suchungen habe ich nirgends noch einen so schönen Fall gefunden, welcher zur Demonstration der
Sphäriten so geeignet gewesen wäre. Die Interferenzfarbe ist sehr niedrig, höchstens Hellgrau I. 0 .
(r = 148—180 n[i), woraus man auf die Dünnheit dieser Gebilde (unterhalb 1 p) schließen kann.
Der Sphäritencharakter ist negativ. Hier und da sieht man konzentrische Kreise, offenbar Wachstumsgrenzen.
Diese sind aber so fein und die Faser so zart, daß die Gleichmäßigkeit der Auslöschung
dadurch gar nicht gestört wird.
Wir finden freistehende Sphäriten, welche nicht geschlossen kreisförmig sind, sondern denen
/4> % °d er sogar % Teil des Kreises fehlt. Sie sind also unvollständige Sphäritenscheiben, welche
aber trotzdem die Erscheinungen der Aggregatpolarisation ganz schön zeigen. Ein %-Sphärit, wenn
man ihn m it dem Zentrum der Fasern in den Mittelpunkt des Fadenkreuzes gestellt hat, löscht
beim Drehen des Objekttisches in den vier Orthogonalstellungen aus; aber es erscheint nur e in Arm
des Sphäritenkreuzes. Diese Erscheinung ist deshalb zu beachten, weil wir bei den Gammaroideen ganz
ähnliche, unvollständig ausgebildete Sphäriten sehen werden, welche kein vollkommenes Sphäriten-
kreuz auf weisen. Die Ursache der unvollständigen Ausbildung kann jedoch nicht dieselbe sein. Bei
den Gammaroideen, wo man einen geschlossenen Mosaikpanzer findet, sind die Sphäriten offenbar
durch die Nachbarn in ihrer Entwicklung gehemmt. Die Ursache ist also der Raummangel.
Die unvollständigen Sphäriten von Phrosina stehen aber frei, allein und sie waren in ihrer Ausbildung
gar nicht gehindert. Von einem Raummangel kann also keine Rede sein. Wir müssen wahrscheinlich
auf die Frage über das Entstehen der Sphäriten im allgemeinen zurückgreifen, worüber die
Mineralogen noch recht wenig wissen. Müssen wir den „status nascendi“ eines Sphäriten so vorstellen,
daß sämtliche Fasern, sagen wir z. B. 360, in dem Moment des Entstehens aus dem Zentrum
ausstrahlen? Diese Frage zu beantworten, bin ich nicht kompetent.
Bei Phrosina können wir gut sehen, wie die polygonalen Sphäriten sich ausbilden. Der alleinstehende,
freie Sphärit wird in der Regel kreisförmig. Solche Sphäriten besitzen also die wahre Form,
welche ihnen durch ihre radialfaserige Aggregatennatur zugewiesen wurde, d. h. sie sind id iom o rp h .
Wenn zwei Sphäriten sich nebeneinander bilden und die Entfernung der beiden Zentren kleiner ist,
als die Summe der beiden Radien, so kommen sie in Berührung und hemmen sich gegenseitig in der
vollständigen Ausbildung. Die Berührungslinie schneidet von beiden einen Abschnitt ab, so daß
sie nicht mehr ihre Kreisform auszubilden imstande sind; ihre Form ist etwas entstellt, deformiert,
d. h. sie werden h y p id iom o rp h . Je mehr Sphäriten sich nun gleichzeitig nebeneinander entwickeln,
um so geringer wird der ihnen zur Verfügung stehende Raum, um so mehr Sphäriten kommen in Berührung,
also verlieren sie ihre Kreisform gänzlich. Wenn 4—7 Sphäriten sich um einen anderen
herum entwickeln, so kann er nicht mehr kreisförmig werden, sondern er wird der Anzahl der Berührungslinien
entsprechend zu einem 4—7seitigen Polygon, d. h. er ist jetzt schon x e n om o rp h (oder
allotriomorph). Die Figuren 3—4 der Taf. V III zeigen die verschiedenen Stadien der zunehmenden
Xenomorphie oder Allotriomorphie.
