emst hess derselbe 33 junge Mädchen nach seinen Kupferta-
leln fnsiren, und im Sommer alle Tage auf dem Walle spazieren
gehen. — Ich habe auch gelesen, dass die Damen in Ca-
dix Johanneswürmer in den Haaren tragen, weil sie nur um
Mitternacht Spazieren gehen!! Unsere jetzige Zeit ist eben so
reich an Haarmoden, wie die frühere, und unsere Frauen stehe«
den römischen höchstens darin nach, dass sie ihren Kopf nicht
wie diese mit Goldstaub schmücken, wahrscheinlich weil letzterer
verhältnissmässig etwas seltner geworden ist!
Aber nicht unter den Europäern allein, sondern auch unter
den Bewohnern der andern Welttheile findet man grosse
Verschiedenheit, in der Art und Weise, die Haare zu tragen.
In der Provinz Siam z. B. schneiden sich die Männer und
Weiber die Haare so kurz, dass sie ihnen rund um den Kopf
nicht tiefer, als bis zu den Ohren heruntergehen. Auch raufen
sich die Männer ihren ohnehin schwachen Bart aus. Die eigentlichen
C h i n e s e n scheeren sich den Kopf kahl, und lassen
nur oben ein Büschel Haare stehen. Die Frauen erkünsteln sich
zirkelrunde schwarze Augenbraunen j am fliegenden Haar erkennt
man ein sehr junges Mädchen; an einer herabhängenden, oder
auch auf dem Hinterkopfe in eine runde Wulst gewundenen
Blechte, dass sie mannbar sey; verheirathete Frauen tragen
das Haar ganz aufgebunden, und bilden einen Knoten daraus,
in welchen sie Nadeln befestigen. Kurze Haare halten die Co-
c h i n c hme s e n nicht nur für^ einen Beweis von Gemeinheit
sondern sogar für ein offenbares Kennzeichen von Ausartung!
Die B irmanen reissen sich wie die Chinesen den Bart frühzeitig
mit kleinen Zangen aus, um lang ein jugendliches Ansehen
zu behalten. Bey den Hind u s wird das Haar gewöhnlich
in eine Bolle aufgewickelt, und verschiedentlich geschmückt.
— Die Mongol e n haben den Kopf bis auf eine
Locke geschoren, die in der Mitte übrig bleibt__ Die Tatar
e n scheeren ihren Kopf ganz kahl, einen Büschel von der
Grösse eines Thalers ausgenommen, den sie gerade auf der
Stelle, wo unsere Priester die Tonsur haben, 7 — 8 Zoll lang
*) Livre d’éstampes de l'a rt de la Coeffure des Dames françaises sur
les dessins originaux d’apres les accoraodages, avec le traité abrégé
d entretenir et de conserver les cheveux naturels, a flaris. H. 176j5.
wachsen lassen. An diesem Büschel, den auch die meisten Muselmänner
angenommen haben, soll der Engel des Grabes die
Auserwählten davon führen, um sie ins Paradies zu tragen!! Ihre
Frauen tragen die Haare geflochten. — Bey den Pe r s e r n , die
in der Regel schwarze Haare haben, werden blonde geduldet,
aber rothe verabscheuet, und daher anders gefärbt. Uebrigens
scheeren sie ihren Kopf jede Woche zweymal.
Zu den Zeiten des Herodo t * ) schoren sich die Ar a be r
den Kopf rund und rings um die Schläfe, so wie Bacchus sich
schor. Bacchus war ihnen aber die Sonne, folglich bedeutete
die Tonsur die Scheibe der Sonne. Auch J er emia s **) redet
von dieser Gewohnheit; und wenn die alten Aegypter den
kürzesten Tag bezeichnen wollten, so malten sie den Kopf mit
einem einzigen Haare ab.
Die jetzigen jungen, ledigen Ar a b e r tragen bloss einen
Knebelbart; nach der Heirath aber lassen sie den ganzen Bart
wachsen, indem sie ihn nur zuweilen etwas stutzen. Sehr viele
Araber scheeren sich die Kopfhaare, andere lassen sie lang
wachsen. Greise färben ihren Bart nicht selten roth, um jünger
zu scheinen. Die Araberinnen schwärzen den Rand ihrer Augenlieder
mit einem schwarzen, aus Tutia gemachten Pulver,
und ziehen damit eine Linie von dem Winkel des Auges auswärts,
damit das Augenlied länger scheinen möge.—-Die P a p u s
in Neu-Guinea pudern ihre Haare mit Pimento, der mit Kalk
gemischt ist. Bey den M a l d i v i e r n gilt das schwarze Haar
für das schönste, desshalb suchen sie auch diese Farbe dadurch
den Haaren zu geben, indem sie den Mädchen den Kopf vom
achten bis neunten Jahr immer abscheeren. Den Knaben thun
sie dasselbe alle acht Tage. Dadurch sollen sie alle schwarze
Haare bekommen, die zudem nie kraus werden. Auch sind die
Männer daselbst stärker bewachsen, als die Europäer. Nach
dem neunten Jahr darf bey ihnen ausser den Adeligen und Militärpersonen
keine Mannsperson lange Haare tragen. Desto
länger ist das Haar der Weiber, welche es auf das Geschmackvollste
zieren. Ein goldener oder silberner Ring, mit Perlen und
Edelsteinen besetzt, hält sie als Band zusammen; auch nehmen
sie fälsche Haare unter die eigenen, die sie aus Cochiti,
Calecut, und der ganzen malabariscben Küste, wo die Männer
*) Buch 3.
**)' 25. v. 23.