D e r P fa h lb a u N u ß d o rf lie fe rte vom P fe rd e in O b e rk ie fe rb ru ch stü ck m it noch n ic h t
gan z beendetem Zahnwechsel. F e rn e r is t ein U n te rk ie fe r te il m it v o llstän d ig e r B a ckenzahnre
ih e v o rh an d en . Die L än g e d erselben is t 168 mm (Alv.) u n d e r re ic h t d am it noch n ic h t
den u n te re n Gren zwe rt des großköpfigen re z en ten P rz ew a lsk ip fe rd e s (n. S a l e n s k y 175
bis 193 mm, M itte l a u s 5 Messungen 184 mm). Gute Ü b e re in stim m u n g b e s teh t dagegen
m it dem P fe rd v o n d e r P e te rsin s e l (B ielerSee, neolithisch), das au ch sonst die beste Ü b e re
in s tim m u n g m it u n s re n n eolithischen Bodenseepferden zeigt. Von d e r g leichen Größens
tu fe is t die v o n N e h r i n g gemessene tu rk is ta n is c h e S tu te m it 170 mm L än g e d e r
u n te re n B a ck enzahnreihe.
U n s e re n eolithischen W ild p fe rd e w a ren also k le in e re T ie re , von d e r G rößenstufe rez en te
r W ild p fe rd e u n d p r im itiv e r östlich e r Schläge. Jed o ch w a re n sie g rö ß e r u n d d e rb k
n o ch ig e r a ls d e r D u rc h sc h n itt d e r Bronze- u n d L a T ene-Pferde. W e ite re r A u fsch lu ß ü b e r
die Ra sse b le ib t von v o llstän d ig e ren S ch äd e lfu n d en ab h än g ig . D e r U n te rk ie fe r von N u ß d
o rf weist a u f ein T ie r v o n k le in e re r Schädel län g e hin , a ls dem P rz ew a lsk ip fe rd zukommt,
also v ie lle ich t a u f den T a rp a n .
Vom U r (Bos p rim ig e n iu s B o j ), dem g ew a ltig sten S ä u g e r u n sre s Gebietes, fan d en
sich Ü b erbleibsel in je d e r g rö ß e re n P fa h lb au sied lu n g , so in : Arhon, H a ltn a u , U n te ru h ld
ingen, N u ß d o rf, S ip p lin g en , Bodman, hei Kon stan z , Steckhorn, Hof b. S te in a. Rh.,
W e ih e r b. T h ay n g en . U n te r den R e sten sin d 13 m eh r od e r weniger v o llstän d ig e H o rn z
apfen wichtig, weil sie u n s A n h a ltsp u n k te fü r A lte r u n d Geschlecht lie fe rn . Am
e rh a ltu n g s fä h ig s te n sin d die Z apfen d e r ä lte re n Bullen, von denen 7 v orliegen, die
s ta ttlic h s te n au s U n te ru h ld in g en , H a ltn a u u n d Bodman. Ü b e r die Maße g ib t die Z usamm
en ste llu n g S. 59 Aufsch lu ß . U n te r u n srem M a te ria l befinden sich au ch zwei Z ap fen von
jü n g e re n Bullen, d e r eine au s H a ltn a u , d e r a n d re a u s S ip p lin g en , sowie zwei Z apfen e r wach
sen e r K ü h e , beide a u s H a ltn a u .
Na ch v. L e i t h n e r , dessen V e rd ie n s t es is t, die Geschlechtsunterschiede beim U r
e rk a n n t u n d s c h a rf h e ra u sg e ste llt zu h ab en , sin d die sog. Zwe rg u re u n d d ie Schädel d e r
R in d e r v o n P am ia tk ow o (Polen) a u f U rk ü h e zu beziehen, n ic h t a b e r a u f besondre U n te r a
r te n des Ure s. Ich möchte d a s gleiche fü r die Mehrzahl je n e r H o rn z ap fen annehmen,
welche von R ü t i m e y e r , S t u d e r , S c h o e t e n s a c k u. A. d e r sog. Trochoceros-Rasse
zugeschriehen w u rd en (s. S. 58).
