v . Chr. n a ch R e i n e r t h ) u n d keineswegs sp ä rlic h e r als in d e r jü n g e re n (ca. 2200— 1800
v. Chr.) v o rh a n d e n sind.
Die V o rau sse tzu n g S t u d e r s , d aß se ine g rö ß e re n H u n d e a u s jü n g e re n S iedlungen
stamm en , in d en ä lte re n S ied lu n g en n u r k le in e re E x em p la re v e r tre te n sind, sch e in t na ch
neuen A lte rsb e u rte ilu n g e n (mündliche M itte ilu n g v o n H. R e i n e r t h ) n ic h t gesichert,
v ie lm eh r scheinen die b e treffenden S iedlungen g le ic h a ltrig zu sein. D am it w ü rd en au ch
die S ch lu ß fo lg e ru n g en S t u d e r s h in fä llig werden, so p lau s ib e l sie a n sich scheinen.
Noch v ie l f rü h e r a ls z u r P fa h lb a u te n z e it des Alpengebietes tr e te n in S k a n d in av ien
zwei ve rsch ied en g ro ß e H u n d e ra ss en n eb en e in an d e r au f. B r i n k m a n n hat in der E r t e -
b ö l l e s t u f e ( C a m p i g n i e n ) D än em a rk s neben dem nordisch en T o rfh u n d (Canis fam .
p a lu str is ladogensis A n .) eine m itte lg ro ß e k rä ftig e Ra sse nachgewiesen, die e r zum Ino-
stranzeiv i-'Syp s te llt u n d v o n d e r e r den re z en ten E le h h u n d ab le ite t. U n d e r s t jü n g s t k onnte
O. G e h l in g le ic h a ltrig e n Schich ten Schleswig-Holsteins a u ß e r dem nordisch en T o rfh u n d
(hei E l l e r b e c k ) einen m itte lg ro ß e n H u n d au s d e r Umgebung v o n H u s u m n a ch weisen,
d e r d ie K ennze ichen d e r Interm ed iu s-H a sse tr ä g t. D e r Mangel a n v o llstän d ig en S chädeln
bei dem d än is ch en M a te ria l lä ß t G e h l die V e rm u tu n g aussp re ch en , d aß es sich bei diesem
v ie lle ich t au ch um d ie In te rm ed iu s -, n ic h t um die Inostranzewi-Hasse h a n d e ln möge. Ob
dies z u trifft, m ü ssen v o llstän d ig e re S ch äd e lfu n d e zeigen. Im ganz en scheinen m ir die Gliedm
aßen k n o ch en d e r d än isch en H u n d e b re ite r zu sein a ls die d e r In te rm ed iu s -T yp e n .
E in e s sch e in t jed en fa lls ziemlich sicher, daß H u n d e v o n In te rm e d iu s -G rö ß e v ie l
f rü h e r a u f tre te n , a ls m e ist u n d insbe sondere au ch v o n S t u d e r angenommen wurde.
H in sic h tlic h d e r W ild fo rm en , a u f welche d e r ty p isch e T o rfh u n d einerse its, die m itte lg
ro ß en neo lith isch en H u n d e a n d re rs e its zu rü ck zu fü h ren sind, sei v o rläu fig a u f die k ritis ch en
E rw ä g u n g e n von B r i n k m a n n u n d K 1 a1 1 hingewiesen.
2, T o r f s c h a f (Ovis arie s p a lu str is R ü t i m e y e r ) .
Vom S c h a f w u rd en in d e r j ü n g e r e n S ied lu n g 119 Teile gefu n d en , welche, u n te r
Z u g ru n d e leg u n g d e r U n te rk ie fe r, a u f etw a 20 T ie re schließen lassen, u n d zwa r 8 e rw a ch sene
m it beendetem Zahnweehsel, 11 T ie re , bei denen n u r M 1 bzw. M 1 + M 2 v o rh an d en
is t (4— 10 Mona te a lt), u n d ein L amm von 1— 2 Wochen.
D e r Z ah l d e r In d iv id u e n n a ch w ü rd e das Schaf, dem Schwein u n d R in d folgend, a n
3. S te lle u n te r den H a u s tie re n stehen. D ie folgende T abelle g ib t eine Ü b e rsich t d e r in den
einzelnen S ied lu n g en g e fu n d en en Knochenelemente.
Schicht: 1,1 1,2 I Schicht: 1,1 1,2 I
Unterkiefer Stück: SB 5 9 74 11 13
Hornzapfen 2 — • Elle 1 _.
sonstige Schädelreste 1 m m t ' - ’ Metacarpus (Mittelhand) 15 2
Wirbel 1 2 Becken 5 _
Schulterblatt 14 1 — Oberschenkel 1 l
Oberarm 6 2 2 Schienbein 14 l l l l l l L_. '
Speiche 17 3 E S Metatarsus (Mittelfuß) 9 l 1
74 11 13 119 + 13 - f 16 = Sa. 148
Alle Messungen am Schädel u n d a n den G liedmaßen spre ch en f ü r eine k l e i n e Rasse.
E s h a n d e lt sich o ffenba r um d a s im N eo lith ik um in E u ro p a w e it v e rb re ite te T o r f s c h a f
(Ov is a rie s p a lu s tr is R ü t i m e y e r ) . Nach diesem A u to r is t die „ Z i e g e n h ö r n i g k e i t “ b eider
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Geschlechter als? e in H au p tk en n z e ic h en d e r Ra sse anzusehen. Die H o rn z ap fen sind me ist
k u rz u n d flach, im Q u e rsch n itt lin sen fö rm ig u n d schwach n a ch h in te n g ek rüm m t.
