D a s K n o ch enm a te ria l d e r ü b rig e n Boden se ep fah lb au ten is t z. T. n ic h t sy stematisch
u n d n ic h t v o llstän d ig gesammelt, sodaß e in e r G egenübe rstellung des jeweiligen Anteiles
d e r H a u s tie re u n d J a g d tie re n u r wenig W e r t beigemessen w e rd en kan n .
Ü b e r die einzelnen T ie ra rte n , ü b e r d e ren F u n d o rte u n d F u n d scb ic b t die allgemeine
T ie rtab e lle S. 97 u n d die S ip p lin g e r T abelle S. 4 u. 5 A u sk u n ft .gibt, mache ich u n te r V o ran
s te llu n g d e r J a g d t i e r e folgende, a lle Bodenseep fab lb au ten umfassende, Beme rkungen.
D e r B ä r (Ursus arctos L.) w a r gewiß wegen seines Felle s u n d Fleische s die beliebteste
B e u te v o n a llen R a u b tie re n . K e in an d e re s findet sich so reg e lm äß ig in u n sre n P fa h lb a u te n
v o r (s. T ie rlis te S. 97). Die h äu fig sten u n d o ft einzigen Zeugen seines Vorkommens b ilden
d ie m e ist a ls S chm u ck an b än g e v erwendeten, zu diesem Zwecke a n d e r W u rz e l d u rc h b
o h rten E ckzähne. Man d a r f au s dem V o rh e rrs ch en d e r Z äh n e u n d au s dem F eh len d e r
W irb e l u n d f a s t a lle r Gliedmaßenknochen wohl schließen, d aß d e r R um p f me ist gleich
a u f dem J a g d z u g e z e rleg t u n d v e rz e h r t wurde.
S ch äd e lre ste vom D a c h s (Meies meles L.) fa n d e n sich in den P fa h lb a u te n von S ip p lingen,
N u ß d o rf, W an g en , hei K o n stan z (in S te ck h o rn d u rch R ü t i m e y e r festgestellt).
I n d e r Größe e rgehen sich k e in e U n te rsch ied e gegen ü b e r re z en ten E x em p la re n u n sre s
Gebietes.
D e r F i s c h o t t e r (.L u tra lu tra L.) lie g t a u s b e iden Schich ten des P fa h lb a u e s S ip p lin
g en u n d au s N u ß d o rf v o r (von le tz te re r Ste lle e in Gesichtsschädel eines m än n lich en
Tieres).
Vom I l t i s (P u to r iu s p u to riu s L.) is t n u r e in U n te rk ie fe r au s dem P fa h lb a u N u ß d
o rf v o rh an d en .
Au ch die W i l d k a t z e (Felis catus L.) is t in N u ß d o rf (d u rch ein en U n te rk ie fe r) n a ch we
isb a r, a u ß e rd em im P fa h lb a u S ip p lin g en d u rch einen von einem se h r s ta ttlic h e n T ie r
h e r r ü h r en den R a d iu s .
D e r L u c h s (Felis ly n x L.) w u rd e im P fa h lb a u N u ß d o rf e rm itte lt. E in Gesichts- u n d
H irn sc h ä d e l stamm en wo h l v o n e in u n d demselben, se h r s ta ttlic h e n T ie r.
V e rm iß t w u rd e in d en S iedlungen a u f d eu tsch e r Seite d e r W o l f (Canis lu p u s L.), dem
m a n wohl n u r a u f den L eib rü c k te , wenn e r z u r W in te rs z e it lä s tig wurde, d e r ab e r k e in
eigentliches J a g d tie r w a r. (In d e r T ie rlis te a u s dem P fa h lb a u S te ck h o rn is t d e r Wolf
v o n R ü t i m e y e r m it einem F ra g e z e ich en versehen.)
D e r F u c h s (V u lp e s vu lp e s L.) ko n n te d u rch m e h re re U n te rk ie fe r nachgew ie sen werden
(Sipplingen, Bodman, N u ß d o rf, Konstan z , W an g en ; in S te ck b o rn d u rch R ü t im e y e r ) .
E s h a n d e lt sich d u rch g eh en d s um k le in e (erwachsene) In d iv id u e n , wie sie im Bodenseegebiet,
n a ch einem re z en ten S chädel des Rosgarten-Museums zu u rte ile n , noch heu te
Vorkommen. Sie sin d jedoch w e it g rö ß e r a ls d ie in den ä lte re n P fa h lb a u te n d e r
West- u n d Mittelschweiz g e fundenen, die w ah rsch e in lich zu e in e r inzwischen v e rd rä n g te n ,
den M itte lm e e rfo rm en n äh e rsteh e n d en U n te r a r t gehörten. Ü b e r diese in te re ss a n te F ra g e
sin d noch spezielle F o rs ch u n g en anzustellen.
Von d en N a g e t i e r e n ist der B i b e r (Castor fiber L.) die häu fig ste A rt, der
um des F e lle s u n d Fleische s willen e ifrig n a ch g e ste llt wurde. Die g ew a ltig en Nagez ähne
mögen techn isch e V e rw en d u n g g e fu n d en h aben, w o rau f die F u n d um stä n d e in e in e r neo-
lith isch en Sied lu n g am Schreckensee (Oberschwaben) hinweisen, wo die Z ähne g e h ä u ft hei
e in a n d e r lagen. Die h äu fig sten Ü b erbleibsel sin d au ch h ie r U n te rk ie fe r. A ls L än g e der
u n te re n B a ck en z ah n re ih e w u rd en 34— 38 mm fe stgestellt.
