Was die Ausmaße betrifft, so sind bei Hyla die Schleimdrüsen außerordentlich klein und erreichen
niemals die Dimensionen, die z. B. bei ifoma-Arten den Durchschnitt ausmachen. Die Giftdrüsen
sind auch hier, wie bei allen Anuren, bedeutend größer. Eine Tabelle mit der Zusammenstellung
der Drüsengrößen wird in anderem Zusammenhang weiter unten gegeben.
Das Schleimdrüsenepithel besteht aus Zellen, die nicht so dicht nebeneinander zu stehen kommen
wie bei R. fusca oder esculenta und im Gegensatz zu diesen noch auf jedem Sekretionsstadium verhältnismäßig
weite Lückenräume zwischen sich erkennen lassen. Sie fallen, wie üblich, bei der Schleimsekretion
allen den mit den verschiedenen Sekretionsphasen verbundenen Wandlungen anheim,
so daß sie bald kubisch, bald zylindrisch erscheinen.
Da die Schleimsekretion in ihren Einzelheiten bekannt ist, erübrigt sich, auf sie nochmals einzugehen;
es muß nur an dieser Stelle hervorgehoben werden, daß bei Hyla die Mucinreaktion niemals
so scharf ausgefallen ist wie bei den Rana- oder Bufo-Arten. Immer wieder erscheinen bei der Behandlung
mit M a y e r schem Mucikarmin nur ganz vereinzelte Zellen mit dem Farbstoff beladen,
viel häufiger war der Zellinhalt und in der Regel sogar das Sekret im Drüsenlumen (bei mehreren
Tieren) ausschließlich mit Plasmafarbstoffen tingiert. Aber auch „das Ausbleiben jeder Färbung“
darf nach H o y e r nicht „als sicherer Beweis für die Abwesenheit der Umwandlungsprodukte des
Mucins aufgefaßt werden“. Seine weiteren Ausführungen, daß „das Mucin, eine Kombination von
zwei Substanzen, einer gallertartigen, quellungsfähigen, an Quantität dominierenden und einer zweiten
mit der ersteren meist innig verbundenen, aber wesentlich sparsameren . . sei, könnten vielleicht
für dieses Verhalten von Bedeutung sein.
Das Sekret der Giftdrüsen besteht bei Hyla aus verhältnismäßig großen Kugeln, die zu riesigen,
unförmigen Tropfen anquellen können (Fig. 14; Taf. VI, Phot. 6).
Bei keinem einzigen der einheimischen Anuren sind in den Giftdrüsen Körner von dieser Größe
vorhanden gewesen; im Durchschnitt übertreffen sie sogar den Kern in dieser Beziehung. Sehr häufig
ist bei ihnen eine dellenförmige Einsenkung zu sehen, wodurch in der Profilansicht eine halbmondförmige
Figur entsteht. In bezug auf Färbungsintensität und Größe läß t sich in einem Drüsenbeutel
eine ganze Skala von Übergängen beobachten (Taf. VI, Phot. 6). Neben ganz dunklen, mit H e i d e n h
a i n tiefschwarz gefärbten Kugeln liegen hellere, die sich nur um eine kleine Nuance abheben
von der gerüstartig um die Körner ausgespannten Masse. In gewissen Zuständen verblaßt die Farbe
der Sekrettröpfchen derart, daß von ihnen kaum noch etwas zu sehen ist und nun die normal mit
Plasmafarbstoff tingierte Grundmasse als weitmaschiges Netz in den Vordergrund tritt. In dieser
Weise entsteht gewissermaßen ein Negativ der Körner, wie das ganz analog von N i c o g 1 u für
Tritonen beschrieben worden ist.
Das Epithel der Giftdrüsen ist für den Laubfrosch, soviel mir bekannt ist, noch nicht beschrieben
worden. D e w i t z , der auf diese Verhältnisse geachtet hat, berichtet nur, daß es ihm niemals gelungen
ist, ein solches wahrzunehmen. Tatsächlich konnte auch ich bei einer ganzen Reihe von Tieren
nichts als wohlerhaltene, wandständige Kerne mit geringen Plasmaresten auffinden. Nur in ganz
vereinzelten Fällen habe ich doch noch ein unverbrauchtes Epithel sehen können. Die Fig. 14
stammt von einem Tier, bei dem unter vielen Drüsenbeuteln einige ein stellenweise noch ganz erhaltenes
Epithel aufwiesen. Zellgrenzen waren nicht zu sehen; auch nach dem Lumen zu fehlte jede
scharfe Abgrenzung, wobei dank der Bildung von großen Giftkörnern an den terminalen Enden eine
sta rk gefranste Linie entstand. Die ziemlich kleinen hellen und bläschenförmigen Kerne liegen wandständig
in verhältnismäßig weiten Abständen voneinander entfernt in einer feinwabig strukturierten
dichten Plasmamasse. Sowohl das Vorhandensein von Vakuolen, wie auch das Auftreten Von winzig
kleinen dunklen Körnchen im Plasma — dem frühesten Stadium des Sekretkörnchens — lassen den
Schluß ziehen, daß die Sekretion in den Giftdrüsen bei Hyla ganz analog der Giftsekretion bei R. fusca
verläuft.
