Der Panzer ist recht dick, was schon die Steifheit und Brüchigkeit der Cuticula verrät. Trotzdem
sehen wir zwischen gekreuzten Nicols sehr niedrige Interferenzfarben, welche höchstens das Grau I. 0.
( r = 100 fi) erreichen. Oftmals ist die Doppelbrechung erst mit der Anwendung der Gipsplatte
Bot I. 0 . nachweisbar.
Die Behandlung mit Salz- und Schwefelsäure zeigte zweifellos, daß es sich um CaC03 handelt;
ich vermutete das Vorhandensein von Vaterit. Die MEiGEN’sche Beaktion war vollkommen positiv.
Die Umwandlungsversuche haben meine Vermutung bestätigt. Die Cuticulastücke, in destilliertem
Wasser einige Minuten lang gekocht, verloren ihre Durchsichtigkeit und das doppelbrechende Material
wandelte sich in eine weißliche, körnige Masse um, welche sich als sehr stark doppelbrechend erwies.
Die Interferenzfarbe war schon nicht kompensierbar. Die Cuticulastücke, welche bei Zimmertempera
tu r 14 Stunden lang im destillierten Wasser standen, zeigten daß die ursprüngliche Kalkschicht
sich vollkommen in eine körnige oder sphäritische Masse umwandelte, welche eine sehr hohe Interferenzfarbe
aufwies. Die umgewandelten Massen gaben keine positive MEiGEN-Beaktion. Alle diese Erscheinungen
weisen darauf hin, daß der Kalk hier als V a t e r i t vorhanden ist.
Die Bauelemente sind so winzig, daß sie mit den mir zur Verfügung stehenden Vergrößerungen
nicht sichtbar waren, man kann also von einer kryptokristallinischen Struktur sprechen. Die Auslöschung
und die Aufhellung ist mancherorts derart, daß man auf Einzelkristalle schließen kann,
anderorts dagegen lassen sie Sphärite vermuten.
In dem konservierten Material fand ich viele Tiere, welche in dem Panzer inselartige, körnige
Flecke zeigten. Diese Flecken gaben keine positive MEiGEN-Beaktion und waren stark doppelbrechend.
Sie sind offenbar durch postmortale Umwandlung des Vaterits in Calcit entstanden. Es gab auch
einige Exemplare, bei welchen fast die ganze Cuticula schon diesen sekundären Zustand zeigte. Die
Untersuchung frisch getöteter Exemplare erwies, daß die Inkrustation mit V aterit als ursprünglicher
Zustand anzusehen ist.
Auf diese zwei Idotea-Arten gründe ich den Idotea-Typ, welchen ich folgendermaßen charakterisiere
:
1. A llg em e in e K a lk v e r h ä l tn i s s e : Vorherrschende Morphochalicose mit partieller Amor-
phochalicose und Achalicodermie.
2. M o d if ik a tio n d e s C aC 0 3: Vaterit.
3. G rö ß e n o rd n u n g d e r M o s a ik e lem e n te : Kryptokristallinisch.
4. S t r u k t u r : Kryptokristallinisch.
5. K r i s t a l lo g r a p h i s c h e F o rm : Nicht definierbar.
6. S p e z ie lle A u s b ild u n g :
7. O p tis c h e O r ie n tie ru n g ?
4. Flabel l if era.
In diese Unterordnung gehören die folgenden untersuchten Tiere:
Farn. C ym o th o id a e .
Unterfam. C iro la n in a e : Cirolana neglecta, Conilera cylindracea.
Unterfam. A e g in a e : Rodnela Dumerili.
Unterfam. C ym o th o in a e : Cymothoa sp., Nerodla neapöleta/na, Anilocra physodes, Cera-
tothöa oestroides, Emetha Audouini.
Farn. S p h a e rom id a e .
Sphaeromo- serratum, Naesa bidentata.
Die Verhältnisse des Mosaikpanzers erwiesen sich als ziemlich mannigfaltig, indem sie mich zu
der Aufstellung folgender Typen veranlaßten:
Cirolana-Typ; Cirolana, Conilera, Rodnela.
Cymothoa-Typ: Cymothoa, Nerodla, Anilocra.
