Am Ende des Telsons konnte ich feststellen, daß der Umkristallisationsprozeß ebenfalls mit
der Bildung von Sphäriten beginnen kann. Ich habe nämlich sehr kleine, selbständige, rundliche
Sphärite gefunden, welche entlang eines Bisses nebeneinander standen.
Auf Cymothoa sp., Nerocila neapoletana und Anilocra physodes gründe ich den Cymothoa-Typ,
welcher durch die folgenden Merkmale charakterisiert wird:
1. A llg em e in e K a lk v e r h ä l tn i s s e : Vorherrschende Morphochalicose mit partieller Amor-
phochalicose und Achalicodermie.
2. M o d if ik a tio n d e s C aC 0 3: Calcit.
3. G rö ß e n o rd n u n g d e r M o s a ik e lem e n te : Mikrokristallinisch.
4. S t r u k tu r : Panallotriomorph. »
5. K r is t a l lo g r a p h i s c h e F o rm : Sphäritenscheiben mit radialem faserigem Bau.
6. S p e z ie lle A u s b ild u n g : Bandstruktur fehlt.
7. O p tis c h e O r ie n tie ru n g : Sphäritencharakter negativ.
Ceratothoa oestroides Bisso.
Ich untersuchte ein trächtiges Weibchen, welches nur an den folgenden Stellen einen Mosaikpanzer
zeigte: Augen, Dactylopoditen und distaler Teil der Propoditen der Gehfüße und die pleonalen
Tergiten. In den thorakalen Tergiten und in den Uropoden findet man wenige zerstreute Sphäriten.
In den übrigen Teilen des Kopfes, in dem Telson und in den Krallen war Amorphochalicose feststellbar.
Sehr geringe Amorphochalicose zeigen die thorakalen Tergiten und eine kaum bemerkbare die
Antennen. Die Sterniten, Oostegiten, Mundgliedmaßen, übrigen Glieder der Gehfüße, Pleopoden, Gelenk
und Intersegmentalhäutchen sind achalicoderm.
Der Mosaikpanzer besteht aus negativen Calcitsphäriten; nur der der pleonalen Tergiten macht
eine Ausnahme. Hier finden wir nur an den Bändern Sphäriten, an der übrigen Oberfläche dagegen
wahre Sphärolithen, Sphärokristalle, welche das für solche Gebilde charakteristische BERTRAND’sche
Kreuz zeigen. Wenn wir das Mikroskop auf die Oberfläche der Cuticula einstellen, werden neben
dem schwarzen Kreuz nur wenige farbige Binge sichtbar. Wenn aber der Tubus gehoben wird, nimmt
Kg. 20. Ceratothoa oestroides. — Schema der Sphärokristallschicht.
die Anzahl und Intensität der Interferenzringe zu und überhaupt tr itt die Schönheit der ganzen E rscheinung
besser in den Vordergrund. Man kann also schließen, daß wir hier mit tangentialen Abschnitten
von Sphärokristallen zu tun haben. Die Schnittebene ist die Cuticula und die Höhlung
ist dem Objektiv zugewendet. Die Erscheinung wird am schönsten, wenn man auf den ideellen
Mittelpunkt der radialen Fasern (Fig. 20) einstellt.
Obwohl diese Sphärokristalle eine geschlossene Lage bilden, glaube ich doch nicht, daß sie primäre
Gebilde sind. Hur bei gewissen Ostracoden fand ich während meiner Untersuchungen einen
Mosaikpanzer, welcher aus Sphärolithen bestand; deshalb halte ich diese Gebilde für sekundäre Umkristallisationen.
Dafür spricht meine Beobachtung, daß auch die zweifellos sekundären Gebilde
des Telsons ein BERTRAND’sches Kreuz zeigen können, wenn auch sehr unvollkommen. Das untersuchte
Tier lag schon seit 1863 in Alkohol. Den Prozessen der Umkristallisation stand also geraume
Zeit zur Verfügung.
Ich habe noch die 3,7—4 mm langen Jungtiere untersucht, welche dem Marsupium der Mutter
entnommen waren. Sie entsprachen ungefähr dem Stadium, welches Bullar1) abgebildet, oder dem
Stadium „Pullus stadii secundi“ von M e i n e r t & S c h i ö d t e 2). Im Gegensatz zu den erwachsenen
ist für diese Jungtiere vorherrschende Morphochalicose charakteristisch.
Kopf, Kückenseite des Mittel- und Hinterleibes (Telson und den Mittelteil
des sechsten pleonalen Tergiten ausgenommen), Antennen und Füße sind
mit einem sehr schönen Mosaikpanzer versehen (Fig. 21), welcher aus lauter
negativen Sphäriten besteht!'
Merkwürdigerweise herrscht eine fast lUllkommene bilaterale Symmetrie
in der Zahl und Anordnung der Mosaikplatten 3), so daß die zahlenmäßige
Verteilung der Mosaikplatten der Körpersegmente sich ermitteln
ließ, ein Fall, welcher sich während meiner Studien niemals wiederholte.
Auf der Rückenseite des Tieres zählte ich 143 Sphäriten, welche sich auf die
Segmente folgendermaßen verteilten:
Kopfregion: 4
Thoracomer I: 21 Pleomer I 12
II: 14 „ II 11
III: 10 „ III 11
IV: 10 „ iv 10
V: 11 » v 11
VI: 8 „ VI 2
„ VII: 8 Telson: 0
Fig. 21. Ceratothoa oestroides.
Mosaikpanzer eines 3,7 mm
langen Jungtieres, welches dem
Marsupium des Weibchens entnommen
wurde. Sphäriten-
kreuze schematisch.
Es ist auffallend, daß aucb die vier Sphäriten des Kopfes schön symmetrisch
gelagert sind und daß die fünf ersten thorakalen Tergiten je
einen großen medialen Sphäriten tragen. Vollständige oder halbwegs vollständige
Kreuze kommen nur an den fünf medialen Sphäriten, den beiden
submedianen Sphäriten des ersten thorakalen Tergites, sowie an den seitlichen
Sphäriten vor. Die Sphäriten des Kopfes und die seitlichen Sphäriten
des ersten Mittelleibstergites zeigen den wagerechten Arm des schwarzen
Kreuzes, die übrigen waren an den ventral gebogenen Partien vorhanden.
Sämtliche übrigen Sphäriten sind so entwickelt, daß ihr Mittelpunkt an
dem Hinterrand des Segmentes gelagert ist und infolgedessen nur der obere senkrechte Kreuzarm
sichtbar wird.
Die vorherrschende Morphochalicose der Jungtiere ist gegenüber dem Zustand der erwachsenen
eine auffallende, aber leichtverständliche Erscheinung. Die Mitglieder der Unterfamilie Cymothoinae
*) B u l l a e : On the Development of the Parasitic Isopoda. (Philos. Trans. R . Soc. London. 169. 1888. Pt. ü . p. 505—621.
t. 47, fig. 21.)
a) S c h i ö d t e & M e in e r t : Symbolae ad monographiam Cymothoarum . . . I I I—IV. (Naturhist. Tidsskr. Ser. 3. XTTT. 1883.
p. 281—378, spez. p. 363. t. 15, fig. 9.)
®) Etwa ähnlich dem Hexapleomera Schmidti, siehe oben.