D i e D r ü s e n d e r d r i t t e n A r t .
Die dritte Drüsenart stellt die seltenste Form der Rückenhautdrüsen dar und kann sogar in ganzen
Schnittserien fehlen. (Auf 23 Giftdrüsen höchstens 2—3.) Wo sie aber vorkommt, ist sie aufs schärfste
von den anderen Drüsenarten sowohl durch die Beschaffenheit ihres Epithels, hauptsächlich aber durch
die ihres Sekretes zu unterscheiden (Taf. I II , Fig. 15 u. 16). Nur der äußeren Gestalt nach würde man sie
schwer von den Giftdrüsen unterscheiden können, da sie deren Durchschnittsgröße erreichen können.
Es kann aber keinem Zweifel unterliegen, daß hier eine spezifische Drüsenart vorliegt und kein
besonderes Zustandsbild der Giftdrüse. Ich konnte nämlich die betreffende Drüsenart in allen Altersstadien
verfolgen und sogar einen von den Giftdrüsen abweichenden Regenerationsmodus feststellen.
Auch scheint die Aktivität dieser Drüsen (wenigstens in der Rückenhaut) mit derjenigen der Giftdrüsen
nicht Schritt zu halten.
Man sieht bei diesen Drüsen immer, auch wenn die benachbarten Giftdrüsen keine Spur von
Epithel mehr aufweisen, ein mindestens stellenweise noch ganz erhaltenes Epithel mit großen, dicht
gelagerten Kernen. Es scheint etwas flacher zu sein als das der Giftdrüsen; sein dem Lumen zugekehrter
Rand zeigt nicht die für jene so charakteristische Ausfransung, sondern geht mehr gleichmäßig in
die den Beutel ausfüllende Sekretmasse über (Fig. 15 und 17). Das Sekret ist im Gegensatz zu den
Giftdrüsen am besten durch den Umstand charakterisiert, daß ihm geformte Elemente gänzlich zu
fehlen scheinen. In der Mehrzahl der Fälle macht es einen durchaus schaumartigen Eindruck; in der
Bauchhaut ist es oft auch in Form von feinen, scheinbar in einer ungefärbten Flüssigkeit suspendierten
Körnchen sichtbar (Fig. 16).
Im Epithel waren keine Zellgrenzen zu sehen. Die ganz dicht und unregelmäßig gelagerten Kerne
würden auch dafür sprechen, daß ein Synzytium vorliegt. Trotzdem waren in einer verhältnismäßig
jungen Drüse desselben Typus in der Bauchhaut Zellgrenzen deutlich zu verfolgen. Gemeinsam mit
den Giftdrüsen h a t diese Drüsenform auch einen verhältnismäßig sehr dicken Muskelbelag.
. Über die Funktion der Drüsen dieses Typus weiß ich, wie oben gesagt wurde, nichts zu berichten.
Vielleicht dürfte als ein Fingerzeig der Umstand aufgefaßt werden, daß sie in der Bauchhaut, trotz
der geringeren Gesamtzahl der Drüsen, sogar noch häufiger als in der Rückenhaut vorzukommen
scheinen, wobei sie unter Umständen noch größere Ausmaße erreichen können (vergl. Fig. 15 und 16,
die von der Bauch- und Rückenhaut desselben Tieres stammen); überhaupt übertrafen diese
Drüsen in der Bauchhaut alle übrigen an Größe. Da bei Hyla der Bauchhaut beim Klettern eine
besondere Rolle zukommt und dem Drüsensekret hierfür eine funktionelle Bedeutung zugeschrieben
wurde, könnte es sich vielleicht um das klebrige Sekret handeln, welches schon L e y d i g bei den
Laubfröschen aufgefallen ist.
Bei Urodelen wurden seit N i c o g 1 u auch Drüsen eines dritten Typus unterschieden. Es sind
darunter Drüsen gedacht, die in einem Beutel sowohl gift- wie schleimbildende Zellen enthalten.
Bei Anuren sind solche Drüsen bisher vollkommen vermißt worden. Ein einziges Mal habe ich jedoch
beim Laubfrosch solch eine gemischte Drüse gesehen; Taf. VI, Phot. 7 zeigt diesen offenbar ursprünglichen
.Schleimbeutel mit gemischtem Epithel versehen.
Zoologlca. Heft 78. 5