Crustaceen für mich undurchführbar war. Es ist sehr wahrscheinlich, daß Spezialisten der einzelnen
Ordnungen noch mehr Angaben kennen werden, die in ganz speziellen Aufsätzen verborgen sind
und meiner Aufmerksamkeit entgingen. Jedoöh hoffe ich, daß ich die wichtigeren Angaben gesammelt
nabe und das gegebene Bild nicbt fragmentarisch wird.
Phyllopoda ■ B ro n n (1. p. 889 -8 9 0 ) berichtet, daß kohlensaurer Kalk in der Schale von Estheria Jornsi,
aonaciformis, dahalacensis und tetracem, ferner bei Limnetis vorkommt. Bei Limnetis ist der Kalk amorph bei Estheria
Jonen und dmaaformts tritt er dagegen „in Form von niedrig prismatischen Kristallen auf, welche Lu Klumpen
veremigt sind. Die Verteüung dieser Kristalle ist je nach den Stellen der Schale eine ungleiche, indem sich größere
Massen besonders m der Gegend der Wirbel und an den Anwachszonen vorfinden.‘i
K u k e h th a l (1. c, p. 310—311).: „Die größte Härte erlangt es (d. i. das Chitin) noch bei den Notostraken und
Conchostraken, vor allem bei letzteren, wo durch geringe Kalkeinlagerungen eine gewisse Festigkeit erzielt werden
Kann. Andere Angaben smd mir nicht bekannt geworden.
C la d o c e raM L e y d ig (2. p . 15) schreibt folgendes: „Bei den meisten Daphniden allerdings habe ich auch
bis jetzt noch kemen Kalkgehalt m der Schale beobachtet, weder eine Bläschenentwicklung nach Zusatz von Säure
noch mikroskopisch erkennbare Ablagerungen, aber bei einigen Arten gewahrt man eine unzweifelhafte Verkalkung
der Haut der Schalenklappen und des Kopfschildes, so z. B. bei Daphnia dma, D. longispina. Man sieht die anorganischen
Ablagerungen am frischen Thiere . . Später (p. 142, 157) lesen wir bei ihm, daß er bei fl. pulex, magna,
longispma und sima (=Simocephalus vetulw) Kalkeinlagerungen in der Cuticula beobachtet hat. Die Kalkgebüde
von Daphnia longispma und Simocephalus vetulus wurden auch abgebildet (Taf II Fig 17 Taf III Fig 18) Er
hebt bei einigen Arten (p. 168, 1 7 6 Ä 2 , 233) ausgesprochen hervor, daß keine KalkeiblagLnmgen in der Cuticula
gefunden wurden.
KLTOzmGER (p. 169) schreibt über Daphnia longispma, daß „außerdem zeigen sich noch scharf konturierte
sonst helle blumen- oder kristallartige Figuren, welche sich aus Kalk bestehend erweisen, da sie bei Behandlung
mi Säuren verschwinden“. H a a c k (p. 348) meint, daß das von KLUwzniGE» für Daphnia longispina gehaltene
lier eigentlich eine D. magna war, und bei der letzteren Art fand er die KmmznrGEE’schen Gebilde nicht wieder
Vor kurzer Zeit veröffentlichte G ic k ih o rn eine interessante Studie über die Verkalkung der Cladocerenschäle.
Kr fand amorphe Kalkeinlagerungen bei Daphnia pulex, magna, longispma f. typica, Simocephalus vetulas, Cerio-
daphma retvyubta, pukhella, Moina rectvrostns, Alona qmdrangularis, Peraeantha truncata und Chydoms sphaerieus.
Das Maß der Verkalkung zeigte eine individuelle Variation nach den Standortsverhältnissen, ^nter gewissen Umstanden
(in destilliertem Wasser, kohlensäurereichem Wasser, in der Uferregion) löste sich der Kalk und er fiel
sekundär kristallinisch aus. Es kamen Einzelkristalle und dendritisch verzweigte KristallaggregaS; vor deren
Raumgewinn in dem Körper gewisse Regelmäßigkeit aufwies. Neben Calciumcarbonat war auch Calciumphosphat
im Panzer nachweisbar. Zu dem Inkrustieren des neuen Panzers gewinnt das Tier den Kalk einerseits durch das
Einschmelzen des Kalkes im alten Panzer, andererseits nimmt es ihn mit kalkhaltiger Nahrung auf Die Feststellungen
von G ic k lh o rk stehen mit meinen Befunden im Einklang.