Die S e lten h e it des F e l d h a s e n (Lepus tim id u s L.) in neolithischem K ü ch en a b fa ll
b e s tä tig t sich au ch fü r d a s Bodenseegebiet. In den S iedlungen a u f d eu tsch e r Seite v e r mochte
ich ih n b islan g ü b e rh a u p t noch n ic h t festzustellen. Dagegen e rm itte lte ich ih n
(d urch einen R adius) in dem S u l z b e r g e r sehen M a te ria l a u s d e r n eolithischen Sied lu n g
W e i h e r b. T h ay n g en (Kt. Schaffhausen) u n d in der P fa h lb a u te n sam m lu n g in S t e c k b o r n ,
wo e r b ish e r n ic h t g e n a n n t ist. Als G rü n d e fü r das g e rin g e Vorkommen w erden u. a. A b n eigung
gegen Hasenfleisch (aus K u ltg rü n d e n ), V e rtilg u n g d e r K nochen d u rc h H u n d e a n g e fü h rt.
Man d a r f a b e r gewiß au ch annehmen, d a ß d e r Ha se a ls F re u n d e in e r m eh r offenen u n d
tro ck en en L an d sch a ft, in d e r sumpf- u n d waldbedeckten Umgehung d e r P fa h lb a u te n se lten
w a r oder ü b e rh a u p t feh lte u n d n u r bei w e ite ren J a g d s tre ife n in ihm zusagenden Gebiet
g e legentlich e rb e u te t wurde. Wissen w ir doch auch , d aß d e r F e ld h a s e h e u te in A ck e rgebieten
v ie l h äu fig e r v o rk om mt als in frü h e re n Zeiten, wo d a s gleiche Gebiet noch m it
W a ld b edeckt w a r; so in gewissen Teilen Ostpreußens. N a tü rlic h sp ie lt au ch d ie V e rtilg u n g
de r n a tü rlic h e n F e in d e des H a sen bei dessen Z unahme eine Rolle mit.
Das E i c h h ö r n c h e n (S c iu ru s v u lg a r is L ) is t n u r im P fa h lb a u N u ß d o rf d u rch einige
u n te re Schneidezähne nachzuweisen.
W en n im P fa h lb a u S teckborn am U n te rse e Re ste vom M u r m e l t i e r (Marmota
m a rm o ta L.) nachgewiesen w erden k o n n ten (d urch R ü t i m e y e r ) , so beweist das v o r
allem die weite A u sd eh n u n g d e r J a g d s tre ife n d e r S ied le r, wenngleich die V e rb re itu
n g d e r A r t etwas w e ite r angenommen w e rd en d a rf, als sie h eu te ist.
An hangsweise se i bem e rk t, d aß von d e r H a u s m a u s u n d u n s re n beiden R a t t e n a
r te n sich kein e S p u re n festste llen ließen. D ie E inw a n d e ru n g d e r le tz te ren sch e in t ja nach
dem g eg enw ä rtig en S tan d u n sre s Wissens in u n s rem Gebiet e rs t in h isto risch e r Zeit e r fo
lg t zu sein.
Auch d e r I g e l (Erinaceus europaeus L.) feh lte n ic h t a u f d e r S p e ise k a rte d e r P fa h lb
au e r. Die a lle in ig en Zeugen seines Vorkommens sin d wied e rum U n te rk ie fe r. Solche liegen
a u s den P fa h lb a u te n v o n Nu ß d o rf, W an g en u n d H in te rh a u se n bei K o n stan z vor.
Von den H u f t i e r e n sei zu n ä ch st d a s W i l d p f e r d (E q u u s fe ru s subspec. ?) besprochen.
Die sp ä rlic h e n Überbleibsel vom P fe rd in a llen n eolithischen S iedlungen machen
von v o rn h e re in die A n n ahm e se in e r W ild n a tu r wahrsch e in lich . D a fü r spre ch en au ch e n tschieden
die Maße, welche die des z ie rlich en , u n zw e ife lh a ft g ezähmten B ronzepferdes u b e rtreffen,
bessere Ü b e re in stim m u n g m it re z en ten W ild p fe rd en u n d p r im itiv e n Ra ssen sowie
m it dem W ild p fe rd des Magdalénien u n sre s Gebietes zeigen. Ic h nehme an , daß es sich
um Nachkommen dieses le tz te ren h an d e lt, die sich a n geeigneten, offeneren u n d tro ck n e re n
Gebieten h a lte n k o n n ten u n d die von den P fa h lb a u e rn a u f ih re n w e i t e r e n J a g d s tre ife n
e rleg t wurden. Ic h befinde mich in dieser A u ffa s su n g in Ü b e re in stim m u n g m it den schweizer
F o rs c h e rn S t u d e r und H e s c h e l e r , welche die P fe rd ek n o ch en d e r ä lte re n schweizer
P fa h lb a u te n ebenfalls a u f das W ild p fe rd beziehen.
D a s wich tig ste F u n d stü c k is t ein v o llstän d ig e r M e ta ta rsu s v o n 260 mm L än g e au s
dem oberen ste inz e itlich en P fa h lb a u von U n te ru h ld in g e n [T a rp a n 256 mm, P rz ewalski-
p fe rd 262 mm, T u rk is ta n sch e S tu te n. N e h r i n g 255 mm, P fe rd v o n d e r P e te rsin s e l
(neolithischf) 263 mm]. E in D ista len d e d e r T ib ia au s dem n eolithischen P fa h lb a u S ip p lin
g en stim m t in d e r B re ite wied e rum am besten m it a n d e re n n eo lithischen F u n d en , m it
p rim itiv e n re z en ten Ra ssen sowie m it M a g d a lén ien -P ferd en überein.