coderm oder mit partieller Achalicodermie amorphkalkig. Alptieus mit seiner Morphochalicose gekört
zu den nektoniseh-litoralen Formen. Die von mir und von K e l l y und P r e n a n t untersuchten Rep-
tan tia scheinen vorwiegend kristallinisch gepanzert zu sein, Sie sind benthonische Tiere.
Leider sind unsere Kenntnisse im Verhältnis zu der großen Zahl der rezenten Decapoden-Arten
noch verschwindend klein. Außerdem ist die Phylogenie der Decapoden noch so wenig aufgeklärt;
die Autoren vertreten manchmal so diamfetral entgegengesetzte Meinungen, daß man gar keine sichere
Basis findet, wenn der Versuch gemacht wird, die Panzerbildung mit der Phylogenie in Übereinstimmung
zu bringen.
Stomatopoda.
Squilla marctis L a t r .
Ich kann die Feststellung von K e l l y bestätigen, daß kein kristallinischer Kalk in dem Panzer
von Squilla vorkommt. Bei der Behandlung mit Salzsäure beobachtet man eine sehr lebhafte Gasentwicklung.
Mit Schwefelsäure entstehen in dem Panzer nadelförmige Gipskristalle. Die Kiemen,
die Augencuticula etc. sind achalicoderm. Es handelt sich also hier um herrschende Amorphochalicose
mit partieller Achalicodermie.
Squilla Desmaresti Risso.
Verhält sich ähnlich wie die vorige Art, aber das Integument ist verhältnismäßig viel reicher
inkrustiert. Mit Salzsäure zeigt sich eine stürmische Gasentwicklung.
Lysiosquilla eusebia Rissö.
Diese Art kann praktisch als achalicoderm bezeichnet werden.
L a rv e n .
Ich habe einige „Alima“- und ,-,Erichthus“-Larven untersucht.. Sie haben zwar keinen Mosaikpanzer,
aber mehr oder weniger amorpher Kalk war in der Cuticula immer nachweisbar. Die E n twicklungsstadien
der Stomatopoden wären sehr dazu geeignet, zu untersuchen, wie die Kalkverhältnisse
der Cuticula sich mit der Lebensweise ändern. Diese Larven ändern nämlich im Laufe ihrer
Metembryogenese nicht nur ihre Gestalt, sondern auch ihre Lebensweise ( K ü k b n t h a l , p. 1 0 5 6— 1 0 6 0 ).
Die Amorphochalicose und Achalicodermie der erwachsenen Tiere ist leicht verständlich, weil
sie einen ziemlich versteckten, verborgenen Aufenthaltsort haben. Sie leben in dem Boden wühlend
(SquiUa) oder aber hausen in selbstgefertigten Röhren {Lysiosquilla exccwatrix B r o o k s ). Andere
Lysiosquilla-Aiten haben sich in den Gängen von BahnogloSsus einquartiert (K ü k e n t h a l , p. 1 0 6 4 ).
Es ist also wahrscheinlich, daß der von dem Aufenthaltsort gebotene Schutz den kristallinischen Panzer
überflüssig machte. Dieser Umstand führte dann zur hochgradigen Rückbildung des Panzers von
Lysiosquilla.
Speziell über die Ökologie der untersuchten neapolitanischen Arten kann folgendes gesagt
werden.
Squilla mrntis kommt nach G l e s b r e c h t (2. p. 3 3 , 1 9 0 ) auf Detritus- und Schlammgrund vor
und gräbt sich in den feinen Schlamm ein. Nach J o h a n n e s W a l t e r 1) ist Squilla mrntis ein typisches
Schlammtier, welches Wohnröhren gräbt. Als Feinde kämen nach D o h r n und S c h m id t l e in (G i e s -
*) J ohannes Waltee: Die Sedimente der Taubenbank im Golfe von Neapel. (Abh. Akad. Wiss. Berlin. 1910. p. 1—49, spez.
b r e c h t , 2. p. 19 6 ) Sphaerechinus granularis und Octo-pus in Betracht. Diese sind jedoch nach G i e s -
b r e c h t (2. p. 1 9 8 ) nur Aquariumfeinde, weil sie einer ganz anderen Biozönose, wie Squilla, angehören.