Ostracoda. C la u s (1 . p. 223) berichtet, daß bei Cypridma monopia C la u s zahlreiche runde Konkretionen
m der Schalensubstanz hervortreten (Taf. XI Fig. 22); dieselben kommen auch bei Cy. steWfem Cls. vor und sind
rundliche Kalkscheiben von konzentrisch-stahligem Gefüge. Er bemerkt noch, daß solche Ablagerungen auch im
Integumente anderer Crustaceen, so auch bei Hyperndenarten sich finden. — S a rs (L p. 187) beschreibt Sphärit-
gebilde m der Schale von Asterope dliplica Pimjppi (Taf. IV Fig. 2). — M ü l l e r (I, p. 216) bemerkt folgendes- Bei
unvorsichtiger Konservierung löst sich ein Theü des Kalkes der Schale, vermutlich als doppeltkohlensaurer >)
Kalk, um sich dann wieder als einfachkohlensaurer Kalk abzuscheiden. Der Kalk bildet dann Körper von strahlig-
kristallinischem Bau, die sich bisweilen an den Gliedmaßen, besonders häufig aber zwischen beiden Schalenlamellen
fmden, wo sie scheibenförmig abgeplattet sind. Bisweilen ist die Schale zum größten Theü erfüllt von derartigen
Scheiben, welche einen Durchmesser von 0,17 mm erreichen. Die Einzelheiten des chemischen Vorgangs mögen
noch der Aufklärung bedürfen, doch bann niemand darüber im Zweifel sein, daß es sich in diesen Gebilden um Kunstprodukte
handelt. Ich würde dieselben kaum erwähnen, wenn nicht S a rs (siehe oben!) in ihnen die Anfänge einer
*) Von mir gesperrt. Verfasser.
Verkalkung der Schale sähe.“ Später hat sich M ü l l e r (2. 93—96) über die Kalkeinlagerungen der marinen Ostra-
coden ausführlicher geäußert. Seine Auseinandersetzungen seien hier im kurzen wiedergegeben:
1. Die äußere Lamelle der Schale ist stets verkalkt. Die verkalkte Schicht besteht aus Chitin und anorganischen
Salzen: kohlensaurem Kalk und kohlensaurer Magnesia1).
2. Die Ablagerung ist amorph oder feinkörnig und läßt meist keinerlei Struktur erkennen, doch wurden folgende
Ausnahmen beobachtet.
3. Bei Xestoleberis rara G. W. M ü l l e r besteht die Ablagerung an frisch en1) Tieren aus Prismen, welche annähernd
senkrecht zur Schalenoberfläche gerichtet sind und nach der polarisationsmikroskopischen Untersuchung
aus Kalkspat bestehen. Bei konservierten Tieren verschwindet die Struktur. Bei anderen Arten von Xestoleberis
erkennt man an den in Kanadabalsam eingelegten Schalen eine entsprechende Streifung. Bei verschiedenen Arten
der Gattung Loxoconcha, besonders bei impressa B a ird , zeigt die Schale ausschließlich über dem Auge eine ähnliche,
noch schärfer ausgeprägte Streifung (Kalkspatkristalle). Bei Cytherura incongruens G. W. M ü l l e r zeigt die ventrale
Schalenhälfte eine kristallinische Struktur, welche sich eng an die Gruben anschließt, derart, daß die Gruben das
Centrum der strahlenförmig angeordneten Kristalle bilden.
4. Kristallinische Kalkkonkretionen finden sich in den Schalen von Cypridiniden, seltener von Halocypriden
und Polycopiden. Sie bilden gewöhnlich rundliche, scheibenförmige Körper mit strahliger Anordnung des Kalkes,
oft zu unregelmäßigen Figuren aneinandergereiht, wobei sich die Scheiben an ihren Bändern wechselseitig abplatten.
