4. S t r u k tu r : Hypidiomorph, manchmal panallotriomorph.
5. K r is ta llo g r a p h is o h e F o rm : Radialfaserige Sphäriten.
6. S p e z ie lle A u s b ild u n g : Mosaikpanzer diskontinuierlich; und Stopographisch ! verschieden;
c? mit Alterserscheinungen; Jungtiere abweichend, inkrustiert.
7. O p tis c h e O r i e n t i e ru n g ^ Sphäritencharakter negativ.
Die an den Amphipoden erzielten Ergebnisse können wir folgendermaßen zusammenfassen:
1. Die Kalkeinlagerungen des Amphipodenpanzers bieten eine geringere Mannigfaltigkeit als die
der Isopoden, d. h. nicht so viel Typen sind nachweisbar.
2. In morphologischer Hinsicht können wir feststellen:
a) Es gibt Amphipoden mit vorherrschender Aehalicodermie: z. B. Phronima, PhronimeUa,
Oxycephalus, Vibilia, Corophium. Nur selten kommt eine geringe Amorphochalicose dazu (Phronima).
b) Eine vorherrschende Aehalicodermie mit partieller Morphochalicose und Amorphochalicose
ist bezeichnend für den Phrosina-Typ.
c) Vorherrschende Amorphochalicose mit partieller Aehalicodermie kommt bei Phlyscehis,
Hyale, Niphargus, Orchestia, Pontoporeia, Synurella und Talitrus vor-.:
d) Vorherrschende Amorphochalicose mit partieller Morphochalicose und Aehalicodermie;
Urothoe- und Caprella-Typ.
e) Vorherrschende Morphochalicose mit partieller Amorphochalicose und Aehalicodermie;
Gammarus- Typ.
3. In systematischer Beziehung kann gesagt werden, daß die Topographitgdes Mosaikpanzers
bei dem Gammarus-Typ artlich konstant und charakteristisch ist. Betreffs des Urothoe- und Phrosma-
Typs muß dies vorläufig dahingestellt bleiben, weil nur je ein Vertreter dieser Typen mir vorlag. Bei
dem Caprella-Typ ist geschlechtlicher Dimorphismus, ontogenetische Veränderung und Wechseln
mit dem Alter nachweisbar.
4. Die allgemeinen Kalkverhältnisse scheinen mit der Biologie der Tiere in engster Beziehung
zu stehen. Die Arten mit vorherrschender Morphochalicose sind schwimmende Bodentiere, welche
in und auf dem Algenräsen des Bodens, unter Steinen, unter Wasserpflanzen usw. leben. Die Spezialisierungen
der Lebensweise führen zum Abbau des Mosaikpanzers. Die pelagischen Arten sind vorherrschend
achalicoderm, um das spezifische Gewicht des Körpers zu verringern. Warum Platyscdus,
ebenfalls pelagisch lebend, so stark amorphkalkig ist, vermag ich nicht zu sagen, weil mir Näheres
über die Biologie dieser Art nicht bekannt ist. Corophium wohnt in selbstgefertigten Röhren, braucht
also keinen Panzer als Schutzmittel. Unter den Arten mit vorherrschender Amorphochalicose ist
Niphargus ein Bewohner unterirdischer Gewässer, wo er keinen wesentlichen Fein d 1) hat, so daß
der härtere aber schwere Mosaikpanzer durch den leichteren amorphen Kalk ersetzt werden kann;
Orchestia und Talitrus sind wühlende, halbterrestrische oder gänzlich landlebende Tiere ohne wesentliche
Feinde und mit springender Bewegungsweise; der erste Umstand macht-den harten Panzer
überflüssig, der letztere den leichteren amorphen Kalk verständlich. Hycäe lebt ebenfalls amphibisch
unter Tang; Pontoporeia ist ein Schlammtier; Synurella ist stark spezialisiert, mit eigenartiger gehender
Bewegungsweise (außer Schwimmen); Urothoe gräbt im Sand des Meeresbodens, lebt also versteckt;
die untersuchten Caprelliden haben einerseits mimetische Gestalt und sympathische Färbung, anderx)
D. h. in solchen Gegenden, wo keine Höhlenamphibien und Höhlenfische Vorkommen.
seits sind sie auch ziemlich durchsichtig, so daß sie von den Feinden, welche auch nicht zahlreich sind,
nicht wahrgenommen werden (d. h. menschlich angenommen!).