A u ß e r S ch äd e lre sten w u rd en eine g rö ß e re A n z ah l m e ist z erschlagener Gliedmaßenknochen
g efunden, deren Maße m e ist zwischen die von R ü t i m e y e r angegebenen Grenzw
e rte fa llen . E s k o n n ten jedoch au ch e inige neu e M ax ima fe stg e ste llt w e rd en (s. U n te ru h ldingen).
In jen en F ä lle n , wo u n s e r M e ß ergebnis zwischen dem fü r den U r u n d g ro ß e rezente
R a ssen angegebenen lieg t, d ü rfte es sich w ah rsch e in lich um U rk ü h e h andeln.
D e r in den s c h w e i z e r P fa h lb a u te n , au ch im Bodenseegebiet bei Steck b o rn (hier
d u rch R ü t i m e y e r ) , m eh rfa ch nachgewie sene W i s e n t (Bison europaeus L ), k o n n te au f
d eu tsch e r Seite v o n u n s b ish e r n u r einmal, d u rch einen H o rn z ap fen (vgl. S. 73) au s dem
P fa h lb a u N u ß d o r f , belegt werden. Alle son st in den v e rschiedenen Bodenseemuseen von
f rü h e r h e r a ls „W is e n t“ hezeichneten K n o ch en re ste g eh ö ren na ch m e in e r P rü fu n g zum
U r (Bos p r im ig e n iu s B o j ) . Ic h fü g e h in zu , d aß ich den W is en t au ch u n te r dem re ich en
K n o c h e nm a te ria l au s den vorge sch ich tlich en Siedlu n g en im F ederseegebiet (Oberschwaben)
sowie u n te r dem d e r z ah lre ich en L an d sied lu n g en Schwabens, v o r allem in den g roßen
S iedlungen a u f dem Goldberg bei N ördlingen, b ish e r in e in d eu tig en S k e le ttstü ck en n ic h t
v org e fu n d en habe. Ob dies a u f d ie S chw ie rig k e it d e r J a g d od e r F eh len d e r A r t infolge
u n g eeigneten Geländes z u rü ck zu fü h ren ist, lä ß t sich noch n ic h t e rkennen.
D a s W i l d s c h w e i n (S u s sc rofa fe r u s L.), n ä c h s t dem H irsch das häu fig ste u n d wichtig
ste J a g d tie r, e rla n g te d an k des u n g e schm ä le rten L ehensraumes u n d d e r g ü n stig en E r n
äh ru n g sb ed in g u n g en eine a u ß e ro rd en tlich e Größe. U n s re Messungen a n Schädel- u n d
Gliedmaßenresten e rre ic h en u n d ü b e rtre ffen häufig d ie v o n R ü t i m e y e r , P i r a , W e t t s
t e i n u. A. angegebenen Maxima , wo rü b e r Genaue res in den K a p ite ln „S ip p lin g en “
(S. 7-—11) u n d „B odman“ (S. 81) zu finden ist.
Von H i r s c h a r t e n k o n n te die g rö ß te , d e r E l c h (Alces alces L.) im P fa h lb a u S ip p lingen,
Bodman u n d Steck h o rn a ls J a g d b e u te nachgewiesen werden. A u ß e rd em is t eine
A hw u rfsch au fe l a u s einem Moorfund bei Steckborn am U n te rse e (Schweiz) im R osgarten-
Museum aufgehoben.
