I n Ü b e re in stim m u n g m it d en B eobachtungen a n dem schweizer P fa h lb a um a te ria l is t
d a s F e h le n d e r Frontosus-Ra sse au ch im Bodenseegebiet z u r P fa h lb a u z e it festzustellen.
E r s t in d e r Bronze- u n d frü h g e s ch ich tlich en Z e it sch e in t d a s m itte leu ro p ä is ch e H a u s r
in d vollends zu je n e r k le in h o rn ig e n K üm m e rfo rm h e rab g e su n k en zu sein, m it d e r man
o ft d en B eg riff des T o rfrin d e s v e rb in d e t. Je d e n fa lls erweisen sieh die in den Museen
zah lre ich a u fb ew a h rte n winzigen H o rn z ap fen , k le in en S chädel u n d Gliedmaßenknoehen
(erw a ch sen e r Tie re) h äu fig a ls nachbronzezeitlich, o ft a ls au s d e r B ömerzeit od e r dem
M itte la lte r stammen d . U n s re n en tsp re ch e n d en Beobachtungen - - k o n tin u ie rlic h e Größenab
n ahm e des H a u s rin d e s u n d des Haussehwe ine s v o n d e r Ju n g s te in z e it bis zum M itte la
lte r w u rd en v o n W i n g e a n d änischem M a te ria l g em a ch t (vgl. D e g e r b ö l 1928,
Schr.-Verz. N r. 51).
Von u n srem neo lith iseh en P fa h lb a u rin d b esaß etw a n u r die H ä lfte d e r T ie re d a s vollen
tw ick e lte Gebiß m it dem le tz ten Ba cken z ah n im Gebrauch, d e r B e st h a tte g rö ß ten te ils
n u r d en e rsten od e r e rsten u n d zweiten Ba ck en z ah n (M l u n d M2) im Gebrauch. N u r
wenige K ie fe r z eigten d a s re in e Milchgebiß. Ü b e r die Milchmolaren w erden z ahlreiche
M a ß an g ab en m itg e te ilt (s. z. B. S. 39).
W e ita u s das häu fig ste H a u s tie r, zugleich d e r w ich tig ste Fleisch- u n d F e ttsp e n d e r, w a r
das S c h w e i n ( S m sorofa d omesticus L. bzw. S u s sc rofa p a lu str is Bü t i m . ) . B e i S ip p lin
g en w u rd e se ine H a ltu n g zweifellos d u rch das v o n K. B e r t s c h a u f G ru n d p ollena
n a ly tis c h e r U n te rsu c h u n g erschlossene V o rh e rrs ch en des E ic henwaldes b eg ü n s tig t. Am
z ah lre ich sten v o n a llen S k e le tte lem en ten sin d au ch h ie r U n t e r k i e f e r ä s t e , die uns
gle ich z e itig ü b e r A lte r, Geschlecht, Ba sse u n te rric h te n . Be i d e r Meh rz ah l v o n ih n e n is t
d e r M a rk ra um d u rch e in länglich e s, wohl v e rm itte ls t S te in b e il geschlagenes Loch geöffnet
(s. Abb. 56—58). N u r etwa ein V ie rte l d e r T ie re besaß den letzten Ba cken z ah n in Gebrauch,
w a r also e rwachsen; die M e h rz ah l d e r gesch la ch te ten T ie re w a r n ic h t e rwachsen u n d h a tte
n u r den e rs te n bzw. e rsten u n d zweiten Ba ck en z ah n (M 1 u n d M 2) in Gebrauch.
D e r v e rh ä ltn ism ä ß ig hohe T rän en b e in in d ex (vgl. S. 46), das vollkommen flache
S tirn fe ld u n d a n d e re Me rkma le weisen u n s re T ie re in die S u s sc ro /a -G ru p p e ein u n d
schließ en g enetische Be ziehungen z u r o rien ta lis ch en viUatus-Gruppe au s. Als Stam m fo rm
k om m t n u r u n s e r m i t t e l e u r o p ä i s c h e s Wildschwein in F ra g e (S u s sc rofa fe r u s L.),
dem u n s e r H a u s tie r noch v e rh ä ltn ism ä ß ig n ah e ste h t. V e rm u tlic h la g die H au s tie rw e r-
d u n g noch n ic h t se h r we it zu rü ck . Au ch is t a u s d e r Umgebung wohl im m e r wieder Zuschuß
vom Wildschwein erfolgt.