Der Baum zwischen den Konkretionen ist frei von Kalkablagerung. Es handelt sich hier um Kunstprodukte
infolge der Konservierung, doch treten diese Gebilde auch in lebenden1) Tieren auf, welche sich unter ungünstigen
Ernährungsverhältnissen befinden, d. i. hungern.
5. Aus Versuchen folgt, „daß der Kalk bei der'Umlagerung in Konkretionen in eine andere Modifikation
übergeht1); da eine ähnliche Umlagerung nur bei den Myodocopa, nicht bei den Podocopa vorkommt (die oben
erwähnte Cytherura incongruens würde die einzige fragliche Ausnahme bilden), so folgt, daß der kohlensaure Kalk
in den beiden Hauptabteilungen der Ostracoden in zwei verschiedenen Modifikationen auftritt (Aragonit und Kalkspat?)“.
6. „Verschiedene Male habe ich eine fast vollständige Auflösung des Kalkes der Schale ohne darauffolgende
Ablagerung in Kristalliten bei Cypridiniden beobachtet; welche sich zur Häutung vorbereiteten; ich glaubte, es
handele sich hier um einen normalen Prozeß, doch haben mich weitere Beobachtungen gelehrt, daß ein solches Aufj ^
lösen und Wegführen des Kalkes bei den Cypridiniden zum mindesten nicht regelmäßig vor der Häutung erfolgt.“
7. Die Schale eines Tieres weist Verschiedenheiten in der Ablagerung des Kalkes auf, indem einzelne Stellen
durchsichtig, andere undurchsichtig sein können, „Verhältnisse, welche für den Habitus der Tiere von einiger Bedeutung
und auch systematisch wichtig sind“
K e l l y (2. p. 480—481).,'sah in der Halbschale von „Cypris“ orthoskopisch ein Sphäritenkreuz, konoskopisch
ein einachsig-negatives Achsenbild. Da der Stoff der Schale auch bei Erhitzung auf 400° keine Veränderung zeigte,
schloß sie auf Calcit.
F a s sb in d e r (1. p. 22—34) befaßt sich ziemlich eingehend mit dem Verkalkungsprozesse der Schale, läßt aber
die chemisch-mineralogische Beschaffenheit des Kalkes außer acht. Er hat jedoch Kristalle beobachtet (2. p. 533).
Schmidt (3. p. 260—264, Fig. 133:-—136) hat sich mit den Ostracodenschalen eingehend befaßt. Aus seinen
Untersuchungen ist es ersichtlich, daß drei verschiedene Gruppen nach der kristallinischen Schalenstruktur zu
unterscheiden sind und daß auch Schalen mit amorphem Kalk Vorkommen können. Die Feststellungen von Schmidt
werde ich unten besprechen, da ich selbst an Ostracoden wenige eigene Untersuchungen anstellte. Ich meine nämlich,
daß die Sachlage durch die Untersuchungen von M ü l l e r und Schmidt genügend klargestellt ist.
Ich erwähne noch, daß P r e n a n t (1. p. 374) über das Vorkommen von amorphem Kalk in der Schale der Ostracoden
berichtet!
Viel spärlicher sind die Angaben über weichschalige Ostracoden. Ich konnte überhaupt nur zwei Gattungen
finden, deren Vertreter nach der Literatur weichschalig, d.|||nicht verkalkt sind. Die eine ist die Gattung Giganto-
cypris G. W. M ü l l e r (M ü lle r, 3. p. 156,164; L ü d e rs , p. 106; Skogsbe rg, p. 116), die andere die Gattung Thaumato-
cypris G. W. M ü l l e r mit ihrer einzigen Art Th. echinata G. W. M ü lle r (M ü lle r, 4. p. 42; Skogsbe rg, p. 116)2).
*) Von mir gesperrt. Verfasser.
a) Außerdem die Arten der Gattung Sphaeromicola Pabis. (Zusatz bei der Korrektur.)