f i a B W Lebensraumes. Eine Erklärung hierfür ist in dem Aufbau ihrer Hau t zu suchen.
Schon bei den Fischen ist der Verhornungsprozeß der oberen Epidermisschicht eingeleitet. Die hornig
umgewandelte Hautschicht dient hier dem Schutze gegen mechanische Einwirkung. Bei den Luftwirbeltieren
tr itt nunmehr die Bedeutung des Hornüberzuges, als eines Schutzes gegen Austrocknung
m den Vordergrund. So B eine vollständig zusammenhängende Hornschicht erst bei den Amphibien
vorhanden. Sie ist hier im Gegensatz zu allen anderen Landwirbeltieren (Amniota) dünn und einschichtig.
Daraus ergibt sich die oben betonte Abhängigkeit der Amphibien von den Feuchtigkeitsbedingungen.
Innerhalb der Gruppe der Anuren läßt sich aber bereits eine Tendenz einer stärkeren
Emanzipation vom feuchten Medium bemerken. So ist bei Bufo vulgaris eine verhältnismäßig dicke
Hornschicht vorhanden. Anderseits kommt es hier sogar zu einer größeren Kalkablagerung im
Oorium. Nach L e y d i g dürfen wir „in dieser Ablagerung von Kalkkörpern das Vorspiel der wahren
erknocherung der Hau t erblicken, wozu aber von den einheimischen Batrachiern nur Pelobates
fuscus ein Beispiel liefert“ .
Hand in Hand mit dem Übergang vom Wasser- zum Luftleben schwinden plötzlich die einzelligen
Hautdrusen der echten Wassertiere (Schleimdrüsen: Myxine, Perennibrancbiaten, Gymnophionen-
larven Anuren- und Urodelenlarven), und an ihrer Stelle wird der acinöse, mehrzellige Drüsenbeutel
entwickelt mit dem bei den einzelnen Arten mehr oder weniger deutlich abgesetzten Drüsenhals.
Man kann die verschiedenen einheimischen Anurenarten in Hinsicht auf den anatomischen Bau
wie auch das Verhalten der Hautdrüsen in Gruppen einteilen, die nichts mit der systematischen
Verwandtschaft zu tun haben und offenbar nur von der Lebensweise abhängen. So sind zunächst
den zwei Wassertieren Bombinator igneus und R. escubmta die anderen hier besprochenen « inb eimWW
Anuren als Landbewohner gegenüberzustellen. Bei den ersteren ist der Drüsenhals kurz und verhältnismäßig
weit, bei den letzteren ist er viel länger, wodurch der Drüsenbeutel weiter von der Hau toberfläche
entfernt zu hegen kommt und sozusagen in die Tiefe eingesenkt zu sein scheint. E s läßt
sich m dieser Beziehung eine ganze Reihe von Übergängen feststellen:
Bombinator igneus mit 12,1 p Halslänge im Mittelwert
Rana esculenta „ 13,5—19,8
Rana fusca „ 21,1—28,5
Alytes obstetricans „ 19
Pelobates fuscus „ 31,5
Bufo calamita „ 25,5
Bufo viridis „ 40,2
Bufo vulgaris ,, 42,9
Pekbates kommt dabei in bezug auf den Bau des Ausführganges eine Sonderstellung zu.
Indessen äußert sich die Abhängigkeit der Hautdrüsen von der Lebensweise der einzelnen Arten
nicht nur im anatomischen Bau, sondern auch in der Drüsenzahi So habe ich die größten Drüsenzahlen
bei den beiden Wassertieren gefunden. Bei Bombinator erreichen sie zwar nicht so hohe Werte
auf 1 qmm wie bei R. esculenta, sind aber viel gleichmäßiger über die ganze Haut verteilt.
Auffallend und vielsagend sind die niedrigen Drüsenzahlen in der Hau t von Pelobates fuscus und
Bufo vulgaris. Beide sind ausgesprochene Landtiere. Während aber Pelobates bis zu einem gewissen
Grade von Feuchtigkeit unabhängig ist, weist die Erdkröte eine sehr große Empfindlichkeit in dieser
Hinsicht auf. Somit bietet die derbe, kalkreiche Krötenhaut dem Tiere einen geringeren Schutz gegen
Austrocknung, als die dünne nicht so stark verhornte Pelobates-Haut. Bei letzteren ist es aber trotz
einer Verminderung der Drüsenzahl im Vergleich zu den anderen Anurenarten nicht zu einer so
starken Reduktion der Schleimdrüsen, wie bei Bufo vulgaris, gekommen.
