Dafür spricht auch die Tatsache, daß das energische Wachstum der Drüsenbeutel, als
ein äußerst intensiver Prozeß kurz vor Beginn der Winterschlafzeit einsetzt, der Abbau der
Drüsen und Auf hören der großen Sekretionsperiode bei <$ bereits im Vorfrühling, bei $ etwas
später im Frühjahr erfolgt. Es wäre nach diesen Mitteilungen sehr gut denkbar, daß der
Schleim bei den überwinternden Grasfröschen die Rolle eines Schutzes gegen Diffusion des Wassers
zu spielen hat.
Es sollen noch im folgenden einige Angaben der Physiologen mit den Worten W i n t e r s t e i n s
gegeben werden:
„ K r o g h s Untersuchungen ergaben, daß die Atmungsfunktion der Hau t und der Lungen,
besonders bei R. fusca, deutlich gesondert ist, indem nämlich die C02 hauptsächlich durch die Haut
ausgeschieden, der 0 2 hingegen hauptsächlich durch die Lungen auf genommen wird.“ Und weiter:
,,Es ließe sich sehr wohl denken, daß die Hau t infolge ihrer besonderen chemischen Beschaffenheit
eine viel größere Permeabilität für die C02 als die Lungenhaut besitzt. Hierbei könnte besonders
der Anwesenheit der überaus zahlreichen Hautdrüsen die Bedeutung zukommen. Wenn diese auch
nicht selbst als Respirationsorgane fungieren, wie das H a r 1 e y angenommen hatte, so könnte doch
ihr Sekret entweder einfach, infolge der dadurch bewirkten, immerwährenden Durchfeuchtung der
Haut, oder vielleicht auch infolge seiner chemischen Eigenschaften den Durchtritt der C02 erleichtern.“
Was das verschiedene Verhalten der Drüsen bei R. fusca und R. esculenta betrifft, so scheint es
durch folgende Ergebnisse der K r o g h sehen Untersuchungen, die ich nach W i n t e r s t e i n
zitiere, gerechtfertigt zu sein: „Das Verhältnis der Haut- und Lungenatmung bei R. fusca und esculenta
erwies sich sehr wesentlich verschieden, inaem bei der letzteren die Hau t ein viel wichtigeres Atmungsorgan
ist, als bei der ersteren. R. esculenta nimmt unter normalen Umständen etwa ebensoviel Sauerstoff
durch die Hau t auf, wie durch d e Lungen, R. fusca hingegen bloß die Hälfte; die erstere scheidet
etwa sechsmal soviel Kohlensäure durch die Hau t aus, wie durch die Lungen, die zweite nur etwa
dreimal so viel.“
Somit wäre bei R. esculenta unter normalen Umständen die Hau t an eine größere Beteiligung
an den Atmungsprozeß angepaßt, bei R. fusca dagegen müßte erst diese Anpassung als Korrelation
zu der herabgesetzten Lungenatmung während des Winterschlafes und zu dem Aufenthalt im Wasser
erfolgen.
III. Teil.
Hyla arb o re a L.
Die Hau t der Laubfrösche ist seit langer Zeit ein beliebtes Objekt der histologischen Untersuchung
gewesen. Hauptsächlich wurde sie aber für Untersuchungen über Farbwechsel verwandt und
dient auch heute noch als Grundlage für das Verständnis dieser Phänomene bei Fröschen
überhaupt.
Dagegen liegen systematische Untersuchungen über die Drüsen der Hau t kaum vor, wobei es
gegebenenfalls üblich war, sich auf den „bekannten Bau der gewöhnlichen Drüsen der Anurenhaut“
zu berufen (S c h u b e r g). Es soll damit nicht gesagt sein, daß die Drüsen der Laubfroschhaut
überhaupt histologisch nicht bearbeitet worden sind; hauptsächlich wurden aber die schlauchförmigen
Zehenballendrüsen untersucht. So h a t D e w i t z über verschiedene Zustände dieser Drüsen berichtet.
