Bei großen, ausgewachsenen Tieren erfährt in der Mehrzahl der Schleimdrüsen der Drüsenhals
eine so starke Dehnung, daß nunmehr die ganze Drüse ihre typische Flaschenform verliert und mehr
einem Säckchen ähnelt, an dem kaum die Stelle zu erkennen ist, wo der Hals aufhört und der Drüsenbeutel
anfängt (Fig. 29). Die Halszellen sind in diesen Fällen sehr schmal mit langgezogenen,
spindelförmigen Kernen, und die eben geschilderten beiden Zellschichten treten in ihrer Form und
Lagebeziehung nicht mehr so klar hervor. Indessen ist die Unterscheidung dieser beiden Lagen sehr
Textfig. 11. Hyla, Längsschnitt durch eine Schleim- Textfig. 12. Hyla, Schleimdrüse. Ok. 3.
drüse. Ok. 4. Obj. 6. 170 mm Zeichenapp. i/ia Immers. 170 mm Zeiohenapp.
wichtig, denn nur aus der inneren Halszellenlage wird entsprechend dem Epithelverbrauch in nicht
allzu alten Drüsenbeuteln der Ersatz bestritten.
Einen solchen Fall stellt die Textfigur 12 dar. Es ist eine Schleimdrüse, die eine sehr aktive
Sekretionsperiode hinter sich zu haben scheint. Von den Drüsenepithelzellen ist kaum noch etwas
zurückgeblieben. Noch ist der Beutel sta rk kontrahiert — ein Zeichen der früheren A k tiv itä t ,
schon ist aber der Ausführungsgang fest geschlossen und das Epithel wird regeneriert. Es sind an
den Seiten des Beutels bereits zwei spindelförmige, rein protoplasmatische Zellen zu sehen, ihre
Herkunft von der inneren Lage ist leicht feststellbar, da an der rechten Seite eine Halszelle eben im
Begriff ist, sich von dem Halszellenverband loszulösen und auch bereits spindelförmige Gestalt angenommen
hat. Auf Grund solcher Befunde kann ich mit Sicherheit angeben, daß das verbrauchte
Drüsenepithel von der inneren Halszellenlage aus ersetzt wird.
Die oben beschriebene Umformung der älteren Schleimdrüsen wird wahrscheinlich letzten Endes
auch darauf zurückzuführen sein, daß die innere Halszellenlage bereits ziemlich verbraucht ist und
nunmehr aus sehr kleinen und sta rk langgezogenen Elementen besteht.
Zum Schluß sei noch darauf hingewiesen, daß dem Gesagten zufolge die äußere Halszellenlage
als eine Muskelhülle anzusehen ist, die bereits unterhalb des Schließapparates beginnt und den ganzen
Drüsenbeutel umgibt. Sie ist wahrscheinlich dafür verantwortlich zu machen, daß bei vielen Drüsen
die gegenüberliegenden Halszellen sich fast berühren und der Halsgang kaum ein Lumen aufweist,
während bei anderen wieder ein weites Lumen wahrzunehmen ist.
D i e S o c k e l z e l l e n .
Im Bereiche des oberen Halsteiles ist es noch zu einer weiteren sehr auffallenden Zelldifferenzierung
gekommen. Es zeigt sich, daß die obersten Halszellen untereinander nicht gleichwertig sind,
sondern zweien von ihnen ist eine bestimmte funktionelle Sonderstellung zuteil geworden, die zu
morphologischen Besonderheiten geführt hat. An mittleren Längsschnitten, die durch mehr oder
weniger fest geschlossene Drüsen geführt sind, fielen mir zwei Zellen auf, die durch besonders dunkle
Färbung ihrer Kerne und einen abgerundeten hellen Zelleib von den anderen im Längsschnitt viereckigen
Halszellen sich scharf heraushoben. Es sind das gerade die Zellen des Halses, die in der
Öffnungsrichtung der beiden Schließapparatshälften liegen und an die auch unmittelbar die beiden
Schließzellen mit ihrem verjüngten unteren Ende ansetzen (Fig. 30). Dementsprechend habe ich sie als
Sockelzellen bezeichnet und glaube mit diesem Namen ihrer topographischen wie auch funktioneilen Bedeutung
gerecht geworden zu sein. — Ein Hauptkennzeichen ist, wie gesagt, die starke Färbungsintensitä
t der Kerne (tief schwarz mit H e i d e n h a i n , dunkelblau mit Hämalaun). Es muß aber gleich
die Einschränkung gemacht werden, daß dieses Verhalten der Kerne nicht als ein Dauerzustand anzusehen
ist, daß er vielmehr an ganz bestimmte Phasen geknüpft zu sein scheint. Dieses geht am deutlichsten
aus dem Verhalten der Sockelzellenkerne in weit offenen Ausführungsgängen hervor (Fig. 27),
wo die starke Affinität zu den eben genannten Farbstoffen nicht mehr vorhanden ist und wo in dem
aufgehellten Karyoplasma wieder Kernstrukturen zutage treten. Auf die Formveränderungen, die die
Sockelzellen in den offenen Ausführungsgängen erfahren, wird weiter unten näher eingegangen.
Da das Verhalten der Sockelzellkerne in den beiden extremen Phasen des Schließapparates ein
anderes ist, so ist auch bei allen Ubergangsstufen, die zwischen der weiten Öffnung und dem festen
Schluß des Ausführungsganges möglich sind, mit Übergängen im Kernverhalten der Sockelzellen zu
rechnen. So zeigt Fig. 31 in dem Schließapparat einer Giftdrüse einen Zustand der Sockelzellen,
in dem sie sich zwar berühren, ihre Kerne aber schon Kernstrukturen klar hervortreten lassen. Dem
entleerten Drüsenbeutel nach zu urteilen, könnte es sich vielleicht um einen sich wieder schließenden
Ausführungsgang handeln. Die sich berührenden Teile der Sockelzellen
zeigen ein etwas helleres Plasma als der übrige Teil der Zellen.
Auf demselben Bild (rechts) ist zu sehen, daß die Schließzelle der
Sockelzelle direkt auf sitzt, wobei die Berührungsfläche der beiden Zellen
nicht etwa aus dem apikalen Pol der Sockelzelle, sondern mehr seitlich,
der Hinterwand der letzteren näher liegt. Aus dieser nahen Beziehung
der Schließ- zu den Sockelzellen ist das Verhalten der letzteren beim öffnen
des Apparates erklärlich. Bei dem die beiden Schließzellen voneinander
entfernenden Öffnungsvorgang muß auch auf die Sockelzellen ein Druck
ausgeiibt werden, der sich in einer Formveränderung der letzteren äußert.
Den stärksten Ausdruck findet diese Formveränderung bei weit offenen
Textfig. 13. Offener Ausführungs- Ausführungsgängen,
gang mit verlagerter Sockelzelle SO. r» • a . . .
K-Kem der^basalen" Hornleiste. ■U le k o ck: e 1 z e l l e n e r s c h e i n e n d a n n a l s s e h r s c hma l e ,
Ok. 4. Obj. 6. 170 mm Zeiohenapp. m a n c hm a l w e i t n a c h o b e n ins G a n g l u m e n v e r l a g e r t e
Z e l l e n (Fig. 27). Die Verlagerung ist derart, daß, wenn im geschlossenen
Zustande die Sockelzellen weit unter dem Niveau der Epidermis zu liegen kommen, im offenen
sie nicht nur deren untere Grenze erreichen, sondern sogar oft noch weiter nach oben hinausgeschoben
werden (Textfig. 13).
Zoologien. Heft 78. ~