Nach P r e n a n t ist die Auffassung von L in c k nicht richtig, er kommt zu stark abweichenden
Schlüssen (1. p. 389—390).
Im Falle der Morphochalicose erscheint das Calciumcarbonat entweder in (E in z e l- )K r is ta lle n
oder aber in K r is t a l l a g g r e g a t e n .
Die Einzelkristalle können k ö rn ig oder t a f e l ig ausgebildet sein.
Die Kristallaggregate werden von R o s e n b u s c h -W ü l f i n g -M ü g g e ( I , 1. p . 7 9 7 ) folgendermaßen
charakterisiert: „Das Charakteristische der Aggregate liegt in der Anhäufung von Individuen ohne
Rücksicht auf kristallographische Gesetzmäßigkeiten.“ Sie unterscheiden 1. S p h ä r o lith e , aus
amorphem Material bestehend, und 2. S p h ä r o k r i s t a l le , welche aus kristallinischem Material aufgebaut
sind.
Aus der mineralogisch-petrographischen Literatur sehe ich, daß die Kristallaggregate von den
verschiedenen Autoren ( R o s e n b u s c h , Z ir k e l , L in c k , B ü c h e r , G a u b e r t , K r e c h , K um m , P ir s s o n ,
P o p o f f , B e c k e n k a m p , 3, etc.) abweichend aufgefaßt und charakterisiert werden. Die Begriffe und
die Fachausdrücke sind weder einheitlich, noch einsinnig, dagegen oft stark abweichend, entgegengesetzt
und inkonsequent. Es ist also kein Wunder, daß unklare Definitionen oder unrichtig angewandte
Fachausdrücke auch in der zoologischen Literatur Vorkommen. So gibt z. B. B ü t s c h l i
(6. p. 2 6 ) dem Sphärokristall bewußt eine von der mineralogischen vollkommen abweichende Definition.
Es ist also unerläßlich, diese Begriffe eindeutig klarzulegen und die Termini konsequent
zu benützen.
Ich schließe mich in dieser Beziehung W. J . S c h m id t an, der S p h ä r i te n und S p h ä r o k r is ta lle
unterscheidet (S c h m id t , 2. p. 5 3— 5 4 ; 3. p. 47— 5 0 ).
Die S p h ä r i te n oder S p h ä r ite n s c h e ib e n sind Kristallaggregate, welche aus in einer Ebene
radiär oder konzentrisch um einen P unkt angeordneten faser- oder nadelartigen Kristallkomponenten
bestehen. Die Form der Sphäriten ist also eine Scheibe.
Die S p h ä r o k r i s t a l l e sind Kristallaggregate, welche ebenfalls aus um einen Punkt radiär oder
konzentrisch angeordneten Kristallkomponenten bestehen, aber die Komponenten sind nicht in e in e r
Ebene, sondern dreidimensional in a lle n Richtungen des Raumes gelagert. Die Form ist also keine
Scheibe, sondern ein mehr oder minder kugeliger oder halbkugeliger Körper.
Sowohl die Sphäriten wie die Sphärokristalle können eine a x io lith is c h e Modifikation haben, d.h.
die Komponenten sind nicht um einen Punkt, sondern um eine Linie oder um eine Fläche angeordnet.
Die anisotropen Sphäriten und Sphärokristalle zeigen in polarisiertem Lichte die Erscheinungen
der A g g r e g a tp o l a r is a t io n , welche bei S c h m i d t (2 . p. 5 3— 5 6 ; 3 . p. 4 7— 5 0 ) schön erörtert und
zusammengefaßt sind. Orthoskopisch untersucht zeigen die Sphäriten ein schwarzes Kreuz (sog.
Sphäritenkreuz), die Sphärokristalle dagegen neben dem schwarzen Kreuze noch konzentrische
farbige Ringe, Interferenzringe (sog. BERTRAND’s c h e s Kreuz).
