Einleitung.
Uber die Hautdrüsen der ungeschwänzten Amphibien liegt eine sehr umfangreiche Literatur
vor. Trotzdem gibt es kaum einen Punkt, wie das G a u p p und W i n t e r s t e i n i n ihren zusammenfassenden
Werken betonen, über den völlige Klarheit herrscht. Ich glaube, einen ausführlichen geschichtlichen
Überblick an dieser Stelle unterlassen zu dürfen, da solche in den letzten Jahren des
öfteren gegeben wurden, und verweise diesbezüglich auf die Werke von G a u p p, N i r e n s t e i n
und W i n t e r s t e i n .
Es muß vorweggenommen werden, daß bisher nur einzelne der einheimischen Anurenarten einer
eingehenderen Untersuchung unterzogen wurden, und zwar hauptsächlich von den Äcmu-Arten die
R. fusca und esculenta und von den Kröten die häufigste, Bufo vulgaris.
Von L e y d i g sind bei der Bearbeitung der Hautdecke der verschiedenen Amphibienarten auch
die Hautdrüsen berücksichtigt worden. Seine Angaben beziehen sich aber höchstens auf die Verteilung
bezw. Anhäufung der Drüsen an verschiedenen Hautstellen und auf die Form der Drüsenbeutel.
Im allgemeinen wurde öfters hervorgehoben, daß den Drüsen aller Amphibienarten nur ein
Bautypus zukommt, und zwar der einfach-alveoläre (abgesehen von den wenigen Fällen schlauchförmig
modifizierter Drüsen); auf nähere Einzelheiten ist aber kaum eingegangen worden.
Indessen dürften sogar die kleinsten Abweichungen im Bau der gesamten Drüsen bei den verschiedenen
Arten nicht ganz ohne Bedeutung sein; sie können aber nur durch eine vergleichend anatomische
Untersuchung möglichst vieler Anurenarten mit aller Schärfe festgestellt werden. Selbstverständlich
werden es oft Unterschiede rein formaler Natur sein, die als artspezifische Eigenschaften
angesehen werden müssen. Andererseits besteht aber die Möglichkeit, daß dieses oder jenes unterscheidende
Merkmal in enger Beziehung zu der besonderen Lebensweise der betreffenden Art steht.
Unter solchen ökologischen Gesichtspunkten sollen im folgenden die Drüsen der einheimischen anuren
Batrachier untersucht werden.
Die seit vielen Jahren im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses stehende F^age, ob die
Drüsen der Amphibienhaut zwei morphologisch verschiedene Formen, oder nur verschiedene Phasen
eines und desselben Typus darstellen, ist noch heutzutage unentschieden. G a u p p glaubt sie dahin
beantworten zu müssen, daß „beide Drüsenarten nur Modifikationen eines und desselben Typus darstellen“
, wohl aber nicht eine jede „Giftdrüse nur ein reguläres Alters- oder Funktionsstadium einer
jeden Schleimdrüse sei“ . Seitdem ist diese Frage für die Anuren von M u h s e wieder aufgerollt
worden. E r gibt seinen Standpunkt in folgenden Worten wieder: „There is no evidence th a t the
poison glands are developed in any way except through the socalled mucous glands, which are nothing
more nor less th an young immature poison glands.“
In der vorliegenden Arbeit wird an der Unterscheidung von Schleim- und Giftdrüsen festgehalten,
ohne auf die eben erwähnte, theoretisch sehr wichtige Frage einzugehen. Dies geschieht aus dem
Grunde, daß für die engumschriebene ökologische Fragestellung dieser Untersuchungen die Drüsen,