sind achalicoderm. Die Menge des CaC03 ist gering, so daß die Gasentwicklung bei der Behandlung
mit Salzsäure meist ziemlich mäßig, manchmal kaum bemerkbar ist. In diese Gruppe gehören:
Hyale Prevosti M .-E ., Pontoporeia Weltneri E k m .
Niphargus Dudichi H a n k ö , Synurella ambulans F . Mü l l .
Orchestia cavimana H e l l e r , Talitrus Alluaudi C h e v r .
„ gammarellus P a l l ., „ saUator M o n t .
Abgesehen von Pontoporeia Weltneri, habe ich von sämtlichen Arten zahlreiche Exemplare, junge
und erwachsene, untersucht. Da ich Orchestia cavimana und Synurella ambulans gezüchtet habe,
habe ich ihre ganze Entwicklungsreihe vor mir gehabt. Überall erfuhr ich, daß die Kalkverhältnisse
der Cuticula bei jungen und alten, bei lebenden, überlebenden und konservierten Exemplaren die
gleichen sind. Zwischen gekreuzten Nicols leuchten nur die pars incisiva der Mandibel und die starken
Zähne der ersten Maxille auf, aber ihre Anisotropie bleibt auch nach einer Entkalkung bestehen.
In dem sieben Jahre alten Dauerpräparate von Niphargus Dudichi fand ich in den Gliedmaßen
und sogar auf der Außenfläche derselben rosettenförmige, aus Körnern bestehende Aggregate, welche
Körner manchmal sehr schlecht ausgebildete Sphäritenkreuze zeigten. Die Fig. 5 der Taf. I zeigt
einige solche, offenbar postmortale Gebilde aus dem dritten Uropoden.
Ich untersuchte auch abgestreifte Exuvien, welche bei den wasserlebenden Arten mehr oder
minder lange Zeit im Wasser gelegen sind. Natürlich fand ich auch hier überall solche Umkristallisationen
des amorphen Kalks, welche ich schon bei Asellus erwähnt habe. In den Exuvien von
Synurella kamen überwiegend rosetten- oder biskuitförmige Gebilde (Taf. I I Fig. 4) vor. Die Exuvien
von Orchestia cavimana zeigten nur ausnahmsweise solche Gebilde, sondern die Cuticula leuchtete
fast gleichmäßig. Mit meinen stärksten Vergrößerungen sah ich nur leuchtende Punkte, aber eine
bestimmte Form war nicht zu erkennen. Vielleicht geschieht die Umwandlung hier nicht so, wie bei
den wasserlebenden Arten (d. h. zuerst aufgelöst und nachher auskristallisiert), sondern die Umkristallisation
findet an Ort und Stelle sta tt.
C. A r te n m it v o r h e r r s c h e n d e r M o rp h o c h a lic o s e .
Hierher gehören folgende Arten des bearbeiteten Materials:
Acanthonotosoma cristatum Boss, Gammarus locusta L.
Anonyx nugax P h i p p s ., „ pulex L .
Carinogammarus Roeseli G e r v ., „ pungens M.-E.
Chaetogammarus tenellus G. 0 . S., „ sp. cf. Chevreuxi Se x t .
Dicerogammarus haematobaphes E ic h w .. Jossa falcata M o n t .
Echinogammarus Berilloni Ca t t a , Pallasiella quadrispinosa G . 0 . S.
Gammarellus homari F a b r ., Parajassa pelagica M o n t .
Besonders viele Exemplare und Entwicklungsserien standen mir von den in Ungarn einheimischen
Arten zur Verfügung, welche auch Exuvien zur Untersuchung abgaben. Da die verschiedenen
Arten zu demselben Typ gehören, werde ich sie nicht getrennt, sondern gemeinsam besprechen.
Sämtliche Arten zeigen einen schön ausgebildeten Mosaikpanzer, an manchen Stellen Amorpho-
chalicose und manche Körperteile von ihnen sind achalicoderm. Wir finden Körperteile, welche
bei sämtlichen Arten gepanzert sind, bezw. keinen Mosaikpanzer haben, und Körperteile, welche
bei den verschiedenen Arten Abweichungen zeigen, d. h. bei der einen gepanzert, bei der anderen
dagegen ohne Mosaikpanzer sind. Diese Topographie ist für die Art bezeichnend und scheint von der
individuellen Variabilität, dem geschlechtlichen Dimorphismus und von den ontogenetischen Veränderungen
unabhängig zu sein.