Der kristallinische Kalk, gleichviel, ob er in Einzelkristallen oder in Aggregaten erscheint,
bildet in der Cuticula der Krebstiere einen mehr oder weniger geschlossenen M o s a ik p a n z e r1). Der
Mosaikpanzer ist m o n om in e ra lis c h (W e i n s c h e n k , p. 2 4 5 ) , d. h. besteht nur aus einer Modifikation
des Calciumcarbonates, und h o lo k r is t a l l in i s c h (R o s e n b u s c h -O s a n n , p. 6 5 ), weil er aus lauter
Kristallindividuen oder Aggregat-Individuen zusammengesetzt ist und kein amorpher Kalk zwischen
den Mosaikelementen übrigbleibt. Nach der Größenordnung der Bauelemente kann der Mosaikpanzer
m ik r o k r i s t a l l in i s c h ( R o s e n b u s c h -O s a n n , p. 6 6 ) oder k r y p to k r i s ta ll in i s c h sein,
'*) In den nachfolgenden wird oft der Kürze halber nur „Panzer“ gesagt.
d. h. die Mosaikelemente sind mikroskopisch erkennbar oder aber nicht, und ihre kristallinische
Natur offenbart sich erst durch die Wirkung auf das polarisierte Licht.
Die Bausteine des Mosaikpanzers können nach dem Erhaltungsgrade ihrer ursprünglichen Form
sein: 1. i d i o m o r p h , d. i. sie erhalten vollkommen ihre eigentliche Form und Gestalt, z. B. ein
Sphärit seine rundliche Scheibenform; 2. hypidiomorph, wenn die Bausteine unter der wachstumshemmenden
und -deformierenden Wirkung der Nachbarelemente ihre ursprüngliche Form zum Teil
eingebüßt haben; 3. x e n om o rp h o d e r a l lo tr iom o r p h , wenn sie ihre ursprüngliche Form vollkommen
verloren haben, so daß ihre Form gänzlich durch die Nachbarelemente bestimmt wird
( R o s e n b u s c h -O s a n n , p. 67).
Wenn wir die S t r u k t u r des Mosaikpanzers im Sinne der Petrographen charakterisieren wollen,
so stoßen wir auf Schwierigkeiten, weil nichts Sicheres über die Bildungsweise des Mosaikpanzers,
Bildung und Ausbildung* der Kristalle und Sphärite in der Cuticula bekannt ist. Die Fachausdrücke
für die Bezeichnung der Strukturformen hängen aber von der Genese des Mosaikpanzers ab.
Ich beschränke mich also hier auf die Bemerkung, daß die Struktur des Mosaikpanzers, sei er
aus Einzelkristallen oder aus Sphäriten zusammengesetzt, am besten m it der p a n a llo tr iom o r p h e n
Struktur der Petrographen (R o s e n b u s c h -O s a n n , p. 74) übereinstimmt. Unter dieser Struktur versteht
man, daß die sämtlichen Mosaikelemente allotriomorph, unregelmäßig geformt sind, weil ein
jedes sich so weit entwickelt, als ihm Raum durch die umgebenden Nachbarn zugelassen wird. Von
dem Gesichtspunkte der Genese her weist diese Struktur darauf hin, daß die Bausteine des Mosaikpanzers
annähernd gleichzeitig sich ausbildeten und daß die Kristallisation rasch ablief.
In gewissen Fällen findet man große Ähnlichkeit mit der sog. „Pflasterstruktur“ (R o s e n b u s c h -
O s a n n , p. 608, W e in s c h e n k , p. 249) und sogar, wie wir sehen werden, mit der „Itakolumit-Struktur“ .
Untersuchungsergebnisse.
Nachstehend folgt die Aufzählung der Befunde und die Besprechung der erzielten Ergebnisse
nach der Reihenfolge der Ordnungen, so wie ich das Untersuchungsmaterial (s. p. 15—18) vorher
aufgeführt habe.
Phyllopoda.
1. A n o s tra c a .
Die Cuticula der untersuchten 8 Arten erwies sich als vollkommen und vollständig achalicoderm,
d. h. Calciumcarbonat war in ihr weder optisch noch chemisch nachweisbar.
2. N o to s tra c a .
Die untersuchten 5 Arten sind gänzlich achalicoderm.
3. C o n c h o s tra c a .
Die untersuchten Arten können in drei Gruppen eingeteilt werden:
a) Calciumcarbonat weder in dem Körper noch in der Schale nachweisbar. Vollkommene Achali-
codermie. Hierher gehören:
Leptestheria dives D a d . , Lynceus brachyurus 0 . F e l l . ,
Eulimnadia Geayi D a d . , „ biformis I s h . ,
Lynceiopsis Perrieri D a d . , „ Zichyi D a d .
Zoologica. Heft 80. 4