Squilla desmaresti wurde nach G i e s b r e c h t (2. p. 33) auf den Posidonienwiesen am Posillip und
im Golf von Pozzuoli gefunden; sie soll aber nach G r a e f f e in dem Triester Golf in den tieferen Schlammgründen
in gegrabenen Gängen leben.
Für Lysiosquilla eusebia gibt G i e s b r e c h t (2. p. 4 4 ) als Biotop „Sandgrund“ an und er berichtet
(1. c. p. 1 9 0 ), daß die Tiere sich in den Sandboden eingraben. Auf Grund meines Befundes, d. h. der
Achalicodermie dieses Tieres, halte ich es für nicht wahrscheinlich, daß, wie J . W a l t e r (1. c. p. 36)
meint, diese Art als „Leitfossilie“ in Betracht kommen würde.
Obwohl diese Angaben noch recht dürftig sind, sieht man doch schon so viel, daß die Ökologie
dieser Tiere ein besonderes Schutzbedürfnis durch harten Panzer gar nicht voraussetzt.
Allgemeine Betrachtungen.
Im Laufe der Besprechung der einzelnen Ordnungen habe ich mehrmals darauf hingewiesen,
daß die Fälle der Achalicodermie und Amorphochalicose nicht alle gleicher Natur sind; man muß
vielmehr zwischen p r im ä r e n und s e k u n d ä r e n Zuständen unterscheiden. Je tzt, da das ganze
Tatsachenmaterial vorliegt, ist es vielleicht angebracht, diese Begriffe eingehender zu definieren,
auseinanderzusetzen und zu erörtern.
In der Begründung der primären und sekundären Zustände der cuticularen Kalkverhältnisse
müssen wir die allgemeine O rg a n is a tio n s h ö h e der Ordnung, die r e z e n te V e rw a n d ts c h a f t
der betreffenden Gruppe, die reell nachweisbaren S tam m fo rm e n oder die mutmaßlichen A h n e n
und d i e O n to s ta d ie n berücksichtigen. Es ist ferner zu betonen, daß wir die allgemeine V e rv o llk
om m n u n g und die S p e z ia lis ie ru n g streng auseinander zu halten haben. ^
Unter primärer Achalicodermie verstehe ich den kalkfreien Zustand der Cuticula bei Krebstieren
niederer Organisationshöhe, und zwar bei den Entomostraken ; weder die rezenten Verwandten
oder Stammformen, Ahnen, noch die Ontostadien haben eine verkalkte Cuticula.
Primäre Amorphochalicose bedeutet das Auftreten von amorphem Kalk bei Krebstieren niedriger
Organisation, a b e r bei spezialisierten Gruppen und bei höheren Krebsen (Malacostraca) mit
primitiver Organisation. Die Verwandten, Stammformen und die Ahnen sind noch achalicoderm,
aber die Ontostadien können schon amorphkalkig sein.
Morphochalicose ist für die niederen Krebse (Entomostraca) ein Zustand der Spezialisierung,
für die höheren Krebse (Malacostraca) der normale Zustand, welcher sich aus der allgemeinen Vervollkommnungstendenz
ergibt. Die Verwandten und die Ahnen besitzen Amorphochalicose, die
Ontostadien meist schon Morphochalicose.
Sekundäre Amorphochalicose bedeutet das Vorkommen, und zwar das vorherrschende Auftreten
des amorphen Kalkes bei Krebstieren höherer Organisation, welche in gewisser Hinsicht
spezialisiert sind. Die Verwandtschaft, Stammformen und Ahnen zeigen Morphochalicose; die Ontostadien
können ebenfalls Morphochalicose aufweisen.