nicht so bestimmt und entschieden, daß man von einer Regelmäßigkeit sprechen könnte. Die Interferenzfarbe steigt
von 414 pp bis 600 pp. Da ich diese Art züchtete, hatte ich Gelegenheit, auch neugeborene Jungtiere und Larven
zu untersuchen. Die Topographie des Mosaikpanzers ist bei den Neugeborenen dieselbe wie bei den Erwachsenen,
aber der Panzer ist beträchtlich dünner. Dem Marsupium entnommene Larven haben ebenfalls schon einen Mosaikpanzer.
Platyarthrus Hoffmannseggi B r a n d t , Schöbli B.-L.
Die Randstruktur der thorakalen Tergiten besteht, hauptsächlich am Vorderrand, aus ziemlich breiten Platten,
welche meist gerade Auslöschung in bezug auf die Körperachsen zeigen. In den abdominalen Tergiten ist der Mosaikpanzer
aus einer Reihe länglicher Platten zusammengesetzt, welche annähernd auf beiden Rändern senkrecht stehen.
Der Mosaikpanzer von PI. Hoffmannseggi zeigt niedrigere Interferenzfarben (210 pp) als der von PI. Schöbli, bei
welchem ich 366,5 pp bis 581 pp Gangunterschiede beobachtete. Die Mosaikplatten des Hinterleibes weisen jedoch
auch hier niedrigere Farben (176,5 pp) auf.
Armadillidium frontirostre B.-L., vulgare hungaricum Csiki.
Die Mosaikplatten sind im allgemeinen isometrisch, oft mit welligen Umrissen. Randstruktur sehr schlecht
entwickelt. In den Seitenteilen der thorakalen Sterniten und in dem abgesetzten hinteren Saum der Sterniten
befinden sich ziemlich symmetrisch vorkommende kristallinische Flecken, welche an ihren Grenzen hier und da
auch zerstreute, unregelmäßige, dendritisch verzweigte Sphäriten aufweisen. Sonst sind aber die Sterniten durch
Amorphochalicose ausgezeichnet. Da schlechte Ausbildung oder sogar Fehlen der Randstrüktur, ferner vereinzeltes
Auftreten derselben auch bei anderen Armadillidien vorkommt, ist es nicht ausgeschlossen, daß wir für diese
Gruppe einen besonderen Typus werden errichten müssen. Vorläufig lasse ich sie mit dem Oniscus-'fyp vereinigt,
weil mein Material die richtige Beurteilung der Sachlage nicht ermöglicht.
Der Mosaikpanzer ist dick, die Interferenzfarben sind hoch. Am häufigsten sind die Farben von 917—926 pp
Gangunterschied (Gelb II. 0.). Ich fand aber einerseits so hohe Farben, welche mit dem BEREK’schen Kompensator
nicht mehr abkompensierbar waren (über die IV. Farbenordnung), anderseits konnten die Farben bis zu 600 pp
sinken.
Eine auffallende Erscheinung ist bei den Armadillidien, daß fast sämtliche gelbe (II. O.) Platten einen indigoblauen
Fleck in der Mitte haben oder aber einen indigoblauen Ring mit gelber Mitte. Da das Gelb II. O. einem Gangunterschied
von 906 pp, das Indigo dagegen nur 600 pp entspricht, liegt es auf der Hand, daß die indigoblauen Flecken
und Ringe Vertiefungen der Cuticula sind, unter welchen die doppelbrechende Schicht ihre durchschnittliche
Dicke verringert. Bei der Untersuchung in gewöhnlichem Lichte stellt es sich heraus, daß sehr kurze Borsten in
diesen Vertiefungen sitzen.
Die Topographie des Mosaikpanzers ist bei den Neugeborenen von A. vulgare hungaricum dieselbe wie bei den
Erwachsenen.
Echinarmadillidium fmxgaUi V e r h .
Die Randstruktur neben der Querleiste der thorakalen Tergiten fehlt. Vor dieser Querleiste sind die Mosaikplatten
normal entwickelt und die Interferenzfarben ungestört studierbar. Am häufigsten ist Bräunlichgelb I. 0.
(343 pp), am Rande des Segmentes kommen aber Gangunterschiede bis zu 573 pp vor. Der hinter der Querleiste
liegende Teil der Tergiten ist mit groben, kreis- oder ellipsenförmigen Grübchen bedeckt. Diese Vertiefungen verursachen
eine schöne Mannigfaltigkeit der Interferenzfarben, welche sehr lehrreich ist und uns nachstehend etwas
eingehender beschäftigen wird. Die Grübchen haben keine topographischen Beziehungen zu den Mosaikplatten.
In dem Bereiche einer Mosaikplatte kommen mehrere Grübchen vor, welche oft durch die Grenzen der Platten
halbiert werden.
Hemilepistus Klugi B.-L.
