leben, als erwachsene Tiere, konstant parasitisch auf Fischen, die Jungtiere dagegen sind freischwimmende
Raubtiere1). Auf diese ökologisch-ethologische Differenz zwischen Jungtieren und Adulten
ist die verschiedene Ausbildung des Mosaikpanzers zurückzuführen.
Die freischwimmenden, also auch Angriffen ausgesetzten und eine energische Muskeltätigkeit
ausübenden Jungtiere benötigen einen widerstandsfähigen, harten, festen Hautpanzer, sie haben
also den von den freilebenden oder ektoparasitisch lebenden Ahnen vererbten Mosaikpanzer behalten.
Der Panzer wird später rückgebildet, weil die erwachsenen Ceratothoen schon ziemlich fortgeschrittene
Parasiten sind, d. h. sie leben endoparasitisch an den Kiemen, in der Mundhöhle oder in ausgenagten
Hohlräumen des Fischkörpers. Sie brauchen offenbar keinen festeren Mosaikpanzer, da sie an geschützten
Stellen sich aufhalten, und deshalb wird der Panzer fast vollkommen abgebaut, als überflüssig,
rückgebildet. Wir haben hier also mit einer s e k u n d ä r e n R e d u k tio n des Mosaikpanzers
zu tun. Ceratothoa ist aber noch nicht die letzte Station dieses Reduktionsprozesses, welcher höchstwahrscheinlich
mit dem zunehmenden Grad des Parasitismus innerhalb der Unterfamüie Cymothoinae
parallel geht.; wir werden noch ein Tier kennen lernen, welches seinen Panzer noch mehr rückgebildet
hat.
Es wäre interessant zu wissen, wann die Tiere den Mosaikpanzer verlieren, in welchem Entwicklungsstadium,
vor oder nach dem Niederlassen auf den definitiven Wirt, als Männchen oder als Weibchen?
Die Cymothoinen sind ja proterandrische Hermaphroditen 2). Diese interessanten Teilprobleme
müssen vorläufig dahingestellt bleiben, weü ich das Männchen nicht kenne.
Auf Ceratothoa oestroides gründe ich den Ceratothoa-Typ, welchen ich folgendermaßen charakterisiere:
1. A llg em e in e K a lk v e r h ä l tn i s s e : Amorphochalicose und Achalicodermie im Gleichgewicht,
partielle Morphochalicose ($).
2. M o d if ik a tio n d e s C aC 0 3: Calcit.
3. G rö ß e n o rd n u n g d e r M o s a ik e lem e n te : Mikrokristallinisch.
4. S t r u k tu r : Panallotriomorph, stellenweise panidiomorph.
5. K r i s t a l lo g r a p h i s c h e F o rm : Radialfaserige Sphäriten.
6. S p e z ie lle A u s b ild u n g : Morphochalicose hauptsächlich in den Klammerorganen; Jugendstadien
mit herrschender Morphochalicose.
7. O p tis c h e O r ie n tie ru n g : Sphäritencharakter negativ.
Emeiha Audouini M.-E.
Von dieser Art lagen mir viele Exemplare vor, welche ich selbst aus dem Munde einer Fischart
(Smaris alcedo C. V.) lebendig herausgenommen habe. In dem Mund jedes Fisches saßen gewöhnlich
1) H a n s e n : Isopoden, Crustaceen und Stomatopoden der Plankton-Expedition. (Ergebn. Plankton.-Exp. II. G. G. 1895.
p. 105, spez. p. 16—17.)
2) Die Literatur über diese interessante Tatsache ist nicht reich. Man findet in den Handbüchern nur eine, meist sehr kurze
Zusammenfassung, so z. B. bei B ro n n , V. II. 2. p. 109—112, G ie sb b e c h t, 1. p. 176, K ü k e n th a l , p. 742. Alle diese Angaben
beruhen auf den beiden Originalabhandlungen:
B u l l AR: The generative organs of the parasitic Isopoda. (Joum. Anat. a. Physiology. XI. 1876. p. 118—128.)
M a y e r: Carcinologische Mitteilungen. VI. Über den Hermaphroditismus bei einigen Isopoden. (Mitt. zool. Stat. Neapel.
I. 1879. p. 165—179.)
Der proterandrische Hermaphroditismus wurde von diesen Autoren bei den folgenden Arten festgestellt: Oymothoa oestroides
Risso, Nerocüa rmculata M.-Edw., bivittata Risso, Anüocra physodes L., mediterranea M.-Enw, Es sei noch bemerkt, daß Cy-
molhoa oestroides jetzt in die Gattung Ceratothoa Dana gestellt wird.
zwei Tiere, ein Männchen (4 ,5—8 mm) und ein Weibchen (9—20 mm). Die letzteren waren teils
„virgines“ (9-—1 4 mm) oder aber schon ,,feminae ovigerae“ (1 5— 20 mm), nach der Terminologie
von S c h iö d t e & Me in e r t (1. C.).