Man kann also sagen, daß verborgener Aufenthaltsort, tubicole Lebensweise, Graben im Sand
und Erde, Anpassung an das Landleben, mimetische Gestalt, sympathische Färbung und planktische
Lebensweise zum Abbau des Mosaikpanzers führt. E r kann entweder durch den spezifisch leichteren
amorphen Kalk ersetzt werden oder aber es fehlt jegliche Inkrustation.
Wir sehen dagegen, daß gewisse Stellen oder Gliedmaßen des Körpers trotz des allgemeinen
Abbaus des Mosaikpanzers oder trotz der Aehalicodermie die Verkalkung als einen mehr oder minder
vollkommenen Mosaikpanzer oder eine amorphe Inkrustation bewahren können. So sind bei Phrosina
die Greifbeine mit Mosaikpanzer versehen, ebenso bei den Caprelliden und bei TJrothoe: Bei der achali-
codermen Phronima befindet sich amorpher Kalk in dem Greiffuß. Bei Urothoe haben auch die beim
Graben sta rk in Anspruch genommenen Uropode den Mosaikpanzer bewahrt. Die starke mechanische
Inanspruchnahme, d. h. der stetige funktionelle Reiz, wirkt also als ein E r h a l tu n g s f a k to r . Es
ist sehr wahrscheinlich, daß die sog. Randstruktur bei den Tanaidaceen, Isopoden und Amphipoden
als eine s t a t i s c h - f u n k t io n e l l e S t r u k t u r aufzufassen ist.
5. Was die phylogenetische Auffassung der Befunde anbelangt, so kann sie sehr leicht mit den
gegebenen phylogenetischen Beziehungen der Unterordnungen in Übereinstimmung gebracht werden.
Als ursprünglichste Unterordnung sind die Gammaroidea anzusehen und als n o rm a le r Zustand
bei diesen die vorherrschende Morphochalicose des Gammarus-Typus, welcher bei der Mehrzahl der untersuchten
freilebenden, schwimmenden Arten auftritt. Sämtliche Abweichungen von diesem Typ
(vorherrschende Amorphochalicose oder Aehalicodermie) sind als s e k u n d ä r e Zustände zu betrachten,
weil sie bei Formen mit spezieller Lebensweise Vorkommen, welche Formen auch morphologisch
spezialisiert, also abgeleitet sind. Es würde zu weit führen, die speziellen, sekundären Merkmale der
Gattungen Urothoe, Pontoporeia, Synurella, Niphargus, Hyale, Orchestia, Talitrus und Corophium zu
besprechen. Sie sind den Carcinologen sowieso bekannt und die zusammenfassenden Arbeiten von
G. 0 . S a r s , D e l l a V a l l e , S t e b b i n g , S c h e l l e n b e r g , C h e v r e u x & F a g e u sw . liefern genügende
Belege und Beweise für diese Auffassung. Wir können also schlechtweg sagen, daß wie der Parasitismus
der Isopoden, so die spezialisierte Lebensweise auch bei den Amphipoden einen p a r a cm is c h e n
Prozeß der Panzerbildung einleiten kann. Die Acme der Panzerbüdung ist durch die Morphochalicose
des Gammarus-Typus dargestellt. Die von den gepanzerten Formen abgeleiteten spezialisierten
Gammaroideen verwirklichen drei Stadien der paracmischen Entwicklung, nämlich:
a) Vorherrschende Amorphochalicose -J- partielle Morphochalicose und Aehalicodermie.
Hieher: Urothoe-Typ.
b) Vorherrschende Amorphochalicose -j- partielle Aehalicodermie.
Hieher: Pontoporeia, Synurella, Niphargus, Hyale, Orchestia, Talitrus.
c) Vorherrschende Aehalicodermie.
Hieher: Corophium.
Corophium repräsentiert das l e t z t e Stadium der paracmischen Entwicklung, indem die Kalkinkrustation
des Integumentes vollständig abgebaut wurde.
Mir scheint es also vollkommen berechtigt, daß man auch hier, wie bei den Isopoden, von s e k u n d
ä r e r A m o rp h o c h a lic o s e und s e k u n d ä r e r A e h a lic o d e rm ie sprechen kann. Sie sind eben
die paracmischen Stadien der Panzerbildung.