E r hebt hervor, daß sie an den Zehenballen „an Stelle der Schleimdrüsen getreten sind
und „nur eine modifizierte Form derselben“ darstellen. Da weiterhin noch S c h u b e r g diese
Drüsenform beschrieben hat, erübrigt es sich, im folgenden auf sie nochmals einzugehen. Es sollen
nur die Drüsenarten besprochen werden, die in der Rücken- und Bauchhaut von erwachsenen L aubfröschen
Vorkommen, wobei als Grundlage der Einteilung die physiologische Beschaffenheit des
Sekretes als maßgebendes Moment betrachtet werden soll.
Wenn für alle einheimischen Anurenarten in der Bauch- und Rückenhaut zwei Arten von Drüsen
feststehen, muß bei Hyla noch eine dritte Art unterschieden werden. Die Funktion der Schleimund
Giftdrüsen ist durch die spezifische Beschaffenheit ihres Sekretes wohl charakterisiert; dagegen
läßt sich von der Funktion der dritten Drüsenart soviel wie nichts aussagen. Ich werde mich daher
nur auf die Beschreibung des Baues und die morphologische Beschaffenheit ihres Sekretes beschränken
müssen, zumal in der einschlägigen Literatur keine Angabe über das Vorkommen dieser Drüsenart
gefunden werden konnte.
Ehe auf die anatomische Beschreibung der drei Drüsenarten eingegangen wird, soll zunächst ihre
Verteilung in verschiedenen Hautbezirken angegeben werden. Von besonderem Interesse scheint
hierfür die folgende Angabe L e y d i g s zu sein: „Die Flüssigkeit des Sekretes, welchem die Eigenschaft
besonderer Klebrigkeit zukommt, scheint beim Laubfrosch die ganze Haut, bei anderen Arten
nur gewisse Stellen anzuölen oder wie mit einem Firnis zu überziehen. Es will scheinen, daß auf
solche Weise dem während des Sommers außer Wasser und immer frei in der Luft sich aufhaltenden
Laubfrosch eine gegen allzu große Verdunstung schützende Hülle erwächst.“ E r gibt weiter an, daß
„kleine Drüsen von rundlicher Gestalt bei Hyla über die gesamte H au t zerstreut“ sind. Nur auf der
Rückenfläche von Fingern und Zehengliedern wurden sie von ihm vermißt. S c h u b e r g korrigiert
letztere Angabe, indem er sie nur für die Hau t über dem Gelenk zwischen der letzten und vorletzten
Phalanx bestätigt.
Zählungen der Hautdrüsen beim Laubfrosch hegen in der Literatur nicht vor, abgesehen von
einer Angabe L e y d i g s , daß an den Warzen der Bauchhaut drei oder vier Drüsen ausmünden.
S c h u b e r g fand in der Regel mehr Drüsen und ist der Ansicht, daß „dies nach verschiedenen
Stellen des Bauches variieren“ mag. Daß tatsächlich die Drüsenzahl in den verschiedenen Hau tbezirken
variiert, wurde schon für ahe früher besprochenen Anuren gezeigt. Dasselbe güt auch für
Hyla.
Die Zählungen habe ich meistens an Stücken des Str. corneum vorgenommen, die in der früher
angegebenen Weise gewonnen wurden. Auch hier ließ sich die Hornschicht ohne Schwierigkeiten
abheben und wurde, wie üblich, mit Boraxkarmin etwas angefärbt. Schon nach dem ersten Blick
ins Mikroskop wurde es klar, daß dem Laubfrosch in bezug auf seine Drüsenzahl unter allen einheimischen
Anuren eine Sonderstellung zukommt, die er ohnehin dank seiner Lebensweise einnimmt.
Zur Zählung wurde die Hau t ausgewachsener Tiere von möglichst gleicher Körperlänge verwandt.
Es wurden in jedem Körperbezirk Hautstücke von etwa 6—15 qmm abgezählt, hin und wieder auch
Stichzählungen an Flächen von 1 qmm vorgenommen. In den Fällen, wo in benachbarten Meßquadraten
die Drüsen Schwankungen über zehn aufwiesen, habe ich der Exaktheit wegen s ta tt des
mittleren Wertes die Angabe der beiden Grenzwerte vorgezogen.