I n d e r L än g e d e r B a ck en z ah n re ih en lie g t u n s e r M a te ria l in n e rh a lb d e r von B ü t i -
m e y e r f ü r d a s schweizer T orfschwe in angegebenen V a ria tio n sb re ite , u n d zw a r m eh r im
Be re ich d e r h ö h e ren W e rte . E s d ü r fte im D u rc h s c h n itt d a s schweizer M a te ria l etwa s ü b e rtre
ffen . V ie l s tä rk e r t r i t t d e r U n te rsch ied gegen ü b e r dem k le in e ren T orfsehwe in d e r Bronzez
e it h e rv o r, z. B. dem vom Z ü ric h e r A lp en q u a i (We t t s t e i n) u n d dem von d e r W a s se rb
u rg B u c h au am F ed e rse e (Vo g e l , 2. Teil dieser Gesamtab h an d lu n g ). E n tsp re ch en d e Beo
b a ch tu n g en liegen v o n W i n g e fü r d a s d än isch e H au sschwe in v o r fü r den Z e itra um
Ju n g s te in z e it—M itte la lte r. E in g e h en d e E rö r te ru n g dieser E rs c h e in u n g e rfo lg t im S ch lu ß te
il d e r Gesamtab h an d lu n g .
Die F ra g e na ch d e r H e rk u n ft des schweizer Torfschwe ines is t b ek an n tlich um s tritte n .
Von den schweizer F o rs c h e rn w u rd e ( B ü t i m e y e r , S t u d e r , C. K e l l e r u. A.) u n d w ird
noch A b k u n ft od e r w enigstens E inm is ch u n g v o n S e iten des o sta sia tisch e n B i n d e n s
c h w e i n e s (S u s v itta tu s ) ang en om m en . Dagegen wollen die m e isten d eutschen u n d schwed
ischen (P i r a) F o rs ch e r a ls Stam m q u e lle n u r die eu ro p ä isch e sc ro /a -G ru p p e m it ih re n v e r schiedenen
A u sp räg u n g en g e lten lassen. Ich schließe mich d e r le tz te ren A u ffa s su n g an . O hne
Be einflussung des schweizerischen T orfschweines von se iten k le in e re r sü d e u ro p ä isch e r
U n te r a r te n des sc ro /a -F o rm en k re ise s in Abrede ste llen zu wollen, scheinen m ir doch die
vo n B ü t i m e y e r se lbst (1864, S. 158) m itg e te ilten T rän en b e in in d ic e s (4 erwachsene
T ie re m it In d ex : 119—133g|l-150— 152) en tschieden a u f das in d e r Umgebung d e r P f a h lbausied
lu n g en m a s sen h a ft vorkommende u n d ste ts e in k reu zu n g sb e re ite m itte leu ro p ä is ch e
Wildschwein als wesentlich b e te ilig te S tam m fo rm hinzuweisen.
Das H a u s p f e r d (Equus caballus L.) e rsch e in t wohl e r s t zu r Metallzeit.
E in ig e d u rch g e rin g e Größe au ffa llen d e , w ah rsch e in lich bronzezeitliche S k e le ttre ste
au s dem P fa h lb a u B odman d ü rfte n a u f d a s H a u sp fe rd zu beziehen sein.
Vom M e n s c h e n (H omo sapiens L.) w u rd en n u r wenige Üb erbleibsel g efunden. E in
M itte ls tü ck S die Gelenkköpfe sin d abgeschlagen S v o n einem se h r k r ä ftig e n F em u r aus
dem P fa h lb a u U n te ru h ld in g e n befindet sieh in d e r S am m lu n g des d o rtig e n B ü rg e rm e iste rs
S u l g e r . Die n euen A u sg rab u n g en in S ip p lin g en d u rch B e i n e r t h h ab en ein ig e wenige
menschliche Knoch en re ste g e fö rd e rt, welche von D r. W e i n e r t vom A nthropologischen
I n s titu t Be rlin -Dah lem g en au e r u n te rsu c h t w u rd en (Näheres s. bei B e i n e r t h N r. 31).
In d e r vorlieg en d en A rb e it w u rd e das re ich h a ltig e , g rö ß te n te ils z e rtrüm m e rte K n o c
h enm a te ria l d e r Bodenseep fah lb au ten n a ch A r te n un d , wo möglich, n a ch Basse, Geschlecht
un d A lte r bestimmt. D a s M a te ria l w u rd e au ß e rd em gemessen, soweit es v o n erwachsenen
T ie ren s tam m t u n d d e r E rh a ltu n g s z u s ta n d dies e rlau b te . Die E rg eb n is se w u rd en we itgehend
m it denen des S c h rifttum s v e rglichen. Solche V o ra rb e it lie fe rt eine G ru n d lag e zu r
Gewinnung eines Bildes v o n d e r T ie rw e lt v e rg a n g e n e r Zeiten, in sbe sondre a u c h v o n d e r
E n ts te h u n g u n d W a n d lu n g Unsrer H au s tie re . Inw iew e it u n s re U n te rsu ch u n g e n z u r F ö r d
e ru n g dieses Zieles b e itra g e n ko n n ten , soll e in gehender am S chluß d e r G e sam tab h an d lu
n g d a rg e leg t werden. D o rt w ird auch eine Z usamm en fa ssu n g d e r Meßergebnisse gegeben
werden.