Der Mosaikpanzer ist den Armadillidien ähnlich gebildet. In die Seitenteile der thorakalen Sterniten dringen
kristallinische Flecken ein. Der Panzer scheint ziemlich dick zu sein1), weil die Mosaikplatten vor der Querleiste
der Tergite schon 331—379 pp Gangunterschied aufweisen und die Farben steigen in der Mitte der Tergiten bis
J) Es ist ein Wüstentier, siehe F attssek.: Biologische Untersuchungen in Transkaspien. (Verh. Buss. Geogr. Ges. Abt. f. allg.
Geogr. XXVII. 1906. p. 1—193, spez. p. 178—182 über die Biologie von Hemilepistus elegans U u .)
zu 833 pp. Aus der Cuticula ragen kleine, starke Borsten hervor, deren Insertionsvertiefung die Interferenzfarbe
von 577 pp zeigt.
Ich muß auf eine interessante Erscheinung aufmerksam machen. Cylisticus convexus, Armadillidium
frontirostre und A. vulgare hungaricum, Echinarmadillidium fruxgalii und Hemilepistus Klugi
besitzen alle die Eigenschaft, daß die Seitenteile der (sonst amorphkalkigen) thorakalen Sterniten
mehr oder minder kristallinische Flecken aufweisen. Wie wir noch unten sehen werden, ist diese
Eigenschaft bei dem Vertreter der Syspastiden (Syspastus brevicornis E b n .J noch ausgeprägter und
erreicht ihren höchsten Grad bei den Tyliden (Tylos Latreillei Aud.). Alle diese Arten sind R o ll-
t i e r e , die sich einkugeln können. Bei jenen Onisciden, welche keine Rolltiere sind, sind die thorakalen
Sterniten immer amorphkalkig. Die Bauchseite ist bei diesen Tieren durch die Einrollung genügend
geschützt, so daß wir diese festigkeitserhöhende Einrichtung der Sterniten nicht als Schutzeinrichtung
auffassen dürfen. Ich denke, daß sie viel mehr irgendwie in dem Mechanismus der Einrollung
x) ihre Erklärung findet. In dieser Richtung wären aber spezielle Untersuchungen anzustellen,
vorläufig bleibt die Sache dahingestellt.
U b e r d ie D ic k e d e s M o s a ik p a n z e rs .
In dem vorher Gesagten beschäftigte ich mich mit der Dicke des Mosaikpanzers nicht eingehend,
weil das nötige Tatsachenmaterial uns erst nach der Besprechung der Onisciden zur Verfügung steht.
Die Frage nach der Dicke des Mosaikpanzers, d. h. der doppelbrechenden Schicht, ist mit der
Frage nach der Dicke der Dünnschliffe in der Petrographie gleichbedeutend, und ihre Lösung ist
keine leichte Aufgabe. Es gibt dafür mehrere Methoden, aber auch die leichteste unter diesen erfordert
eine eingehende kristalloptische und mathematische Vorbüdung, welche mir E - leider — nicht zur
Verfügung stand.
T h e o r e tis c h gestaltete sich die Sache eigentlich sehr einfach. Man müßte nur auf der Cuticula
senkrechte Schnitte oder Schliffe hersteilen und unter gekreuzten Nicols die Dicke der anisotropen
Schicht mittels Mikrometers oder Schraubenokularmikrometers abmessen. P r a k t is c h geht es aber
nicht. Unentkalkte Cuticulastücke sind für Mikrotomschneiden nicht geeignet und auch die ange-
stellten Schleifversuche schlugen fehl. Ich probierte noch die Methode von A n t o n o w , nach welcher
die inkrustierten Stellen auch in entkalktem Material nachweisbar sind; die erzielten Ergebnisse
zeigen jedoch, daß diese wertvolle Methode sich in diesem Falle nicht bewährt.
Ich versuchte also der Frage auf optischem Wege näher zu treten. Wenn wir nämlich die Gangunterschiede
der Interferenzfarben annähernd oder genau zahlenmäßig kennen, so können wir gewisse
Schlüsse auf die r e l a t iv e Dicke der doppelbrechenden Schicht ziehen, weil, g le ic h e L a g e d e r
o p tis c h e n A ch se v o r a u s g e s e t z t , die Höhe der Interferenzfarben mit der Dicke der doppelbrechenden
Schicht direkt proportional ist. Auf diese Weise ist es möglich, daß wir 1. auf die Veränderungen
der Panzerdicke in dem Körper e in e s Tieres schließen können und 2. die Dicke des
Panzers v e r s c h ie d e n e r Arten vergleichend beurteilen können.
Im allgemeinen kann man sagen, daß z. B. eine Interferenzfarbe von 800 pp Gangunterschied
eine doppelt so dicke Schicht voraussetzt als eine Interferenzfarbe von 400 pp. Wenn wir also beim
Oniscus asellus einerseits Interferenzfarben von 370—389 p p , anderseits Farben von 760 pp Gangx)
Siehe V e r h o e f f : Zool. Anz. XXX. 1906. p . 805; XXXI. 1907. p . 501. Zool. Jahrb. Syst. LIX. 1930. p . 49.
Zoologica. Heft 80. 8