M ir schien das H au p tk en n z e ic h en f re ilic h von je h e r als R a sse nm e rkm a l fra gw ü rd ig ,
d a es b e i k e in e r wilden A r t bzw. Ra sse durchgehende vork ommt, h ie r v ie lm eh r a u f
jü n g e re oder weibliche T ie re b e s c h rä n k t ist, w äh ren d d ie Böcke ste ts k rä ftig e , s ta rk gewundene,
im Q u e rsch n itt v o rn b re ite re H ö rn e r besitzen. A u ch die re z en ten p r im itiv e n
Ra ssen, welche im m e r wieder m it dem T o rfsch a f v e rg lich en werden, scheinen sich so zu
v e rh a lte n , insbesondere au ch das B ü n d n e r-O b e rlän d e rseh a f, dessen ä lte re Böcke g ewaltig
e H ö rn e r aufweisen können, w äh ren d die jü n g e re n u n d weiblichen T ie re „Z ieg en h ö rn e r“
besitzen. Man v ergleiche h ie rzu die au fsch lu ß re ich e A b h an d lu n g v o n G. E u g s t e r (1921),
eines Sch ü le rs v o n U. D u e r s t : „B e iträg e zu e in e r Monographie des B ü n d n e r O b e rlän d e rschafe
s“ .
E in e genau e P rü fu n g d e r L ite r a tu r ü b e r p räh isto risch e T ie rre s te zeigt, d aß ab e r auch
in neo lith isch en S iedlungen neben den z iegenförmigen H o rn z ap fen v e re in z e lt g rö ß e re von
d reieckigem Q u e rsch n itt gefu n d en werden, welche m. E . v o n W i d d e r n der g l e i c h e n
R a s s e h e r rü h r e n können. D e ren r e la tiv e S e lten h e it m ag d am it Zusammenhängen, daß
m an schon d am a ls au s Zw e ckm äß ig k e itsg rü n d en n u r wenige Böcke f ü r die Z u ch t hie lt,
w äh ren d die Meh rz ah l d e r m än n lich en T ie re ju n g ge sch la ch te t — bzw. g eo p fe rt S n srie l-
ie ie h t au ch schon k a s tr ie r t (s. S. 104) wurde. So g ib t R ü t i m e y e r (Nr. 33, S. 128) se lbst
an, daß in den ä lte re n Schweizer P fa h lb a u te n , z. B. in W a u w i l , a ls g ro ß e S e lten h e it
neben z iegenförmigen H o rn z ap fen solche m it d reieckigem Q u e rsch n itt vork amen .
F e rn e r w u rd en v o n O. S c h o e t e n s a c k in den re in neo lith isch en S ied lu n g en von
N e u A h e im u n d U n t e r - G r o m b ä c h (Mittelrhe in) neben ziegenförmigen H o rnzapfen
des T orfscha fes g rö ß e re von d reieckigem Q u e rsch n itt g efunden, d ie e r zum „K u p fe rs c h a f“
s te llt oder, fa lls sie in d e r Größe h in te r diesem Zurückbleiben, a u f K reu zu n g en zwischen
diesem u n d dem T o rfsch a f z u rü c k fü h rt. D e r Gedanke, d aß Geschleehtsuntersehiede im
Spie l sein kön n ten , w ird g a rn ic h t erwogen.
Auch E. N a u m a n n , d e r B e a rb e ite r d e r T ie rre s te d e r P fa h lb a u te n (Moorsiedlungen)
des S t a r n b e r g e r S e e s (1875), s te h t offenbar ganz im B an n e d e r V o rste llu n g R ü t i m
e y e r s, d aß das T o rfsch a f d e r P fa h lb a u te n durch g eh en d s z iegenhörnig gewesen sein
müsse. E r v e rm iß t solche H o rn z ap fen v o llstän d ig , die g e fu n d en en stim m en v ie lm eh r m it
denen d e r je tz t H - d. h. v o r etw a fü n fz ig J a h r e n — in S ü d b a y e rn h e rrsch en d en Rasse
ü b e re in . D e r von W o l d r i e h u n te rsu c h te P fa h lb a u v o n R ip a 8 |f (B o s n ie n ) we ist n u r
typ isch e , im Q u e rsch n itt d reieckige H o rn z ap fen vom S chaf auf.
I n u n s rem r e in n eo lith isch en P fa h lb a u v o n S i p p l i n g e n w u rd en n u r zwei H o rn z
apfen g efunden, beide in d e r j ü n g e r e n S iedlung. D e r k le in e re is t flach wie die meisten
Z apfen des T orfseh a fe s u n d r ü h r t wohl v o n einem weiblichen T ie r h e r, w ä h re n d d e r an d e re
zu einem W id d e r g e h ö rt (s. Taf. X , Abb. 42 ft u Ä 2 b ) . Ü b e r F o rm u n d Größe d e r Zapfen
w ä re noch folgendes zu sagen.
A n d e r Ba sis des m än n lich en Zapfens sin d a u f d e r Medianseite Re ste des S tirn b e in e s
u n d d e r v o rsp rin g en d e T e il des Scheitelbeines m it d e r S tirn s e h e ite lb e in n a h t e rh a lte n , au s
d e ren V e rla u f die Z u g eh ö rig k e it z u r G a ttu n g Ovis h e rv o rg e h t. A u f d e r A u ß en se ite is t ein
S tü ck d e r O rb ita v o rh an d en . L e id e r is t d e r s ta rk g ek rüm m te Z apfen in e in e r E n tfe rn u n g
von etwa 12 cm von d e r Ba sis abgebrochen. A u f d e r Medianseite is t dieser ziemlich flach,
w äh ren d die L a te ra ls e ite se h r k r ä f tig gewölbt is t (s. Taf. X , Abb. 42).