Die Bedeutung des größeren Teiles der Drüsen wird herkömmlicherweise in dem Schutz gesehen,
den ihr Sekret (Schleim) gegen die Austrocknung der Hau t bietet.
Es könnte bei oberflächlicher Betrachtung den Anschein erwecken, daß den ausgesprochenen
Landtieren unter den Anuren eine größere Drüsenzahl als den aus Wasser gebundenen Arten zukommen
müßte. Da aber das Gegenteil vorliegt, müssen wohl noch andere bestimmende Faktoren berücksichtigt
werden.
Zunächst soll des Umstandes gedacht werden, daß im allgemeinen dem Schleim bei den Süßwassertieren
eine besondere Rolle zukommt. An einer Anzahl von Beispielen macht H e s s e in seiner
Tiergeographie klar, daß der Schleimüberzug als ein Schutz gegen das Hineindiffundieren des Wassers
in den Tierkörper anzusehen ist und spricht die Schleimhülle als eine wirksame Schranke an, „die den
Austausch zwischen äußerem und innerem Medium verhindert“ . Auch bei den amphibisch lebenden
Anuren läß t sich dieser Einfluß des Schleimes nicht von der Hand weisen. Die höheren Drüsenzahlen
bei den Wassertieren unter ihnen, die niedrigen bei den Lufttieren könnten dahin gedeutet werden.
Im folgenden soll noch der Beweis gebracht werden, daß eine Zunahme der Schleimsekretion bei
R. fusca gerade auf die Zeit des ständigen Verbleibes im Wasser während des Winterschlafes fällt.
Indessen dürfte nach den mitgeteilten Ergebnissen dieser Untersuchungen der Schleim als Schutz
gegen Diffusion kaum der einzig ausschlaggebende Faktor sein. Die hohe Empfindlichkeit der gemeinen
Erdkröte gegenüber Feuchtigkeitsschwankungen (Versuch mit Bufo vulgaris und calamita)
muß wohl letzten Endes auf die D rüsenarmut der Hau t zurückzuführen sein. Andererseits ist bei Pelobates,
einem echten Land- und Trockentier, die Reduktion der Drüsenzahl nicht so weit fortgeschritten,
wie bei Bufo vulgaris. Im allgemeinen habe ich den Eindruck gewonnen, daß für die Drüsenzahlen
im Zusammenhang mit der Lebensweise der betreffenden Arten mindestens zwei Faktoren, die sich
gegenseitig die Wage halten, verantwortlich zu machen sind. Einerseits könnte das der durch die
Sekretmengen gebotene Nutzen sein, andererseits die drohende Gefahr durch*Vermehrung der Drüsenzahl
die verdunstende Oberfläche der Körperhaut übermäßig zu vergrößern.
II. Teil.
Das Verhalten der Schleimdrüsen in den verschiedenen Jahreszeiten.
Mit dem Sammeln des zu diesen Untersuchungen nötigen Materials ist in den ersten Augusttagen
1927 begonnen worden. Es wurde streng darauf geachtet, daß nur frisch eingefangenes Material
zur Bearbeitung gelangte, wobei die Tiere höchstens einen Tag nach dem Einfangen fixiert wurden.
Sämtliche Tiere stammen aus der nächsten Umgebung Berlins, nur die im September fixierten Frösche
sind von mir bei Rathenwalde in der Sächsischen Schweiz gefangen worden. Die Schnitte sind immer
von demselben Hautbezirk angefertigt worden, und zwar bei R. fusca von der Stelle der A -Figur der
Rückenhaut, bei R. esculenta wurde an der Kopfbasis aus der ersten Rückenhautpartie ein Stück
entnommen. In dieser Weise stand mir ein Material zur Verfügung, das vollkommen geeignet war
zum Studium des Verhaltens der Drüsen in den versclyedenen Jahreszeiten. Es wurden in dieser
Richtung nur die Schleimdrüsen untersucht. Die Giftdrüsen schienen schon wegen ihrer Funktion