Ceratothoa-Typ: Ceratothoa.
Emetha-Typ: Emetha.
Sphaeroma-Typ: Sphaeroma, Naesa.
Cirolana neglecta H a n s e n .
Ein Mosaikpanzer ist an den folgenden Stellen nachweisbar: Kopf, Tergiten und Pleuralplatten
der Mittel- und Hinterleibssegmente, Antennen, Augen, Mandibel samt Taster, Außenlade der ersten
Maxille, Basis der zweiten Maxille, Kieferfuß, Gehfüße, Protopodit und zum Teil das Exopodit des
ersten Pleopoden, Uropoden. Amorphoehalicose findet sich an den nachstehenden Stellen: Sterniten des
Mittel- und Hinterleibes, Innenlade der ersten Maxille, beide Laden der zweiten Maxille, zum Teil
das Epistom, sehr wenig das Endopodit und ein Teil des Exopoditen des ersten Pleopoden. Die Ooste-
giten, Pleopoden 2—5, Gelenk- und Intersegmentalhäutchen sind achalicoderm.
Der Mosaikpanzer zeigt zwischen gekreuzten Nicols ein wunderbar schönes Bild (Taf. V II Fig. 1
bis 3). Dicht nebeneinander stehen die schwarzen Kreuze, deren Zwischenräume in lebhaften Interferenzfarben
leuchten. Indigo-Blau II. 0 . ( r = 640 /xy) und Grün II. 0 . ( r = 780 /¿¡i) herrschen
vor. Manchmal findet man ein Netzwerk Blau II. 0 ., dessen Zwischenräume mit Braungelb I. 0 .
( r — 453 /x/x) ausgefüllt sind (also Vertiefungen!). Oder aber das Netzwerk ist Grün II. 0 . und die
Vertiefungen Blau II. 0 . 1).
In dem ersten Moment glaubt man, daß wir hier mit Sphäriten zu tu n haben. Bei genauerer
Untersuchung stellt es sich jedoch bald heraus, daß es sich um Sphenocyklen handelt, wie wir sie bei
den Oniscoideen kennen gelernt haben. Die Sphenocyklen sind sehr unregelmäßige Polygone, deren
Umrisse nur ausnahmsweise durch gerade Linien gebildet werden; im Gegenteil, sie sind überwiegend
wellenförmige, gezackte Linien, welche bei den benachbarten Sphenocyklen sozusagen nahtartig
ineinandergreifen (Taf. VII Fig. 2). • Die radialen Grenzen der Sektoren sind gerade Linien, welche
beim-Senken des Kondensors auch in gewöhnlichem Lichte gut sichtbar sind. Ganz überzeugend
wirkt aber das Dunkelfeldbild (Taf. VII Fig. 3). Die Dunkelfeldbeleuchtung ist für den Nachweis
Von Grenzlinien besonders geeignet ( S c h i e m a n n , p. 7 9 1 ).
Die Zahl der Sektoren in den Sphenocyklen schwankt zwischen 10—24. Das Zentrum fällt
fast nie mit dem ideellen Mittelpunkt zusammen, sondern erscheint mehr oder weniger nach der
Peripherie verschoben. Es ist hervorzuheben, daß die Zentren n ie von einem Kanal durchbohrt
oder mit einer Borste versehen sind. Die Größe der zentralen Winkel schwankt innerhalb desselben
Sphenocyklus sehr. In einem Sphenocyklus mit 22 Sektoren maß ich z. B. folgende Winkel:
16.2, 15,0, 18,9, 14,9, 15,6, 27,6, 13,5, 13,3, 13,0, 14,9, 10,4,
13.3, 15,6, 15,0, 9,3, 12,0, 15,8, 32,4, 19,4, 20,0, 18,2, 14,7°.
Die optischen Erscheinungen bestätigen nur die Auffassung, daß es sich hier um Sphenocyklen handelt.
Die Sektoren löschen in der Orthogonalstellung sprunghaft, mit scharfen Grenzen aus und
*) Im Laufe einer systematischen Arbeit habe ich Gelegenheit gehabt, festzustellen, daß Cirolana gallica H a n s e n (Neapel) einen
ähnlichen Panzer hat. Die Topographie habe ich nicht untersucht.