
erschien. Dahey speichelte sie, und hatte einen eigenen Hang,
Jemand anzusaugen; auch bekam sie, wenn die Krämpfe ein-
treten wollten, den schönsten L o c k e n k o p f , der sich aber
mit dem Aufhören der Krämpfe wieder ganz verlor.
Dass endlich Zorn, Bosheit, und vorzüglich Schrecken,
wenn sie in einem hohen Grade erregt werden, die Haare in
Bewegung bringen, hat uns schon Vi r g i l gelehrt, wo er
sagt: „Obstupui, steteruntque comae.“ Noch ist es unter uns als
Sprichwort beybehalten, dass wir unser ausserordentliches
Staunen durch das zu Berg oder Be r g a n s t e h e n der
Haa r e auszudrücken pflegen.
Es ist übrigens leicht zu begreifen, warum sich die Krankheiten
der Menschen weit weniger in der Bewegungssphäre der
Haare aussprechen, als jene der Vierfüsser, denn diess liegt offenbar
1) In der ungleich grossem Menge, Stärke und Verbreitung
dieser Gebilde, und
2) darin, dass die Haarwurzeln bey den Thieren in einer
leicht beweglichen, mit einer allgemein mit Muskeln versehenen
Haut stecken.
Da nun aber die Haut bekanntlich beynahe an allen wichtigen
Veränderungen, und namentlich an den aufgeführten
krankhaften Verhältnissen des Organismus sichtbaren Antheil
nimmt, so kann man sich nicht wundern, dass sich diess auch
in den Haaren, und zwar auf die angezeigte Art offenbare.
Da ferner der grösste Theil unsrer Hautoberfläche kaum
merkbar behaart ist, so geht von selbst hervor, dass sich
einerseits die Krankheiten des Menschen mehr in der Beschaffenheit
seiner Haut, als der Haare ausspreche, und dass andrerseits
auch vom Arzte ein grösseres Augenmerk auf jene, als auf
diese genommen, ja wohl, obgleich'nicht mit Recht, auf die
Haare beynahe gar nicht geachtet wird.
In dieser Hinsicht wäre es zu wünschen, dass in der Zukunft
bey bösartigen Fiebern, vorzüglich aber in Nervenkrankheiten
aller Art die Beschaffenheit der Haare auch beym Menschen
mehr berücksichtigt werde, indem wahrscheinlich die
Pathologie auch von dieser Seite noch einen wichtigen Bey-
trag erhalten könnte.
Zwe y t e Abt h e i l ung .
Vo n den O r g a n i s a t i o n s - F e h l e r n d e r
Ha ar e.
I. Ve r l e t zung ihres o r g a n i s c h e n Zusammenhanges
.
§. 193.
A. Von dem Gespaltenseyn der Haare ( Fissura ca-
pillorum s. Schizotrichia; Setruncatio nach E b n
S in a j.
M a n versteht hierunter jene krankhafte Beschaffenheit, in
welcher das menschliche Haar sich dem Zustande der
Sc hwei n s b o r s t e einigermassen nähert, welche, wie bekannt,
in der Regel immer gespalten ist. — Gewöhnlich ist die
Theilung eben so, wie in der Schweinsborste, an der Spitze;
oft habe ich sie jedoch auch in der Mitte des Haarschaftes so
beobachtet, dass es beym ersten Anblick das Ansehen hatte,
als wachse aus demselben ein Seitenhaar heraus. Auch pflegt
sich das Haar in der Regel nur einfach zu theilen, doch sind
mir auch Haarspitzen vorgekommen, mit 3 — 4facher Theilung,
so wie ich bey einer jungen hübsehen Blondine unter mehrern
andern, gewöhnlich gespaltenen Haaren ein einziges fand, welches
sich ßmal so spaltete, dass immer der von der Seite des
Schaftes abgehende Ast eine Linie über dem andern derselben
Seite stand, und so das ganze Haar jenen ähnelte, welche ich
bey den Pflanzen *) Pili secundati nannte.
Die krankhafterweise gespaltenen Haare unterscheiden sich
ferner von den Borsten auch noch dadurch, dass die Aestemchl
lste r Bd. pag. 11. 8.