Wenn wir den lückenhaften Panzer für primitiv und unvollkommen, den lückenlosen dagegen
für vollkommen halten, so stellt die Stufenreihe, welche von der Idiomorphie durch die Hypidio-
morphie zu der Allotriomorphie führt, gleichzeitig die Stufen der Vervollkommnung des Mosaikpanzers
dar. Die idiomorphen Sphäriten berühren sich — streng genommen — nur in Punkten,
zwischen ihnen bleibt also viel Raum unausgefüllt, d. h. der Panzer wird lückenhaft. Die hypidio-
morphen Sphäriten können sich schon etwas mehr aneinander schließen, sie haben aber noch immer
teilweise Kreisbogengrenzen, welche Lücken verursachen. Nur die xenomorphen Sphäriten können
vollkommen, ohne Lücken aneinander schließen und so einen lückenfreien, geschlossenen Mosaikpanzer
bilden.
Von diesem Prozeß sehen wir bei Phrosina ein Musterbeispiel. Die Peräopoden 3—6 sind subcheli-
forme Greiffüße, an welchen eine sukzessive Zunahme der partiellen Morphochalicose sich beobachten
läßt. Der dritte Peräopod ist an der Oberfläche der Glieder nicht gepanzert, wohl aber befindet sich
eine Sphäritenreihe überall an den scharfen Kanten der Glieder. Die Sphäriten schließen sich distal
immer mehr enger zusammen. An dem vierten Peräopoden von dem vierten Gliede, an dem fünften
und sechsten von dem zweiten Gliede an erscheinen Sphäriten außer an den Kanten auch an den Flächen
der Glieder. In den proximalen Gliedern stehen die Sphäriten einzeln oder gruppenweise, jedoch
zerstreut und locker. Distad vordringend wird der Panzer immer und. immer dichter, lückenloser
und in dem Carpopoditen, sicher aber in dem dactylopoditähnlichen Propodit finden wir schon einen
geschlossenen Panzer. Während dieser Verdichtung der panzerbildenden Sphäriten sind sämtliche
Übergänge von der Idiomorphie bis zur Allotriomorphie vorzufinden. Fig. 1 der Taf. V III zeigt das
zweite Glied des fünften Peräopoden mit dem ersten Stadium der Panzerbildung, Fig. 2 der Taf. VIII
dagegen das Carpopodit und das Propodit desselben Fußes mit dem vorletzten und letzten
Stadium.
Im Inneren der Peräopoden finden wir an mehreren Stellen subhypodermale Sphärokristalle.
In dem ersten und zweiten Peräopoden zeigen sie zwischen gekreuzten Nicols eine konzentrische
Schichtung und ein mehr oder minder schön entwickeltes Sphäritenkreuz. In den Füßen mit Mosaikpanzer
sieht man die Sphärokristalle erst in gewöhnlichem Lichte (Taf. VIII Fig. 5), weil sie in polarisiertem
durch den viel stärker doppelbrechenden Mosaikpanzer verdeckt werden. Diese Sphärokristalle
sind offenbar postmortale Gebilde.
Der durch Phrosina vertretene Typ ist gewissermaßen m it dem Emetha-Typ analog, jedoch infolge
der besprochenen lehrreichen Merkmale gut zu unterscheiden. Diesen Phrosina-Typ charakterisiere
ich folgendermaßen:
1. A llg em e in e K a lk v e r h ä ltn is s e : Vorherrschende Achalicodermie mit partieller Morphochalicose
und Amorphochalicose.
2. M o d if ik a tio n d e s C aC 0 3: Calcit.
3. G rö ß e n o rd n u n g d e r M o s a ik e lem e n te : Mikrokristalünisch.
4. S t r u k tu r : Idiomorphie — >- Hypidiomorphie — >■ Allotriomorphie.
5. K r is ta llo g r a p h is c h e F o rm : Radialfaserige Sphäriten.
6. S p e z ie lle A u s b ild u n g : Morphochalicose hauptsächlich in den Greifbeinen.
7. O p tis c h e O r ie n tie ru n g : Sphäritencharakter negativ.
2. Gammaroidea.
Die untersuchten Arten dieser Unterordnung verteilen sich in vier Gruppen:
A. I n t e g u m e n t a c h a lic o d e rm .
In der Cuticula war kein Kalk nachweisbar. Hieher nur eine Art: Corophium curvispinum
G. 0 . Sa rs, bezw. seine Süßwasserform, var. devium Wundsch aus der Donau. Dieses Tier lebt
bekanntlich in selbstgefertigten Röhrchen.
B. A r te n m it v o rh e r r s c h e n d e r A m o rp h o c h a lic o s e .
Mit Ausnahme der Kiemen, Oostegiten, Pleopoden, Gelenk- und Intersegmentalhäutchen ist die
Cuticula mit größerer oder kleinerer Menge von amorphem Kalk inkrustiert. Die aufgezählten Stellen
Zoologica. Heft 80. ^