Einen aus negativen Sphäriten bestehenden Panzer fand ich in folgenden Körperteilen des
M ä n n c h e n s : 1. Vorder- und Hinterrand der thorakalen Tergiten, d. h. die Ausgangsstelle der Inter-
segmentalhäutchen, sind mit einer Sphäritenreihe besetzt. 2. In dem Hinterleib befinden sich Sphä-
ritengruppen symmetrisch in den epimeralen Teilen und die eingebogenen Hinterränder der pleonalen
Tergiten sind mit einer Sphäritenreihe eingesäumt. 3. Die Mandibel h a t in ihrer Basis einen Sphäriten-
fleck. 4. Sämtliche Dactylopoditen und der distale Teil der Propoditen sämtlicher Gehfüße sind gepanzert.
Außerdem besitzen Peräopoden 1—7 in dem Coxopodit einen Sphäritenfleck, Peräopoden 4—7
in den Basipoditen zwei ventrale und einen dorsalen Flecken. 4. In den Uropoden finden wir einen
Sphäritenfleck an der Innenseite des Protopoditen und in den Spaltästen je ein Fleckchen. Die letzten
scheinen mit zunehmender Körpergröße an Ausdehnung zuzunehmen.
Der Kopf mit Augen und Antennen, thorakale und pleonale Tergiten, Telson, die übrigen Glieder
der Gehfüße, Protopoditen der Pleopoden, die übriggebliebene Oberfläche der Uropoden sind mit
amorphem Kalk inkrustiert. Mundteile, Spaltäste der Pleopoden, Sterniten, Gelenk- und Interseg-
mentalhäutchen sind achalicoderm.
Ein ganz abweichendes Bild zeigen die W e ib ölten. Bei diesen ist ein Mosaikpanzer nur in den
Dactylopoditen, in den heruntergebogenen Hinterrändern der pleonalen Tergiten, am Hinterrand des
Telsons als schmaler Saum, und in den Uropoden als Flecken vorhanden. Sonst ist die Cuticula
überall achalicoderm, oder aber zeigt bei der Behandlung mit Salzsäure kaum nennenswerte Gasentwicklung.
Es ist auffallend, daß die Panzerflecken der Uropoden beider Geschlechter sehr eigentümlich gebaut
sind. Man findet hier nämlich nicht nur Sphäriten, sondern auch Einzelplatten, Sphenocyklen,
Sphäriten mit radialen Sektorengrenzen und sogar Sphärokristalle mit mehr oder minder schönem
BERTRAND’schem Kreuz. Diese Erscheinung wiederholt sich nirgends und deshalb weiß ich nicht,
welche Bedeutung ihr beizumessen ist.
Bei Emetha Audouini liegt also ein Fall von g e s c h le c h tlic h em D im o rp h ism u s b e z ü g lic h
d e r K a lk v e r h ä l tn i s s e vor, indem vorherrschende Amorphochalicose mit partieller Morphochalicose
u n d . Achalicodermie für das Männchen und vorherrschende Achalicodermie mit partieller
Morphochalicose für das Weibchen charakteristisch ist. Ich muß also die Angabe in meiner vorläufigen
Mitteilung (p. 260), daß ein sexueller Dimorphismus nur bei dem Bopyrus-T^yp vorkommt,
in diesem Sinne berichtigen. Vor meinem Aufenthalt in Neapel standen mir nämlich nur Weibchen
dieser Art zur Verfügung; erst in Neapel lernte ich die Männchen kennen. Die beiden Fälle sind
aber doch nicht ganz gleich. Bei Emetha, als einer Cymothoine, müssen wir, obwohl der proterandrische
Hermaphroditismus nur bei einigen Gattungen (Cymothoa, Ceratothoa, Nerocila, Anilocra)
nachgewiesen ist, ebenfalls proterandrischen Hermaphroditismus annehmen. Meine Befunde sprechen
dafür. Das Männchen repräsentiert also auch ein Entwicklungsstadium des Weibchens, so daß wir
nicht nur mit einem geschlechtlichen Dimorphismus, sondern auch mit einer ontogenetischen Veränderung
der Kalkverhältnisse zu tun haben. Dies können wir ganz ruhig, auch ohne die Kenntnis
der Jungtiere, annehmen. Bei dem Bopyrus-Typ ist dies nicht der Fall, weü dort ein definitives
Männchen vorkommt ( G i e s b r e c h t , 1. p. 176).