Keineswegs se lten is t d a s R e h (Capreolus capreolus L.), das in a llen g rö ß e re n P fa h lb
au ten , am häufig sten in Sip p lin g en , v e r tre te n ist. Ob d a s Reh d e r J u n g s te in z e it eine
g rö ß e re D u rch sch n ittsg rö ß e e rla n g te als d a s jetzige, b le ib t a n um fan g re ich e rem M a te ria l
festzustellen. F ü r die L än g e d e r u n te ren Ba ck en z ah n re ih e fa n d ich W e rte von 63—69 mm
(Alveolenmaß); M itte l au s 8 Messungen 67 mm. 8 Messungen a n rezentem W ü rttem h e rg e r
M a te ria l, w o ru n te r 6 Sechserböcke, e rg ab en W e rte von 60—69 mm, im M itte l n u r 63,5 mm.
Vom H i r s c h (Cervus elaphus L ), a ls dem häufig sten u n d am v ie lse itig s ten v e rw e rte ten
J a g d tie r, finden sich a u ß e r wegen des Knochen- u n d N e rv enm a rk e s geöffneten Teilen
zahlre ich e b e a rb e ite te K nochen u n d v o r allem Geweihreste vo r, wie a u s fü h rlic h e r in den
K a p ite ln S ipplingen, U n te ru h ld in g en , Bodman u.s.w. besprochen. Die Geweihreste, g rö ß te n te
ils v o n A h w ü r f e n h e rrü h re n d , zeigen vie lfa ch N ag e sp u re n v o n Mäusen u n d an d e ren
Nag e rn , wie heu te noch, wenn sie einige Z e it im W a ld e liegen bleiben. Die allgemeine
E rfa h ru n g , d aß d e r n eolithische H irsc h eine b ed eutende Größe e rlan g te , w ird b e s tä tig t.
Die M ax ima lw e rte R ü t i m e y e r s k o n n ten f ü r einige Skele tte ile e rh ö h t werden. Als
s tä rk s te s Geweih w u rd e eine A bw u rfs tan g e au s dem P fa h lb a u Bodman e rm itte lt m it einem
Rosenumfang von 30 cm (weitere Geweihmaße s. im K a p ite l Sip p lin g en , U n te ru h ld in g en ,
Nu ß d o rf, B odman u.s.w.). F ü r die L än g e d e r u n t e r e n B a ck en z ah n re ih e e rg ab en sich als
h öchste W e rte 129— 130—131— 132— 134 mm, f ü r die L än g e M l — M 3 (unten) W e rte von
80—84 mm, fü r 7 le tz te re u n te re Mola ren (M 3) L än g en von 3 2 ,5 ^ 3 7 mm. Zwei F e rs e n beine
von 130,5 u n d 129 mm g rö ß te r L än g e fa llen fa s t m it R ü t i m e y e r s Max imum von
130 mm f ü r schweizerische P fa h lb a u h irs c h e zusammen.
L eider scheinen im S c h rifttum Ang ab en ü b e r S k elettmessungen a n g ro ß en re z en ten
eu ropäischen R o th irsch e n zu fehlen, so d aß w i r s— abgesehen vom Schädel — kein e V e rg
leichswerte fü r u n s e r n eolithisches M a te ria l haben. R ü t i m e y e r s , a u f eine schwache
rezente H irsch k u h bezügliche Angaben, h ab en v ie lfa ch ü b e rtrieb en e V o rste llu n g en v o n d e r
Größe d e r n eolithischen H irsch e erweckt. Nach dem, was u n s a n Geweihen au s fre ie r d e u tsch
e r W ild h ah n au s dem 17. u n d 18., v e re in z e lt se lbst noch au s dem 19. J a h rh u n d e r t e rh
a lte n ist, z. B. in d e r e in z ig a rtig en S am m lu n g d e r G ra fe n v o n E r b a c h im Odenwald,
hab en diese H irsch e den n eolithischen in d e r S tä rk e des Geweihes n ic h t n achgestanden.
Meine Bemühungen, ein S k e le tt eines g ro ß en K a rp a th e n - oder U n g a rh irs c h e s zu V e rgleichszwecken
ausfindig zu machen, w a ren b ish e r erfolglos. W ed e r die zoologische S ta a ts