Wir werden uns zuerst mit den topographischen Verhältnissen befassen. Oostegiten, Kiemen,
Gelenk- und Intersegmentalhäutchen sind immer und überall achalicoderm. Überall (bei allen Arten)
mit einem Mosaikpanzer bedeckt sind: Kopf, Tergiten und Pleurae des Mittel- und Hinterleibes, Augen
und die drei Uropodenpaare. Epistom, Krallen, thorakale und abdominale Sterniten sind mehr oder
minder amorphkalkig. Die Amorphochalicose der Sterniten ist meist sehr gering und sie kann fast bis
zu vollständiger Achalicodermie abnehmen. Anderseits tr itt in einem Falle, bei Acanthonotosoma
cristatum, eine Morphochalicose in den Sterniten auf. Die Antennen und Mundgliedmaßen, Gehfüße
und Pleopoden verhalten sich bezüglich des Mosaikpanzers bei den verschiedenen Arten abweichend.
Es würde zu weit führen, wenn ich diese Verhältnisse bei jeder Art gesondert besprechen wollte, ich
stelle also die Ergebnisse der Untersuchungen tabellarisch zusammen. Die erste Tabelle bezieht sich auf
die Mundgliedmaßen, die zweite auf die beiden Antennen, Peräopoden und Pleopoden. Das -(—Zeichen
bedeutet, daß das betreffende Stück oder Glied in seinem vollen Umfange mit Mosaikpanzer bedeckt
ist. Das Fehlen des Mosaikpanzers wird mit einem — Zeichen markiert, gleichgültig, ob
das Fehlen des Mosaikpanzers eine Amorphochalicose oder eine Achalicodermie bedeutet. Das
Zeichen i wird angewandt, wenn dieselbe Stelle, dasselbe Glied nur zum Teil mit Mosaikpanzer
bedeckt ist.
Wenn man diese Tabellen aufmerksam überblickt, fällt die große Mannigfaltigkeit sofort auf.
Sämtliche Arten zeigen eine abweichende Topographie. Bloß Jassa falcata und Parajassa pelagica
stimmen in den + - und — Zeichen überein, die Übereinstimmung ist jedoch auch hier nur eine scheinbare,
weil es aus den Bemerkungen klar ersichtlich ist, daß die Panzerung der Peräopoden 5—7 auch
hier verschieden ist. Die Anzahl der untersuchten Arten ist natürlich nur ein verschwindender Bruchteil
der bis heute bekannt gewordenen Gammaroideen, deshalb hüte ich mich vor einer übereilten
Verallgemeinerung. Man sieht doch so viel, daß die Topographie nicht nur bei den verschiedenen
Gattungen, sondern auch bei den Arten derselben Gattung, z. B. Gammarus, abweichend ist, so daß
man in Versuchung kommt, auf dieser Grundlage eine dichotomische Bestimmungstabelle zusammenzustellen.
Ich glaube, die eingehendere Beschäftigung mit dieser Frage auf einer sehr breiten Grundlage
wäre gar keine undankbare Aufgabe und es ist nicht ausgeschlossen, daß die Topographie des
Mosaikpanzers sich eventuell als ein brauchbares Artmerkmal erweisen wird1).
Von den untersuchten Arten h a t nur Anonyx nugax eine so große Kopfkapsel, daß ich nicht
nur die Seitenteile, sondern auch die vorderen und unteren Teile derselben untersuchen konnte. Es
h a t sich herausgestellt, daß es nicht überall einen Mosaikpanzer gibt. So fehlt der Mosaikpanzer an
dem steil abfallenden Teil des Kopfes um und zwischen den Insertionsstellen der vier Fühler,
ferner unten, um die Gelenkstellen der Mundgliedmaßen herum. Dagegen sind die Cuticula des
oberen und seitlichen Kopfteiles, die vorspringenden Bogen, sowie die Augen schön gepanzert.
Die Panzerung der Augen muß für sämtliche untersuchten Arten hervorgehoben werden. Fig. 5
bis 6 der Taf. X I II zeigen diese Verhältnisse bei Chaetogammarus tenellus. Das Integument des Kopfes
ist, soweit möglich, in einer Ebene ausgebreitet. Auf der rechten Seite ließ ich die inneren dioptrischen
Teile unberührt, infolgedessen erscheint dieses Auge in gewöhnlichem, wie in polarisiertem Licht als
i)' Man muß aber auf die nach einer Häutung noch nicht ganz erhärteten Exemplare als Fehlerquelle achten.